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Pilzberater(in) dringend gesucht
Pilzberater(in) dringend gesucht

24.10.2011

Die bekannte Anlaufstelle in der Luitpold-Apotheke ist verwaist, seit Irmgard Krommer-Eisfelder altersbedingt kürzertritt. Auch bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kennt man niemanden in der Region, der einspringen könnte.

Bamberg -
Apothekerin Ursula Rudisch ist froh, dass sich die Pilze in diesem Herbst eher rar machen. Denn die Pilzberatung, die seit Jahrzehnten in „ihrer“ Luitpold-Apotheke angesiedelt war, ist verwaist. Wenn sich niemand findet, der die Nachfolge der 88-jährigen Irmgard Krommer-Eisfelder antritt, dann droht in Bamberg eine gefragte Einrichtung verloren zu gehen.
Im Herbst 2010 nahm Irmgard Krommer-Eisfelder noch gelegentlich in der Luitpoldstraße 33 eine Pilzberatung vor. Sie führte sie in der Tradition von Apotheker Bolling fort, der sie in der Luitpold-Apotheke etabliert und den sie zu dessen Lebzeiten schon manchmal vertreten hat. Nach dessen Tod Ende der 1980er Jahre übernahm die Pilz-expertin das Ehrenamt dauerhaft. Weil sie in der Nähe wohnte, konnte sie bei Bedarf oft ganz unbürokratisch vorbeikommen, wenn Pfiffersucher in der Apotheke um einen prüfenden Blick auf ihren Fund baten. In sehr guten Pilzjahren setzte die Pilzberaterin ohnehin meist feste Sprechstunden an.

Damit ist es vorerst vorbei. Die 88-Jährige lebt jetzt in einem Bamberger Seniorenheim. Sie bedauert selbst, dass sie keinen Nachfolger hat. Insofern ist die Naturwissenschaftlerin froh, dass 2011 kein gutes Pilzjahr und der Beratungsbedarf eher klein ist.

Dennoch sprachen in den vergangenen Wochen immer wieder Pilzsammler in der Luitpold-Apotheke vor. Rudisch musste sie enttäuschen und unverrichteter Dinge wegschicken. Die Apothekerin sagt, sie würde gern weiterhin Räume für eine Pilzberatung zur Verfügung stellen, wenn sich jemand findet, der die nötige Qualifikation hat.

Und genau da liegt das Problem. Anerkannte Pilzberater scheinen im Raum Bamberg so rar zu sein wie heuer die „Pfiffer“. Fehlanzeige, wo auch immer man nachfragt. Weder im Rathaus noch im Landratsamt, weder im Naturkundemuseum noch im Gesundheitsamt kennt man Personen, die in Frage kämen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) muss passen. Sie führt in ihrer Datenbank für den Großraum Bamberg keinen öffentlich gelisteten Kandidaten. „Es ist derzeit kein uns bekannter Fachmann in der Nähe. Auch die Suche nach einem Pilzverein in und um Bamberg verläuft negativ“, teilte Dieter Oberle mit. Er ist der Beauftragte für Pilzsachverständige in der DGfM.

Wie er im FT-Gespräch darlegte, ist der Begriff Pilzberater allerdings kein geschützter. Insofern könne sich jeder Selbstberufene so nennen. Die DGfM versucht laut Oberle zwar seit Jahren eine staatliche Anerkennung für die nach den Verbands-Regeln ausgebildeten „Pilzsachverständigen DGfM“ zu erreichen. Das sei aber noch nicht gelungen.

Obwohl man Speisepilze inzwischen fast rund ums Jahr kaufen kann, ist eine Pilzberatung aus Oberles Sicht wichtiger und populärer denn je. Er führt zwei Argumente an: Erstens handele es sich bei der Handelsware meist nicht um Wildpilze. Zweitens nimmt nach seiner Einschätzung das Interesse an Pilzen durch die modernen Medien und eine wachsende Zahl von „neuen Naturernährern“ unaufhaltsam zu: „Man will halt gesund leben und hier kommt man auch auf das Thema Pilze.“

So groß das Interesse an Pilzen sei, so wenig wüssten die Menschen noch über sie. Viele Kenntnisse seien verloren gegangen, seit Familien nicht mehr auf die Früchte des Waldes als Nahrungsmittel angewiesen sind, gibt der Pilzspezialist zu bedenken. In der „schlechten Zeit“ hätten die Leute sich zumindest mit den Speisepilzen ausgekannt und noch gewusst, wie man sie für den Winter bevorraten kann. Heute sei dieses Wissen über die Haltbarmachung von Pilzen weitgehend verschwunden, was er bedauert.

Hier schließt sich für Oberle der Kreis. „Das Problem ist, dass man Pilze nicht einfach anhand von Bildern und Beschreibungen im Internet und auf dem iPhone sicher bestimmen kann. Also suchen die Leute doch die Pilzberatung auf. Das Risiko ist ihnen dann doch zu groß, trotz aller Mediennutzung.“

Ob und wann es wieder eine Anlaufstelle geben wird, scheint derzeit fraglich. Auch wenn immer von der Bamberger Pilzberatung die Rede ist: „Das war nie eine offizielle Stelle“, sagt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar.


Pilze in Franken auf den Seiten des Artenschutz in Franken unter http://www.artenschutz-steigerwald.de/index.php?lang=de&p=80000&cid=&id=28498 ( Oktoberpilze ) oder die gesamte Aufstellung unter http://www.artenschutz-steigerwald.de/index.php?lang=de&p=80000&cid=&id=26895

Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Bamberg / Autor Jutta Behr-Groh / 24.10.2011 / www.infranken.de


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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