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Seminararbeiten zu alternativen Nutzpflanzen 31.07.2011
Seminararbeiten zu alternativen Nutzpflanzen 31.07.2011
Seminararbeiten zu alternativen Nutzpflanzen in Wikipedia zugänglich
31.07.2011
Zürich - Wikipedia ist umstritten, weil die Richtigkeit der Fakten nicht überprüft werden kann. Lehrpersonen verbieten deshalb häufig, dass aus Wikipedia zitiert wird.
ETH-Professor Achim Walter hat den Spiess nun umgedreht: Seine Studierenden beziehen ihre Infos nicht von Wikipedia, sondern verfassen selbst Einträge.
Langeweile kam dieses Jahr bei den Studierenden am Lehrstuhl für Kulturpflanzenwissenschaften nicht auf. Anstatt einen der üblichen Vorträge über eine sogenannte alternative Nutzpflanze vorzubereiten, hatten die Teilnehmer die Aufgabe, einen Wikipedia-Eintrag zu verfassen.
Die angehenden Pflanzen- und Agrarwissenschaftler machen damit ihr erlerntes Wissen und ihre Recherchen nicht nur ihren Kommilitonen zugänglich, sondern allen Wikipedia-Nutzern.
Alternativen zu Hauptkulturpflanzen
Alternative Nutzpflanzen sind Pflanzen, die in weniger starkem Ausmass kultiviert und für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden als Hauptkulturpflanzenarten wie Mais, Weizen und Reis. Letztere decken den weltweiten Kalorienverbrauch zu über 50 Prozent. Tausende von Nutzpflanzen werden zwar weltweit angebaut, aber nur wenige Dutzend davon in grossem Massstab. Hunderte von ihnen verfügen über ein grosses Potenzial. «Bei diesen Pflanzen lohnt es sich, ihren Anbau stärker zu propagieren», sagt Achim Walter, Professor am Institut für Agrarwissenschaften und Initiator des aussergewöhnlichen Seminars.
Eine der selten gewordenen Nutzpflanzen ist Buchweizen. «Buchweizen könnte in derselben Liga wie die heute dominierenden Kulturpflanzenarten spielen», ist Walter überzeugt. Buchweizen ist in der Schweiz vor allem durch die Puschlaver Pizzoccheri bekannt. Doch schon lange wird diese Spezialität nicht mehr mit Buchweizen aus dem Puschlav hergestellt. Der Anbau kam fast in der gesamten Schweiz zum Erliegen und Puschlaver Pastaproduzenten müssen auf Buchweizen aus dem Ausland zurückgreifen.
Vergessene Nahrungsproduzenten
Doch nicht nur in den Bündner Bergtälern, sondern vor allem in Afrika und in den Bergregionen Südamerikas schlummert einstiges Wissen und liegen genetische Ressourcen brach. Von diesem Kapital, so Walter, muss das Welternährungssystem in Zukunft profitieren, wenn es die Versorgung der wachsenden Bevölkerung sicherstellen will. Aus den Bergregionen der Anden kam vor einigen hundert Jahren die Kartoffel nach Europa, um dann in Form von Pommes frites, Chips und Rösti einen weltweiten Siegeszug anzutreten. Die Inkas kultivierten jedoch viele weitere Knollenfrüchte wie etwa Oca (http://en.wikipedia.org/wiki/Oca) oder Ulluco (http://en.wikipedia.org/wiki/Talk:Ulluco). «Sie besitzen ähnlich fantastische Eigenschaften», schwärmt Walter, betont jedoch, dass sie selbst bei der lokalen Bevölkerung immer mehr in Vergessenheit geraten.
Schier unerschöpflich ist die Vielfalt an Früchten, Gewürz- und Heilpflanzen, die zu den alternativen Kulturpflanzen gezählt werden. So haben die Studierenden erstmals das Potenzial der südafrikanischen Pflaume Carissa macrocarpa beschrieben, oder etwa einen Beitrag über Tamarillos verfasst, die bei uns in manchen Geschäften bereits erhältlich sind. «Diese vitaminreiche Frucht könnte auch bei uns angebaut werden; dann müssten viele der bunten Tupfer in unseren Obstregalen nicht mehr um die halbe Welt reisen», sagt Walter.
Wissen erhalten
Über viele alternative Nutzpflanzen gibt es fundierte Studien, die nicht für jedermann - etwa in Afrika oder Südamerika - zugänglich sind. «Die Fachartikel sind häufig schon sehr alt, nur gedruckt und nicht elektronisch verfügbar», sagt Walter. Wenn die Pflanzen lange nicht mehr angebaut werden, geht das Wissen um sie mehr und mehr verloren. Für den Pflanzenforscher ist Wikipedia deshalb ein gutes Portal, um Wissen aufrechtzuhalten. Walter sieht darin eine Motivationsquelle, sich mit derartigen Themen auseinanderzusetzen und diese in zeitgemässer Form zu erarbeiten. «In Wikipedia zu publizieren hat einen bleibenden Wert. Das spricht viele junge Menschen an, die nicht nur in der virtuellen Welt etwas bewegen wollen.»
Die Aufgabe der 14 Seminarteilnehmer bestand darin, eine in Vergessenheit geratene oder gar unbekannte Nutzpflanze zu beschreiben. Über die Pflanze ihrer Wahl mussten sie dabei Informationen zu Herkunft, Klimaansprüchen, Anbau, Biologie und Nutzung zusammentragen.
Nach etwa zwei Drittel des Kurses erstellte Walter mit seinen Studierenden eine Zwischenbilanz zu den bis dahin erarbeiteten Resultaten. Enttäuscht mussten zwei Studierende feststellen, dass die ursprünglich vorhandenen Wikipedia-Beiträge inzwischen so stark angepasst und überarbeitet worden waren, dass sie nicht wirklich Neues mehr beitragen konnten. In der ganzen Diskussion um die Seriosität von Wikipedia zeigte dies den Seminarteilnehmern aber auch, wie dynamisch und zuverlässig sich die Datenbasis von Wikipedia weiterentwickelt.
Alle Beiträge der Studierenden wurden in Zweiergruppen und anschliessend durch Achim Walter gegengelesen, korrigiert und nach Bedarf überarbeitet. Danach wurden sie im englischsprachigen Wikipedia hochgeladen (siehe Links bei den erwähnten Nutzpflanzen). Die Studierenden erhielten dabei Unterstützung von Urs Brändle vom E-Learning Center der ETH Zürich und Walters Oberassistent Andreas Hund.
Wissenschaftlich fundiert
Bis anhin sei mit Ausnahme von ein paar wenigen Rechtschreibkorrekturen kaum Kritik eingetroffen, hält Walter fest. Ein Beitrag sei von einem Wikipedia-Administrator wieder gelöscht worden, da hier die Wikipedia-Etikette verletzt worden sei. Eine Studentin hatte allzu forsch einen bereits bestehenden, schlecht strukturierten Eintrag komplett gelöscht und durch ihren Eigenen ersetzt. Hätte sie die Struktur und den Inhalt des bestehenden Eintrags Stück für Stück verbessert und so den unbekannten Erstellern des ursprünglichen Eintrags die Möglichkeit zur Interaktion gegeben, wären die Spielregeln gewahrt worden. Auch dies stellte eine lehrreiche und letztendlich für alle Kursteilnehmer vertrauensschaffende Erfahrung im Umgang mit Wikipedia dar, betont Walter.
Mit der Arbeit für Wikipedia hat Achim Walter in seinem Seminar gleichzeitig einen Nutzen für die Allgemeinheit geschaffen, Begeisterung für sein Fach geweckt und den Studierenden die Regeln, Chancen und Risiken im Umgang mit Wikipedia vermittelt. Der Wissenschaftler ist davon überzeugt, dass die Studierenden mit ihren Wikipedia-Einträgen dazu beitragen, Wissen um vergessene Pflanzen ins Internet-Zeitalter hinüberzuretten und überraschende Optionen für unsere künftige Ernährung aufzeigen.
Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, Simone Ulmer, 25.07.2011
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
Artenschutz im Steigerwald
Copyright: Proplanta ® | 31.07.2011 | www.proplanta.de
31.07.2011
Zürich - Wikipedia ist umstritten, weil die Richtigkeit der Fakten nicht überprüft werden kann. Lehrpersonen verbieten deshalb häufig, dass aus Wikipedia zitiert wird.
ETH-Professor Achim Walter hat den Spiess nun umgedreht: Seine Studierenden beziehen ihre Infos nicht von Wikipedia, sondern verfassen selbst Einträge.
Langeweile kam dieses Jahr bei den Studierenden am Lehrstuhl für Kulturpflanzenwissenschaften nicht auf. Anstatt einen der üblichen Vorträge über eine sogenannte alternative Nutzpflanze vorzubereiten, hatten die Teilnehmer die Aufgabe, einen Wikipedia-Eintrag zu verfassen.
Die angehenden Pflanzen- und Agrarwissenschaftler machen damit ihr erlerntes Wissen und ihre Recherchen nicht nur ihren Kommilitonen zugänglich, sondern allen Wikipedia-Nutzern.
Alternativen zu Hauptkulturpflanzen
Alternative Nutzpflanzen sind Pflanzen, die in weniger starkem Ausmass kultiviert und für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden als Hauptkulturpflanzenarten wie Mais, Weizen und Reis. Letztere decken den weltweiten Kalorienverbrauch zu über 50 Prozent. Tausende von Nutzpflanzen werden zwar weltweit angebaut, aber nur wenige Dutzend davon in grossem Massstab. Hunderte von ihnen verfügen über ein grosses Potenzial. «Bei diesen Pflanzen lohnt es sich, ihren Anbau stärker zu propagieren», sagt Achim Walter, Professor am Institut für Agrarwissenschaften und Initiator des aussergewöhnlichen Seminars.
Eine der selten gewordenen Nutzpflanzen ist Buchweizen. «Buchweizen könnte in derselben Liga wie die heute dominierenden Kulturpflanzenarten spielen», ist Walter überzeugt. Buchweizen ist in der Schweiz vor allem durch die Puschlaver Pizzoccheri bekannt. Doch schon lange wird diese Spezialität nicht mehr mit Buchweizen aus dem Puschlav hergestellt. Der Anbau kam fast in der gesamten Schweiz zum Erliegen und Puschlaver Pastaproduzenten müssen auf Buchweizen aus dem Ausland zurückgreifen.
Vergessene Nahrungsproduzenten
Doch nicht nur in den Bündner Bergtälern, sondern vor allem in Afrika und in den Bergregionen Südamerikas schlummert einstiges Wissen und liegen genetische Ressourcen brach. Von diesem Kapital, so Walter, muss das Welternährungssystem in Zukunft profitieren, wenn es die Versorgung der wachsenden Bevölkerung sicherstellen will. Aus den Bergregionen der Anden kam vor einigen hundert Jahren die Kartoffel nach Europa, um dann in Form von Pommes frites, Chips und Rösti einen weltweiten Siegeszug anzutreten. Die Inkas kultivierten jedoch viele weitere Knollenfrüchte wie etwa Oca (http://en.wikipedia.org/wiki/Oca) oder Ulluco (http://en.wikipedia.org/wiki/Talk:Ulluco). «Sie besitzen ähnlich fantastische Eigenschaften», schwärmt Walter, betont jedoch, dass sie selbst bei der lokalen Bevölkerung immer mehr in Vergessenheit geraten.
Schier unerschöpflich ist die Vielfalt an Früchten, Gewürz- und Heilpflanzen, die zu den alternativen Kulturpflanzen gezählt werden. So haben die Studierenden erstmals das Potenzial der südafrikanischen Pflaume Carissa macrocarpa beschrieben, oder etwa einen Beitrag über Tamarillos verfasst, die bei uns in manchen Geschäften bereits erhältlich sind. «Diese vitaminreiche Frucht könnte auch bei uns angebaut werden; dann müssten viele der bunten Tupfer in unseren Obstregalen nicht mehr um die halbe Welt reisen», sagt Walter.
Wissen erhalten
Über viele alternative Nutzpflanzen gibt es fundierte Studien, die nicht für jedermann - etwa in Afrika oder Südamerika - zugänglich sind. «Die Fachartikel sind häufig schon sehr alt, nur gedruckt und nicht elektronisch verfügbar», sagt Walter. Wenn die Pflanzen lange nicht mehr angebaut werden, geht das Wissen um sie mehr und mehr verloren. Für den Pflanzenforscher ist Wikipedia deshalb ein gutes Portal, um Wissen aufrechtzuhalten. Walter sieht darin eine Motivationsquelle, sich mit derartigen Themen auseinanderzusetzen und diese in zeitgemässer Form zu erarbeiten. «In Wikipedia zu publizieren hat einen bleibenden Wert. Das spricht viele junge Menschen an, die nicht nur in der virtuellen Welt etwas bewegen wollen.»
Die Aufgabe der 14 Seminarteilnehmer bestand darin, eine in Vergessenheit geratene oder gar unbekannte Nutzpflanze zu beschreiben. Über die Pflanze ihrer Wahl mussten sie dabei Informationen zu Herkunft, Klimaansprüchen, Anbau, Biologie und Nutzung zusammentragen.
Nach etwa zwei Drittel des Kurses erstellte Walter mit seinen Studierenden eine Zwischenbilanz zu den bis dahin erarbeiteten Resultaten. Enttäuscht mussten zwei Studierende feststellen, dass die ursprünglich vorhandenen Wikipedia-Beiträge inzwischen so stark angepasst und überarbeitet worden waren, dass sie nicht wirklich Neues mehr beitragen konnten. In der ganzen Diskussion um die Seriosität von Wikipedia zeigte dies den Seminarteilnehmern aber auch, wie dynamisch und zuverlässig sich die Datenbasis von Wikipedia weiterentwickelt.
Alle Beiträge der Studierenden wurden in Zweiergruppen und anschliessend durch Achim Walter gegengelesen, korrigiert und nach Bedarf überarbeitet. Danach wurden sie im englischsprachigen Wikipedia hochgeladen (siehe Links bei den erwähnten Nutzpflanzen). Die Studierenden erhielten dabei Unterstützung von Urs Brändle vom E-Learning Center der ETH Zürich und Walters Oberassistent Andreas Hund.
Wissenschaftlich fundiert
Bis anhin sei mit Ausnahme von ein paar wenigen Rechtschreibkorrekturen kaum Kritik eingetroffen, hält Walter fest. Ein Beitrag sei von einem Wikipedia-Administrator wieder gelöscht worden, da hier die Wikipedia-Etikette verletzt worden sei. Eine Studentin hatte allzu forsch einen bereits bestehenden, schlecht strukturierten Eintrag komplett gelöscht und durch ihren Eigenen ersetzt. Hätte sie die Struktur und den Inhalt des bestehenden Eintrags Stück für Stück verbessert und so den unbekannten Erstellern des ursprünglichen Eintrags die Möglichkeit zur Interaktion gegeben, wären die Spielregeln gewahrt worden. Auch dies stellte eine lehrreiche und letztendlich für alle Kursteilnehmer vertrauensschaffende Erfahrung im Umgang mit Wikipedia dar, betont Walter.
Mit der Arbeit für Wikipedia hat Achim Walter in seinem Seminar gleichzeitig einen Nutzen für die Allgemeinheit geschaffen, Begeisterung für sein Fach geweckt und den Studierenden die Regeln, Chancen und Risiken im Umgang mit Wikipedia vermittelt. Der Wissenschaftler ist davon überzeugt, dass die Studierenden mit ihren Wikipedia-Einträgen dazu beitragen, Wissen um vergessene Pflanzen ins Internet-Zeitalter hinüberzuretten und überraschende Optionen für unsere künftige Ernährung aufzeigen.
Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, Simone Ulmer, 25.07.2011
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Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
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