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Waldeslust, Waldesfrust
Waldeslust, Waldesfrust

01.10.2011

Naturschutz Anfang des Jahres hat Ebrach ein großes Waldnaturschutzgebiet auf oberfränkischem Gebiet beantragt. Doch die Initiative, von der Staatsregierung nicht eben befördert, droht im Sande zu verlaufen.



Ebrach - ( Ofr. )  An schlechte Nachrichten hat man sich in Ebrach in den letzten Monaten gewöhnen müssen. Im Frühsommer erst haben sich die Pläne für ein „Haus der Buchen“ trotz Förderzusage und der Unterstützung vieler, auch universitärer Institutionen zerschlagen. Ein ähnliches Schicksal droht nun auch dem vom Markt Ebrach geforderten Waldschutzgebiet, das sich auf Oberfranken beschränken sollte.

Knapp ein Jahr ist es her, dass die Steigerwaldgemeinde mit einem Plan aufhorchen ließ, wie man ihn in dieser Form selten in Bayern erlebt hat. Die Regierung solle ein Waldnaturschutzgebiet von 2000 Hektar Fläche auf Staatsforstgebiet errichten, umgeben von einer ähnlich großen extensiv genutzten Pufferzone. So lautete der Wunsch aus Oberfranken. Auch der Kreistag des Landkreises Bamberg, allen voran Landrat Günther Denzler (CSU), hat den Antrag und das Projekt unterstützt, weil er darin eine konkrete Chance für eine Nachmeldung des Steigerwalds für den Titel Weltnaturerbe erkannte.

Anfangs sah es auch nicht schlecht aus: Immerhin hatte sich noch im April der Naturschutzbeirat der Regierung einstimmig für die Erweiterung der bestehenden Naturschutzgebiete als Grundlage für ein Weltnaturerbe im Steigerwald ausgesprochen. „Damit kann der Steigerwald um eine große Attraktion reicher werden“, ließ Regierungspräsident Wilhelm Wenning damals verlauten.

Doch fragt man heute bei der Regierung nach, was aus dem ehrgeizigen Vorhaben geworden ist, erfährt man wenig Konkretes. Einerseits bestehen an der Eignung der vorgeschlagenen Wälder wenig Zweifel, andererseits hält man den Antrag durch das Nein der Staatsregierung zum „Haus der Buchen“ für teilweise hinfällig. Die Initiative droht im Sande zu verlaufen.

Allzu überraschend ist das nicht. Auch Naturschützer wie der Bamberger Biologe Winfried Potrykus machen sich mittlerweile keine Illusionen mehr, dass es noch zu einer Kehrtwende zugunsten eines Weltnaturerbes kommen könnte – trotz der dringend benötigten Impulse für den Steigerwald und obwohl sich in Oberfranken alle handelnden Akteure einig sind. „Dazu sind die Gegner einfach zu mächtig“, sagt Potrykus.

Zu ihnen gehört nicht nur Gerhard Eck, Staatssekretär aus Donnersdorf, sondern auch Bayerns Landwirtschaftminister Helmut Brunner (beide CSU). Was letzterer von den Plänen im oberfränkischen Teil des Steigerwalds hält, offenbarte er unlängst bei einem Jubiläum der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittelfrankens in Triesdorf. Forderungen nach einer Umsetzung der von der eigenen Bundesregierung beschlossenen Biodiversitätsstrategie nach mehr Waldschutz bezeichnete er als „Naturschutzfetischismus“ und „Urwald-Träumerei“. Von den dort anwesenden Waldbesitzern forderte er, mehr statt weniger Holz einzuschlagen.

Nicht nur bei den Grünen lösen solche Aussagen Kopfschütteln aus. „Dieser Minister blockiert die Entwicklung unserer Region aktiv“, sagt Andreas Lösche, der Kreisvorsitzende der Bamberger Landkreisgrünen. Bei den oberfränkischen Parteikollegen besteht laut Lösche Einigkeit darüber, dass ein Titel Weltnaturerbe die beste Voraussetzung wäre, um im Steigerwald für die nötige strukturelle Belebung zu sorgen: „Es besteht dringender Handlungsbedarf“, meint Lösche vor dem Hintergrund schwindender Bevölkerungszahlen. Die Staatsregierung selbst gehe von einer Halbierung der Schülerzahlen bis 2029 aus.

Trotz des politischen Gegenwinds aus München hält Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD) an den Plänen für seine Gemeinde fest. Er macht gleichwohl keinen Hehl daraus, dass er mit der Entwicklung nicht zufrieden ist: „Wir haben einen weitsichtigen Landrat, der rechtzeitig die Weichen gestellt hatte. Wenn die verschlafene Staatsregierung nicht alles kaputt gemacht hätte, wären wir heute schon Weltnaturerbe.“ Auch Landrat Günther Denzler kann eine gewisse Verdrossenheit nicht ableugnen. „Die Widrigkeiten sind enorm“, bekennt er nach mittlerweile fast fünfjährigem Ringen um den Steigerwald.

Dennoch arbeitet er mit dem Verein „Naturerbe Buchenwälder“ weiter an einer möglichen Nominierung Ebrachs bei der Unesco. Unter dem Schlagwort „Mixed Sites“, also gemischte Welterbestätten, könnte Ebrach eine zweite Chance haben, hofft das Bamberger Landkreisoberhaupt. Sie stützt sich auf die Bedeutung der mittelalterlichen Klosterkirche als Symbol für das kulturelle Erbe der Zisterzienser zusammen mit der weitgehend unversehrten Waldherrlichkeit. Doch die Hürden für eine solche Anerkennung sind hoch. Die Bewerbung verlangt einen langen Atem.


Handthal hat die Nase vorn

Unterdessen zeichnet sich ab, dass Unterfranken in der vom Landwirtschaftsministerium gefertigten Rangliste möglicher Standorte für das Forstzentrum Nachhaltigkeit die Nase vorn hat. Handthal steht auf Platz 1, Michelau/Sudrach auf Platz 2, während sich Ebrach mit Platz 3 und 4 zufriedengeben muss.

Als Hauptargument gegen Ebrach wird der mangelnde politische Konsens für diesen Standort genannt.

Ein Alleinstellungsmerkmal für Ebrach ist das freilich nicht. Einigkeit ist für keinen der acht Vorschläge zu erwarten. Die Entscheidung soll Mitte Oktober im Kabinett fallen.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / Autor Michael Wehner|  01.10.2011  | www.infranken.de        
   

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

Artenschutz im Steigerwald