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Ganze Völker sterben
Ganze Völker sterben

29.02.2012

Nicht der strenge Winter, sondern der Parasit Varroa macht den Bienen zu schaffen.

Landkreis Haßberge -
Dem strengen Winter folgt ein böses Erwachen. Für viele Bienenvölker im Landkreis Haßberge sieht’s übel aus. „Rund ein Drittel der eingewinterten Völker wird das Frühjahr nicht erleben“, prophezeit Peter Kirchner, der Vorsitzende des Imkervereins Kirchlauter und Umgebung. Ihm selbst seien sieben seiner 21 Bienenvölker verendet. Die Zahl ist nicht übertrieben, bestätigt der Kreisvorsitzende Werner Hornung. Mancher Imker habe sogar schon die Hälfte seiner Völker verloren. Kirchners traurige Bilanz vom Lehrbienenstand in Kirchlauter: „Alle Neuköniginnen sind tot.“

Verantwortlich für dieses unheimliche Völkersterben ist unter anderem die Varroa-Milbe, knapp zwei Millimeter groß, braun und ungeheuer aggressiv. Daher auch der lateinische Name Varroa destructor. Laut Hornung gebe es zwar allerlei Regeln zur Behandlung der Bienen gegen die Varroa-Milbe, aber aufzuhalten sei der Parasit offenbar nicht.

Die Milbe setzt sich mit Vorliebe auf die noch ungedeckelte Brut, vor allem auf die Drohnen, erläutert Imker Kirchner. Wenn der Milbennachwuchs dann zusammen mit der Bienenbrut schlüpft, befalle der Parasit seuchenartig die anderen Bienen.

Kirchner verrät einen alten Imker-Trick: „Wir bringen die Bienen dazu, Drohnen nur auf einer Wabe zu brüten“, erklärt er. Die anderen Waben mitsamt der Brut und der Varroa bekommen die Hühner zu fressen. Dadurch erreiche man etwa 60 bis 70 Prozent weniger Varroa-Befall. Aber eben nur 60 bis 70 Prozent weniger.

Sonst ist auch Kirchner auf die Bekämpfung mit Ameisensäure angewiesen. Die Biene überlebe das, der Parasit gehe kaputt, sagt er. Um noch einmal sicherzugehen, dass sich die Varroa im Winter nicht im Stock ausbreitet, gibt es dann noch eine Winterbehandlung mit Oxalsäure.

Trotzdem kamen ihm sieben seiner Völker abhanden. Der passionierte Züchter kennt den Grund: „Keine Biene stirbt freiwillig im Stock. Ist die Varroa zu stark verbreitet, dann sieht die Biene im Stock keine Chance mehr und flieht zu anderen Bienenvölkern.“ Dumm nur, dass die Varroamilben mit auswandern. So werden auch andere Völker angesteckt. Bei der Jahresversammlung seines Ortsverbands unterstrich Kirchner daher die Dringlichkeit einer Behandlung der Bienen. „Die Honigernte im letzten Jahr war groß wie nie“, berichtete er, doch das könne sich ändern, fürchten seine Kollegen.

Das Bienensterben im Landkreis bereitet Sorgen, da es in diesem Jahr insgesamt stärker ist als gewöhnlich. Das musste auch Imker Stefan Hümpfner aus Zeil erfahren. Ein Fünftel seiner Völker hat nicht überlebt – und die kritische Phase ist noch nicht vorbei. Allerdings relativiert er die Aufregung, denn eine Sterbequote von bis zu dreißig Prozent sei nicht ungewöhnlich. „Wenn allerdings alle Faktoren ideal sind, dann sollten es nur zehn bis 15 Prozent sein“, so Hümpfner.

Die Varroa-Milbe sei jedoch nicht der einzige Grund, weshalb es den Bienen in diesem Jahr schlecht erginge. Laut Hümpfner sei es unter anderem auch die einseitige Ernährung, die die Bienen anfällig für Krankheiten mache. Da in der Landwirtschaft meist große Flächen mit nur einer Pflanze, etwa Mais oder Raps, angebaut werden, hätten die Bienen keine Auswahl in ihrer Nahrung. „Das ist so, als wenn wir jeden Tag nur Schnitzel essen würden“, sagt Hümpfner. Studien haben ergeben, so der Imker weiter, dass Stadtbienen inzwischen sogar gesünder leben als Landbienen. Das Jahr 2011 war indes ein sehr erfolgreiches für die Imker. Der durchschnittliche Honigertrag lag um 20 Prozent höher als sonst. Das Bienensterben im Frühjahr bedeutet für viele jedoch einen starken Einschnitt. Der Grund: Die meisten Imker im Landkreis betreiben ihre Bienenstöcke nur als Hobby und das Sterben ganzer Bienenvölker bedeutet einen spürbaren Verlust. „Hat jemand beispielsweise sechs Bienenvölker besessen und alle verloren, dann hat er neben dem Materialverlust auch noch hohe Kosten für eine Neuanschaffung“, erklärt Hümpfner. Ein Bienenvolk kostet etwa 100 Euro – ohne Zubehör.

Der Ersatz von sechs Völkern würde also 600 Euro kosten. Dabei müsste auch noch der Verlust dazugerechnet werden, schließlich könne der Imker einige Zeit keinen Honig verkaufen. „Sind allerdings zwei Völker übrig, dann hat der Imker gute Chancen, bis zum Herbst wieder auf sechs Bienenvölker zu kommen“, so Hümpfner.

Allgemein steige das Ansehen der Imkerei. Immer mehr Menschen fänden den Weg zur Bienenzucht.

So fanden am Lehrbienenstand im Jahr 2011 zahlreiche Aktivitäten statt, darunter elf Gruppenbesuche und Informationsveranstaltungen.

Man habe im Umfeld Blumenwiesen geschaffen und an interessierte Imker wurden 72 Königinnen verteilt. Davon schlüpften 58 und etwa 45 wurden begattet, lautete die erfreuliche Bilanz.

Auch das Imkern auf Probe laufe hervorragend, so Hornung, und der Freistaat Bayern habe die Förderung für diese Nachwuchs-Kampagne angehoben. Der Verein in Kirchlauter, der zur Jahrtausendwende noch 20 Mitglieder zählte, ist auf inzwischen 49 Mitglieder angewachsen, darunter neun Imker auf Probe. gg/eki/mak


Quellenangabe: Fränkischer Tag Hassberge / 29.02.2012 /


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken