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Dem Himmel entgegengebaut - Sanierung 2013 ...

Dem Himmel entgegengebaut
28.10.2013
An der „Oberen Pfarre“ wird aktuell an gleich zwei Bauabschnitten parallel gearbeitet. Einer liegt so weit oben, dass hier nur der Wanderfalke vorbeischaut.
Bamberg - 60 Meter. Der Kirchturm der „Oberen Pfarre“ am Kaulberg ist so hoch, dass er extra für die Bauphase einen Aufzug bekommen hat. Genauer gesagt, das Gerüst, das sich am Turm wie ein Außenskelett festklammert.
Der Baustellen-Lift, eine massive Metallplatte mit Geländer und Platz für fünf Menschen, rattert nach oben. Das Geländer reicht bis zur Hüfte. Je höher der Aufzug klettert, umso weiter schweift der Blick. Schon zeigt sich die Sternwarte im Südwesten.
Ungefähr bei Höhenmeter 50 schlägt einem der Wind ins Gesicht, zerzaust das Haar, fährt in die weißen Planen am Gerüst. Ursula Huber, Leitende Architektin auf der Baustelle, deutet auf ein Fenster am Kirchturm: Der Stein ist mit einer weißen Schicht überzogen – Vogelkot. „Wir haben hier einen Wanderfalken. Aus Naturschutz-Gründen haben wir mit dem Einrüsten des Turms gewartet, bis die Jungen flügge waren.“ Das war im Sommer 2013, dann kamen sofort die Gerüstbauer.
Die Zeit drängt, denn in der Bamberger Fußgängerzone wartet schon ein weiteres Gotteshaus auf seine Sanierung: Die Martinskirche muss in den nächsten Jahren von Grund auf statisch ertüchtigt werden.
Das bedeutet für die Obere Pfarre, die offiziell „Unsere Liebe Frau“ heißt: Die letzten beiden Bauabschnitte werden nicht nacheinander abgeschlossen. Sondern Bauabschnitt zwei – Chorraum innen und außen – und Bauabschnitt drei – der Turm – werden parallel bearbeitet. Der erste Bauabschnitt, die Sanierung des Hauptschiffs, ist dafür beendet. „Die Krippe wird pünktlich zum ersten Advent aufgebaut“, sagt Kirchenpfleger Günter Schulz-Hess.
Er hat die wirtschaftliche Verantwortung für das Großprojekt. Sechs Millionen Euro sind insgesamt für die Sanierung veranschlagt, etwa die Hälfte des Geldes sei bisher verbaut. „Wir sind im Kostenrahmen“, sagt der Kirchenpfleger.
90 Prozent der Kosten setzten sich aus Fördermitteln zusammen, 66 Prozent davon übernimmt die Erzdiözese, 24 Prozent stammen aus weiteren Fördermitteln. Die restlichen zehn Prozent muss die Gemeinde selbst aufbringen. „Das ist Bedingung für jede Förderung“, erläutert Schulz-Hess.
Das heißt: 700 000 Euro. „Die Spendenbereitschaft ist einfach toll. Wir spüren eine große Verbundenheit der Menschen im Berggebiet“, sagt Pfarrer Matthias Bambynek. Er berichtet davon, dass sich jemand zum 80. Geburtstag keine Geschenke wünscht, sondern eine Spende für die Obere Pfarre.
Wenn alles nach Plan läuft, können sämtliche Spender und Förderer das Ergebnis der Sanierung im Herbst 2014 sehen. Bis dahin soll alles fertig sein.
Die Sanierung war notwendig geworden, weil die Obere Pfarre unter Feuchtigkeitsschäden und statischen Problemen leidet. „In den Archivalien wird bereits ab 1711 immer wieder erwähnt, dass Stuck von der Decke fällt“, sagt Architektin Ursula Huber.
Die Ursache: Die gotische Kirche wurde in verschiedenen Bauphasen errichtet, wodurch bautechnische Schäden entstanden. Vor allem aber wurde bei der Barockisierung der Kirche massiv in den ursprünglich gotischen Baustil eingegriffen.
Tragende Bauteile wurden im Dachstuhl teilweise entfernt, die Kraft wurde vom Dach nicht mehr auf die Wände übergeleitet, und diese drifteten nach außen – am Ende bis zu fünf Zentimeter. Im Chor ist die gotische Architektur laut Ursula Huber noch besser erhalten, da sie nur oberflächlich barockisiert worden sei. „Im Langhaus ist die Barockisierung weiter gegangen, weil die Stuckdecke eingebaut wurde. Gotische Pfeiler wie im Chor sieht man im Langhaus nicht mehr.“
Apropos sehen: Vom 60 Meter hohen Kirchturm sieht man direkt hinunter auf den eingerüsteten Chor – von der einen Baustelle in die andere sozusagen. Aber hier oben geht der Blick eher gen Himmel, hinweg über Bambergs Dächer.
Die Perspektive ist ungewöhnlich, auf Augenhöhe mit dem Dom und Sankt Michael. Beim Blick über die Schulter leuchtet der Herbstwald.
In diesem Moment sollte man besser nicht daran denken, dass auch der Turm nicht nur wegen eingedrungener Feuchtigkeit, sondern vor allem aus statischen Gründen saniert wird.
Mit dem Dach beginnen die Arbeiter, dann wird „von oben nach unten saniert“, wie Architektin Huber erklärt. Dann wird das Gerüst nach und nach kleiner – wie auch die Lärmbelästigung für die Anwohner.
„Der Dreck und der Lärm sind enorm“, weiß Pfarrer Matthias Bambynek. „Es hallt extrem, wenn die Dachziegel nach unten fallen. Wir wissen um die Belastungen und sind dankbar, dass die Anwohner sie aushalten.“
Ebenfalls dankbar sind Pfarrer und Architektin für die gute Zusammenarbeit mit den Baufirmen, dem Statiker und dem Restaurationsleiter, wie sie betonen. Auch die Kooperation mit dem Denkmalschutz und der Erzdiözese funktioniere gut.
Vielleicht könnte diese die Gemeinde der Oberen Pfarre während der Bauphase mit einer kleinen Entschädigung der besonderen Art entlohnen: Ein Anwohner klagte jüngst, dass sein Fernseher nicht mehr richtig funktioniere – Das Gerüst störte den Empfang der Satellitenschüssel.
Da könnte man doch eine Webcam an der Kirchturmspitze von „Unsere Liebe Frau“ anbringen. Damit der Wanderfalke nicht als einziger die Aussicht genießen kann.
Quellenangabe:
Fränkischer Tag / 28.10.2013 / Autor Anna Lienhardt / Fotos Ronald Rinklef
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
28.10.2013
An der „Oberen Pfarre“ wird aktuell an gleich zwei Bauabschnitten parallel gearbeitet. Einer liegt so weit oben, dass hier nur der Wanderfalke vorbeischaut.
Bamberg - 60 Meter. Der Kirchturm der „Oberen Pfarre“ am Kaulberg ist so hoch, dass er extra für die Bauphase einen Aufzug bekommen hat. Genauer gesagt, das Gerüst, das sich am Turm wie ein Außenskelett festklammert.
Der Baustellen-Lift, eine massive Metallplatte mit Geländer und Platz für fünf Menschen, rattert nach oben. Das Geländer reicht bis zur Hüfte. Je höher der Aufzug klettert, umso weiter schweift der Blick. Schon zeigt sich die Sternwarte im Südwesten.
Ungefähr bei Höhenmeter 50 schlägt einem der Wind ins Gesicht, zerzaust das Haar, fährt in die weißen Planen am Gerüst. Ursula Huber, Leitende Architektin auf der Baustelle, deutet auf ein Fenster am Kirchturm: Der Stein ist mit einer weißen Schicht überzogen – Vogelkot. „Wir haben hier einen Wanderfalken. Aus Naturschutz-Gründen haben wir mit dem Einrüsten des Turms gewartet, bis die Jungen flügge waren.“ Das war im Sommer 2013, dann kamen sofort die Gerüstbauer.
Die Zeit drängt, denn in der Bamberger Fußgängerzone wartet schon ein weiteres Gotteshaus auf seine Sanierung: Die Martinskirche muss in den nächsten Jahren von Grund auf statisch ertüchtigt werden.
Das bedeutet für die Obere Pfarre, die offiziell „Unsere Liebe Frau“ heißt: Die letzten beiden Bauabschnitte werden nicht nacheinander abgeschlossen. Sondern Bauabschnitt zwei – Chorraum innen und außen – und Bauabschnitt drei – der Turm – werden parallel bearbeitet. Der erste Bauabschnitt, die Sanierung des Hauptschiffs, ist dafür beendet. „Die Krippe wird pünktlich zum ersten Advent aufgebaut“, sagt Kirchenpfleger Günter Schulz-Hess.
Er hat die wirtschaftliche Verantwortung für das Großprojekt. Sechs Millionen Euro sind insgesamt für die Sanierung veranschlagt, etwa die Hälfte des Geldes sei bisher verbaut. „Wir sind im Kostenrahmen“, sagt der Kirchenpfleger.
90 Prozent der Kosten setzten sich aus Fördermitteln zusammen, 66 Prozent davon übernimmt die Erzdiözese, 24 Prozent stammen aus weiteren Fördermitteln. Die restlichen zehn Prozent muss die Gemeinde selbst aufbringen. „Das ist Bedingung für jede Förderung“, erläutert Schulz-Hess.
Das heißt: 700 000 Euro. „Die Spendenbereitschaft ist einfach toll. Wir spüren eine große Verbundenheit der Menschen im Berggebiet“, sagt Pfarrer Matthias Bambynek. Er berichtet davon, dass sich jemand zum 80. Geburtstag keine Geschenke wünscht, sondern eine Spende für die Obere Pfarre.
Wenn alles nach Plan läuft, können sämtliche Spender und Förderer das Ergebnis der Sanierung im Herbst 2014 sehen. Bis dahin soll alles fertig sein.
Die Sanierung war notwendig geworden, weil die Obere Pfarre unter Feuchtigkeitsschäden und statischen Problemen leidet. „In den Archivalien wird bereits ab 1711 immer wieder erwähnt, dass Stuck von der Decke fällt“, sagt Architektin Ursula Huber.
Die Ursache: Die gotische Kirche wurde in verschiedenen Bauphasen errichtet, wodurch bautechnische Schäden entstanden. Vor allem aber wurde bei der Barockisierung der Kirche massiv in den ursprünglich gotischen Baustil eingegriffen.
Tragende Bauteile wurden im Dachstuhl teilweise entfernt, die Kraft wurde vom Dach nicht mehr auf die Wände übergeleitet, und diese drifteten nach außen – am Ende bis zu fünf Zentimeter. Im Chor ist die gotische Architektur laut Ursula Huber noch besser erhalten, da sie nur oberflächlich barockisiert worden sei. „Im Langhaus ist die Barockisierung weiter gegangen, weil die Stuckdecke eingebaut wurde. Gotische Pfeiler wie im Chor sieht man im Langhaus nicht mehr.“
Apropos sehen: Vom 60 Meter hohen Kirchturm sieht man direkt hinunter auf den eingerüsteten Chor – von der einen Baustelle in die andere sozusagen. Aber hier oben geht der Blick eher gen Himmel, hinweg über Bambergs Dächer.
Die Perspektive ist ungewöhnlich, auf Augenhöhe mit dem Dom und Sankt Michael. Beim Blick über die Schulter leuchtet der Herbstwald.
In diesem Moment sollte man besser nicht daran denken, dass auch der Turm nicht nur wegen eingedrungener Feuchtigkeit, sondern vor allem aus statischen Gründen saniert wird.
Mit dem Dach beginnen die Arbeiter, dann wird „von oben nach unten saniert“, wie Architektin Huber erklärt. Dann wird das Gerüst nach und nach kleiner – wie auch die Lärmbelästigung für die Anwohner.
„Der Dreck und der Lärm sind enorm“, weiß Pfarrer Matthias Bambynek. „Es hallt extrem, wenn die Dachziegel nach unten fallen. Wir wissen um die Belastungen und sind dankbar, dass die Anwohner sie aushalten.“
Ebenfalls dankbar sind Pfarrer und Architektin für die gute Zusammenarbeit mit den Baufirmen, dem Statiker und dem Restaurationsleiter, wie sie betonen. Auch die Kooperation mit dem Denkmalschutz und der Erzdiözese funktioniere gut.
Vielleicht könnte diese die Gemeinde der Oberen Pfarre während der Bauphase mit einer kleinen Entschädigung der besonderen Art entlohnen: Ein Anwohner klagte jüngst, dass sein Fernseher nicht mehr richtig funktioniere – Das Gerüst störte den Empfang der Satellitenschüssel.
Da könnte man doch eine Webcam an der Kirchturmspitze von „Unsere Liebe Frau“ anbringen. Damit der Wanderfalke nicht als einziger die Aussicht genießen kann.
Quellenangabe:
Fränkischer Tag / 28.10.2013 / Autor Anna Lienhardt / Fotos Ronald Rinklef
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Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
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