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Dohle Giechburg
Ein Wahrzeichen als Überlebensraum .....
Bild zum Eintrag (35868-160)
Die Giechburg im Landkreis Bamberg beherbergt die letzte große Dohlenkolonie in diesem Landkreis .. die Erhaltung dieser wertvollen Kolonie haben sich zahlreiche Partner auf die Fahnen geschrieben ....
Martin Wölker mit speziellen Dohlennisthilfen
Bild zum Eintrag (24137-160)
Gemeinsam für die Landkreis Dohlen
Bild zum Eintrag (24138-160)
Im Bild alle Beteiligten
Außergewöhnliches Artenhilfsprojekt
Außergewöhnliches Artenhilfsprojekt sichert die letzen großen Dohlennistplätze unserer Region.

In einer bisher einmaligen Gemeinschaftsaktion in unserer Region ,  bei der neben der Unteren Naturschutzbehörde Bamberg , dem Landkreis Bamberg , dem Umweltamt der Stadt Bamberg , dem Energieversorger E.ON Bayern , dem Erzbistum Bamberg – Pfarrgemeinde St. Martin -  dem Landesbund für Vogelschutz als auch der Initiative Artenschutz im Steigerwald  vertreten waren , wurden die letzen größeren Dohlenkolonien in der Stadt und dem Landkreis Bamberg nachhaltig gesichert und optimiert.

Bamberg / Scheßlitz . Die Dohle ist unser kleinster einheimischer Rabenvogel und hat es nicht immer leicht gehabt. Im alten Volksglauben galten Corviden als Todesboten und Zaubervögel. Auf mittelalterlichen Abbildungen sind sie oft zusammen mit Hexen zu sehen.  Für Dohlen haben wir indes eine ganz besondere Verantwortung. Corvus monedula, das ist der wissenschaftliche Name der Dohle,  gibt es nämlich nur in Europa.

Die Dohle steht derzeit in Bayern auf der Vorwarnliste zur Roten Liste der gefährdeten Tiere Bayerns. Sie ist gleichfalls eine , nach dem Bundesnaturschutzgesetz Art. § 42 BNatschG eine besonders geschützte Tierart. Manche Bundesländer weist ihnen sogar einen noch höheren Schutzstatus zu.

Die Bestandsgröße der bayerischen Dohlen wird auf derzeit ungefähr 1000 Brutpaare geschätzt. Mitte der sechziger Jahre konnte noch ein geschätzter Gesamtsbestand von etwa 5.000 Brutpaaren ermittelt werden. 1980 waren es noch rund 2.000 Brutpaare. Die Anzahl der Brutpaare hat in Bayern somit in den letzten 35 Jahren um 80 Prozent abgenommen.

Auch die Kartierungen die der Artenschutz im Steigerwald in der Vergangenheit durchführte bestätigte diese Statistik. Denn in der Stadt und dem Landkreis Bamberg konnten sich ebenfalls nur noch sehr wenige nennenswerte Dohlenkolonien halten. Ein Hauptrückgangsgrund bei dieser Spezies liegt neben der Veränderung in der Landschaft und dem damit geschwundenem bzw. verändertem  Nahrungsangebot , welche in erster Linie aus Wirbellosen , kleinen Wirbeltieren, sowie Beeren besteht , häufig am Verlust vieler angestammter Nistplätze , welche auf Grund  von Altbausanierungen verloren gingen.

Eine dieser herausragenden mit etwa 25 bis 30 Exemplaren starken Dohlenkolonien, lebt an der Giechburg bei Scheßlitz , hier finden die bedrohten Vögel noch relativ geeignete Lebensräume vor um hier alljährlich erfolgreich ihren Nachwuchs aufzuziehen. Große Kolonien sind besonders wichtig für den Fortbestand der Dohlen im allgemeinen. Denn Untersuchungen der verschiednen Dohlenkolonien haben gezeigt , das die meisten Kolonien zusammenhängen und ein Austausch zwischen diesen stattfindet.

Aus den größeren Kolonien ( Mutterkolonien )  wandern dann die Vögel sozusagen las Überschuss in die Fläche ab , und können so die teilweise hohen Ausfallquoten anderer Kolonien ausgleichen , bzw. ergänzen. Diese Kolonien sind somit elementar wichtig für den Erhalt unserer Dohlen

Auf Grund der Tatsache , das sich jedoch der Dohlenbestand unseres Landkreises fast ausschließlich auf den Sektor Giechburg beschränkt ist es wichtig diese nachhaltig zu sichern und im Bestand auszubauen.

Grund genug für Thomas Köhler , Jürgen Koch vom Artenschutz im Steigerwald und Martin Wölker vom Landesbund für Vogelschutz eine außergewöhnliche Artenhilfsmaßnahme auf den Weg zu bringen , die verschiedenste Institutionen  zusammenbrachte ,  um diese bedrohte Vogelart konkret zu sichern.

Der Eigentümer der Giechburg , der Landkreis Bamberg erklärte sich auf Nachfrage spontan bereit das Gelände in und um die Giechburg zur Verfügung zu stellen. So wurden zusammen mit der im Vorfeld genannten Stelle um Roland Kutzelmann und Robert Martin , beide zeichnen zuständig für die Erhaltung des kulturhistorischen Gebäudes sowie der Unteren Naturschutzbehörde Bamberg um Josef Lang  kurzfristig ein Ortstermin vereinbart um  Bereiche auszuwählen die für diesen Zweck in Frage kommen.

Diese Bereiche fand man an exponiert gelegenen Baumriesen , denn  Dohlen brüten grundsätzlich bevorzugt so hoch wie irgend möglich. In diesen Sektoren konnten  nun Dank der hervorragenden und vollkommen kostenfreien Unterstützung durch Bayerns größten Energieversorger , der Firma E.on welche eigens mit einem geländegängigem Hubsteiger , der viele Kilometer herangefahren werden wurde  beteiligte ,  in die höchsten Regionen der Bäume spezielle Nisthilfen montiert werden.

Diese Nisthilfen , welche aus extrem langlebigen Holzbeton gefertigt wurden , sind ganz speziell auf die Bedürfnisse der Dohlen ausgerichtet. Die Einfluglöcher sind auf 80 Millimeter begrenzt ,somit wird die Konkurrenz von Tauben, Turmfalken, Waldkäuzen und Schellenten ausgeschlossen. Diese Nisthilfen bilden die ursprünglich bevorzugten Dohlennistplätze , die sich in  hohlen Baumstämme und alten Schwarzspechthöhlen befanden nach.

Bereits im März kommt Leben in die Dohlenkolonien. Mit imposanten Flug- und Balzspielen jagen die Vögel  umher. Die Flügel leicht gespreizt, stolzieren die Dohlenmänner „macho-like“  herum, um der Damenwelt zu imponieren. Aus diesem Grund wurde der frühe Monatagezeitpunkt der Nisthilfen , trotz der nicht besonders guten Witterung gewählt.

Beim Nestbau arbeiten beide Partner zusammen. Interessant sind die bevorzugten Baumaterialien, die von Kolonie zu Kolonie höchst unterschiedlich sein können, obwohl stets alle verschiedenen Materialien zur Verfügung stehen.

Durchschnittlich werden 5 Eier gelegt und rund 18 Tage lang bebrütet. Wenn die kleinen Dohlen ungefähr 28 Tage alt sind, verlassen sie zum ersten Mal ihr Nest um die Umwelt zu erkunden. Voll flugfähig sind sie allerdings erst mit 35 Tagen.

Dohlen brüten nur einmal im Jahr.

Bei Verlust des Geleges oder der Jungvögel findet so kein Ausgleich statt. Neben dem Nahrungsangebot (große Fluginsekten) wirkt sich besonders die durchschnittliche Niederschlagsmenge während der Brutzeit auf den Erfolg aus. Eine hohe Niederschlagsmenge mit vielen Regentagen führt zu hohen Verlusten der Jungvögel, da neben Kälte und Nässe die Altvögel auch nicht genügend Insekten erbeuten können.

Interessant ist, dass die meisten Jungdohlen im "kritischen" Alter zwischen ungefähr 30 und 40 Tagen erbeutet worden sind. Jungdohlen fliegen mit knapp 30 Tagen aus, flattern umher und müssen das richtige Fliegen erst noch lernen. In diesem "kritischen" Alter sind sie natürlich leichte Beute. Beutegreifer sind neben Waldkauz und Steinmarder auch die Hauskatze.

Die Jungensterblichkeit beträgt im ersten Lebensjahr gut 50 Prozent.



Das Pilotprojekt zeigte bereits im ersten Jahr der Umsetzung höchst erfreuliche Ergebnisse, die wir ihnen unter unseren weiteren "Dohlenrubriken" konkret vorstellen möchten.

Allen am Projekt "Giechburgdohlen" beteiligten Einzelpersonen und Institutionen zollen wir unseren ganz besonderen Dank.

Nur gemeinschaftlich war das Projekt in dieser Form überhaupt realisierbar.
Eine Burg als Oase des Dohlenschutzes
Bild zum Eintrag (35869-160)