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Wildschweine machen die Mainaue unsicher
Wildschweine machen die Mainaue unsicher

13/14.03.2012

Der Keiler, der bei Limbach einen Spaziergänger angegriffen hat, war zwar ein Einzelgänger, aber alleine war er nicht: Auf der Halbinsel tummeln sich offenbar auch etliche Muttertiere mit Frischlingen. Wer da unterwegs ist, sollte auf der Hut sein, warnen die Jäger.


Eltmann - Der 47 Jahre alte Spaziergänger, der am 29. Februar in der Mainaue bei Eltmann/ Limbach von einem Keiler angegriffen und schwer verletzt wurde, ist wieder zuhause, aber von dem Vorfall gezeichnet. „Es ging um Leben und Tod“, sagt der Mann, dem es derzeit noch schwer fällt, über das traumatische Erlebnis zu sprechen.

Nach wie vor rätselhaft ist für alle Tier- und Jagdexperten der Angriff des Keilers, denn normalerweise sind Wildschweine extrem menschenscheu und fast ausschließlich in der Dämmerung unterwegs. Dass der 120 Kilogramm schwere Keiler tagsüber möglicherweise gezielt einen Menschen attackierte und ihm tiefe Fleischwunden sowie mehrere Knochenbrüche zufügte, beschreibt ein Waidmann als ein Ereignis, „dass so selten ist wie ein Sechser im Lotto“.

Als potenziell aggressiv gelten nämlich vor allem Muttersauen (Bachen) mit Jungen (Frischlingen), wobei allerdings auch hier der Angriff auf einen Menschen das letzte Mittel ist, zu dem die Wildtiere greifen. „In aller Regel suchen die Tiere ihr Heil in der Flucht, denn sie wissen ja aus der Erfahrung, dass sie von den Menschen nichts Gutes zu erwarten haben“, sagt der Vorsitzende der Kreisgruppe Haßfurt im Landesjagdverband, Rudolf Meyer aus Wülflingen.

Seiner Meinung nach muss „einiges zusammengekommen“ sein, um den Keiler-Angriff zu erklären: Möglicherweise war das Tier aufgrund einer früheren Verletzung außergewöhnlich aggressiv; und vermutlich wurde der Angriff nicht durch den Spaziergänger selbst ausgelöst, sondern durch dessen Hund, der den Keiler in seiner Mittagsruhe aufgeschreckt hatte.


Alte Schussverletzung?

„Sie müssen wissen, dass so ein Keiler gut hört und riecht, aber schlechte Augen hat“, erklärt Meyer. Es könnte also so gewesen sein, dass der gestörte Keiler nicht den Menschen im Visier hatte, sondern dem Hund nachjagte. Als dieser sich in Panik zurück zu seinem Herrchen flüchtete, nahm das Unglück seinen Lauf: Der Keiler rannte mit voller Wucht den Spaziergänger über den Haufen.
Meyers Thesen bestätigt zu einem guten Teil der Limbacher Tierarzt Markus Rost, der den Kadaver des Keilers untersucht hat, nachdem ihn der Jagdpächter Franz Rebhan erlegt hatte. Das ungewöhnliche Verhalten des Wildtieres hatte das Veterinäramt in Haßfurt mit seinem Leiter Werner Hornung veranlasst, den Kadaver zunächst zu beschlagnahmen und unter anderem wegen einer möglichen Tollwuterkrankung gründlich unter die Lupe nehmen zu lassen. Dazu wurde der Kopf des Keilers abgetrennt und in das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim gebracht. Dort bestätigte sich der Tollwutverdacht nicht. Der Tierarzt Markus Rost hat allerdings eine ältere Schussverletzung im Körper des Keilers gefunden. „Wenn sie jüngeren Datums war, könnte sie erklären, warum der Keiler so saumäßig drauf war“, sagt Meyer. Der Kadaver konnte übrigens nicht verwertet werden, sondern wurde in die Tierkörperbeseitigungsanlage Walsdorf gebracht.

Für den Jagdfachmann ergibt sich aus dem Vorfall bei Limbach eine weitere Schlussfolgerung: Eine Wildsau kommt selten allein. Zwar gelten ältere Keiler als Einzelgänger, in der Regel suchen sie aber doch die Nähe zu einer Rotte. Auf der Mainhalbinsel hinter dem Sportgelände in Limbach tummeln sich nach Beobachtung von Jägern zahlreiche Wildschweine und derzeit auch Bachen mit Frischlingen.

„Dort sind sie ungestört“, sagt Meyer. Der Jäger legt Spaziergängern ans Herz: „Man sollte seinen Hund an der Leine lassen und nicht gerade in der Abenddämmerung dort spazieren gehen oder joggen.“ Mit einem Keiler sei nicht zu spaßen, „und mit einer wütenden Wildsau-Mutter möchte ich gleich zweimal nichts zu tun haben.“


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge  / 13.03.2012 / Autor Günter Flegel


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken






„Wildsäue vermehren sich wie Karnickel“

13/14.03.2012

Eltmann -
Die Landwirte klagen, die Jäger sind machtlos. Seit einigen Jahren wird auch im Landkreis Haßberge ein rasantes Anwachsen der Wildschweinpopulation beobachtet. Als Folge der warmen Sommer gibt es reichlich Eicheln und Bucheckern, die Hauptnahrung der Wildschweine. Auch der verstärkte Anbau von Mais (Bioenergie) sorgt für einen gedeckten Tisch.

Die Folge ist laut Werner Hornung vom Veterinäramt in Haßfurt: „Die Wildschweine vermehren sich wie die Karnickel“. Dadurch erhöht sich in den angestammten Revieren der Rotten der Populationsdruck. Da die Tiere als überaus robust und anpassungsfähig gelten, erobern sie neue Lebensräume wie die Mainaue bei Limbach oder sogar dicht besiedeltes Gebiet. In Berlin etwa sind die Wildschweine in den Parks und Gärten zu einer Plage geworden. Tun die Jäger nicht genug? Dazu sprach unsere Zeitung mit Martin Schrauder von der unteren Jagdbehörde am Landratsamt in Haßfurt.

Haben Wildschweine im Moment Schonzeit?


Martin Schrauder: Die Schonzeit von Wildschweinen richtet sich nach ihrem Alter. Schwarzwild wird dem Alter nach unterteilt in Frischlinge (einjährige Wildschweine), Überläufer (ein- bis zweijährige Schweine), sowie Bachen (ältere weibliche Wildschweine) und Keiler (ältere Männchen). Keiler und Bache dürfen in der Zeit von 16. Juni bis 31. Januar bejagt werden, haben also im Moment Schonzeit. Frischlinge und Überläufer dürfen gejagt werden.

Warum hat sich der Keiler so ungewöhnlich verhalten?


Üblicherweise meidet Schwarzwild den Kontakt mit Menschen und ergreift die Flucht, sobald ein Mensch bemerkt wird. Außerdem sind Wildschweine aufgrund der sehr intensiven Bejagung zumeist nachts aktiv. Es kann in Ausnahmefällen zu Angriffen kommen, etwa wenn ein verletztes Tier sich in die Enge getrieben fühlt oder aber Jungtiere verteidigt werden.

Woher kam der Keiler?

Über die Herkunft des Keilers kann nur spekuliert werden. Keiler sind üblicherweise Einzelgänger, die sich nur zur Fortpflanzung zu den Rotten gesellen. Dementsprechend selten sind alte Keiler auch zu sehen. Im Übrigen zeigt Schwarzwild oft kein ausgeprägtes Revierverhalten, sondern streift umher



Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge  / 13.03.2012 / Autor Günter Flegel


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

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