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Dohlenschutz im Landkreis Bamberg 2011
Vom Bergfried als Brutfelsenersatz weggelockt
Vom Bergfried als Brutfelsenersatz weggelockt
03.03.2011
Moderner Artenschutz und Sanierung historischer Gebäude eine hervorragende Ergänzung / Erfolgreiche „Umsiedlung“ der Dohlen-Mutterkolonie
S C H E S S L I T Z
In der Märzensonne kreisen Dutzende schwarz-grau-blau schillernder Dohlen um den Bergfried der Giechburg: Hier lebt und brütet die größte Kolonie dieser taubengroßen Rabenvögel im Landkreis Bamberg.
Von einem grandiosen Erfolg sprach der Vorsitzende der Initiative „Artenschutz im Steigerwald“, Thomas Köhler, hinsichtlich dieses Dohlenprojekts.
Im Jahr 2003 habe die Initiative rund 15 Brutkästen hier in den Bäumen montiert, im Jahr 2004 seien bereitsdie ersten bebrütet und kurz darauf alle belegt gewesen, schilderte er dem Obermain-Tagblatt den Beginn.
Ein zweites Projekt folgte 2007, dieses Mal wurden nicht nur an der Burg selbst, sondern auch am unteren Parkplatz Nisthilfen montiert. Der obere Bereich ist vollständig besiedelt, am Parkplatz ist die Resonanz noch dünn. „Der Prozess kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen, wichtig ist der Er-
halt der Mutterkolonie an der Burg“, erläuterte Köhler.
Die Vogelschar besitze eine hohe Kopfstärke, der „Überschuss" an Nachwuchs werde neue Lebensräume besiedeln.Schon vor Jahrhunderten lebte eine riesige Dohlenkolonie auf der Giechburg, vor allem in der Zeit, als sie eine Ruine war. Problematisch wurde es für die Vögel, als der Landkreis die Burg vor 40 Jahren übernahm und mit der Sanierung begann.
Der Bergfried, der den Rabenvögeln als „Brutfelsenersatz“ diente, wurde hergerichtet und für Kunstausstellungen genutzt, die Dohlen störten mit ihren Verschmutzungen. „Wir wollten die Dohlen vom Gebäude zurück in ihre ursprüngliche Heimat, in die Bäume, locken“, erläuterte Köhler. Die Initiative Artenschutz versuchte den Spagat, und die Dohlen haben sich darauf eingelassen.
Drei Mutterkolonien gibt es in der Region: an der Giechburg, in Rattelsdorf und in Kloster Banz. Die Dohlen leben seit Hunderten von Jahren hier in der Nähe der Menschen. Neben mangelnde Brutplätzen haben die Dohlen, die auf der roten Liste stehen, heute ein weiteres Problem: Das Nahrungsangebot ist durch die industrialisierte Landwirtschaft rapide zurückgegangen. Nur wenige Jungvögel überleben, pro Brutpaar 0,75 Stück bei einer durchschnittlichen Gelegestärke von zwei bis vier Eiern, auch witterungsbedingt gibt es viele Ausfälle.
„Wir wollen Nistraum vorhalten“, erklärte der Vogelschützer, der das Füttern dieser Vögel als kontraproduktiv bezeichnet. Die Populationen müssen sich selbst am Leben erhalten können.Den Vögeln sei es egal, ob sie in Gebäudenischen oder Nisthilfen brüten. Doch in der weiteren Entwicklung bleiben
sie sich selbst überlassen. „Natur bleibt Natur, hier greifen wir nicht ein“, unterstrich Köhler.
Altenburg-Kolonie reaktivieren
Im Landkreis Bamberg gebe es im Vergleich zum „Ausnahme-Landkreis“Lichtenfels nur noch wenige Dohlen,die Kolonie auf der Altenburg in Bamberg, die noch vor 20 Jahren existierte,ist mittlerweile vollständig erloschen.
Der Grund war wie so oft die Schließung von Mauernischen und Öffnungen infolge von Gebäudesanierungen.„Wir wollen an kulturhistorischen Stellen ehemalige Dohlenpopulationen reaktivieren“, erklärte Köhler das Ziel der Initiative. Vor drei Jahren seien sie an den von dem Anliegen völlig überraschten Altenburgverein herangetreten.
Mit dessen Unterstützung haben sie dazu an der Altenburg Nistkästen aufgehängt. Hier hat sich zwar die kleinstrukturierte bäuerliche Bewirtschaftung des Berges erhalten, doch mögliche Nistplätze waren mit der Sanierung verschwunden. Inzwischen stehen hier nicht nur für Dohlen, sondern auch für Turmfalken und Fledermäuse Nisthilfen bereit.
„Es ist wichtig,alte Arten, die seit Jahrhunderten an Gebäuden leben, zu erhalten.“ Das Ver-
kitten von Burgen und Kirchen mache diese zu toten Elementen: „Glaube ist auch Artenschutz!“
Mit den Nisthilfeprojekten verbindet die Initative Artenschutz Steigerwald immer auch Umweltbildung. So befanden sich im Kirchturm in der Martinskirche in der Fußgängerzone in Bamberg, dem einzigen „Stadtbrutgebäude“, zwei Dohlenpaare. In Absprache mit der Kirchenstiftung durften die Dohlen bleiben, die Initiative Artenschutz installierte Nisthilfen und statteten sie mit Kameras aus. Die Daten
werden ins Naturkundemuseum gefunkt, wo die Besucher die Aufzucht der Jungvögel beobachten können.
Heute leben fünf Dohlenpaare in diesem Kirchturm. „Es ist elementar wichtig, bereits Kindern zu vermitteln, was im innerstädtischen Bereich möglich ist“, sagte Köhler.Das Anliegen, Brutplätze dauerhaft zu sichern, zu verhindern, dass die Artin den Innenraum gerät und trotzdem am Gebäude präsent bleibt, gelinge zunehmend gut. Die Initiative Artenschutz im Steigerwald sehe sich als Ansprechpartner, immer öfter würden Vertreter von Kirchen anrufen bei Problemen und um Hilfe nachsuchen.
Gemeinsam sei es bisher immer gelungen,für alle Beteiligten gute Lösungen zufinden. Köhler: „Dieser Weg ist mittlerweile ein Selbstläufer.“
Quellenangabe: Obermain-Tagblatt · Donnerstag, 3. März 2011 / Autor - Fotos Von Birgid Röde
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
Artenschutz im Steigerwald
03.03.2011
Moderner Artenschutz und Sanierung historischer Gebäude eine hervorragende Ergänzung / Erfolgreiche „Umsiedlung“ der Dohlen-Mutterkolonie
S C H E S S L I T Z
In der Märzensonne kreisen Dutzende schwarz-grau-blau schillernder Dohlen um den Bergfried der Giechburg: Hier lebt und brütet die größte Kolonie dieser taubengroßen Rabenvögel im Landkreis Bamberg.
Von einem grandiosen Erfolg sprach der Vorsitzende der Initiative „Artenschutz im Steigerwald“, Thomas Köhler, hinsichtlich dieses Dohlenprojekts.
Im Jahr 2003 habe die Initiative rund 15 Brutkästen hier in den Bäumen montiert, im Jahr 2004 seien bereitsdie ersten bebrütet und kurz darauf alle belegt gewesen, schilderte er dem Obermain-Tagblatt den Beginn.
Ein zweites Projekt folgte 2007, dieses Mal wurden nicht nur an der Burg selbst, sondern auch am unteren Parkplatz Nisthilfen montiert. Der obere Bereich ist vollständig besiedelt, am Parkplatz ist die Resonanz noch dünn. „Der Prozess kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen, wichtig ist der Er-
halt der Mutterkolonie an der Burg“, erläuterte Köhler.
Die Vogelschar besitze eine hohe Kopfstärke, der „Überschuss" an Nachwuchs werde neue Lebensräume besiedeln.Schon vor Jahrhunderten lebte eine riesige Dohlenkolonie auf der Giechburg, vor allem in der Zeit, als sie eine Ruine war. Problematisch wurde es für die Vögel, als der Landkreis die Burg vor 40 Jahren übernahm und mit der Sanierung begann.
Der Bergfried, der den Rabenvögeln als „Brutfelsenersatz“ diente, wurde hergerichtet und für Kunstausstellungen genutzt, die Dohlen störten mit ihren Verschmutzungen. „Wir wollten die Dohlen vom Gebäude zurück in ihre ursprüngliche Heimat, in die Bäume, locken“, erläuterte Köhler. Die Initiative Artenschutz versuchte den Spagat, und die Dohlen haben sich darauf eingelassen.
Drei Mutterkolonien gibt es in der Region: an der Giechburg, in Rattelsdorf und in Kloster Banz. Die Dohlen leben seit Hunderten von Jahren hier in der Nähe der Menschen. Neben mangelnde Brutplätzen haben die Dohlen, die auf der roten Liste stehen, heute ein weiteres Problem: Das Nahrungsangebot ist durch die industrialisierte Landwirtschaft rapide zurückgegangen. Nur wenige Jungvögel überleben, pro Brutpaar 0,75 Stück bei einer durchschnittlichen Gelegestärke von zwei bis vier Eiern, auch witterungsbedingt gibt es viele Ausfälle.
„Wir wollen Nistraum vorhalten“, erklärte der Vogelschützer, der das Füttern dieser Vögel als kontraproduktiv bezeichnet. Die Populationen müssen sich selbst am Leben erhalten können.Den Vögeln sei es egal, ob sie in Gebäudenischen oder Nisthilfen brüten. Doch in der weiteren Entwicklung bleiben
sie sich selbst überlassen. „Natur bleibt Natur, hier greifen wir nicht ein“, unterstrich Köhler.
Altenburg-Kolonie reaktivieren
Im Landkreis Bamberg gebe es im Vergleich zum „Ausnahme-Landkreis“Lichtenfels nur noch wenige Dohlen,die Kolonie auf der Altenburg in Bamberg, die noch vor 20 Jahren existierte,ist mittlerweile vollständig erloschen.
Der Grund war wie so oft die Schließung von Mauernischen und Öffnungen infolge von Gebäudesanierungen.„Wir wollen an kulturhistorischen Stellen ehemalige Dohlenpopulationen reaktivieren“, erklärte Köhler das Ziel der Initiative. Vor drei Jahren seien sie an den von dem Anliegen völlig überraschten Altenburgverein herangetreten.
Mit dessen Unterstützung haben sie dazu an der Altenburg Nistkästen aufgehängt. Hier hat sich zwar die kleinstrukturierte bäuerliche Bewirtschaftung des Berges erhalten, doch mögliche Nistplätze waren mit der Sanierung verschwunden. Inzwischen stehen hier nicht nur für Dohlen, sondern auch für Turmfalken und Fledermäuse Nisthilfen bereit.
„Es ist wichtig,alte Arten, die seit Jahrhunderten an Gebäuden leben, zu erhalten.“ Das Ver-
kitten von Burgen und Kirchen mache diese zu toten Elementen: „Glaube ist auch Artenschutz!“
Mit den Nisthilfeprojekten verbindet die Initative Artenschutz Steigerwald immer auch Umweltbildung. So befanden sich im Kirchturm in der Martinskirche in der Fußgängerzone in Bamberg, dem einzigen „Stadtbrutgebäude“, zwei Dohlenpaare. In Absprache mit der Kirchenstiftung durften die Dohlen bleiben, die Initiative Artenschutz installierte Nisthilfen und statteten sie mit Kameras aus. Die Daten
werden ins Naturkundemuseum gefunkt, wo die Besucher die Aufzucht der Jungvögel beobachten können.
Heute leben fünf Dohlenpaare in diesem Kirchturm. „Es ist elementar wichtig, bereits Kindern zu vermitteln, was im innerstädtischen Bereich möglich ist“, sagte Köhler.Das Anliegen, Brutplätze dauerhaft zu sichern, zu verhindern, dass die Artin den Innenraum gerät und trotzdem am Gebäude präsent bleibt, gelinge zunehmend gut. Die Initiative Artenschutz im Steigerwald sehe sich als Ansprechpartner, immer öfter würden Vertreter von Kirchen anrufen bei Problemen und um Hilfe nachsuchen.
Gemeinsam sei es bisher immer gelungen,für alle Beteiligten gute Lösungen zufinden. Köhler: „Dieser Weg ist mittlerweile ein Selbstläufer.“
Quellenangabe: Obermain-Tagblatt · Donnerstag, 3. März 2011 / Autor - Fotos Von Birgid Röde
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
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