Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Lieber Storch, schau doch mal vorbei
Lieber Storch, schau doch mal vorbei

06.06.2012

Zwei brütende Storchenpaare hat der Landesbund für Vogelschutz in Unterfranken gezählt. Entsprechend selten lassen sich die Vögel auch im Landkreis Haßberge blicken. Doch das könnte sich bald ändern.


Kreis Haßberge -
Was hat er nicht alles für Namen, der großstelzige Vogel: Meister Langbein, Adebar, Segenbringer, Froschpicker und hierzulande auch Ex-Unterfranke. Doch sollte man ihn einfach Storch nennen, um ihn am Ende nicht ganz und gar zu verkraulen.

Ex-Unterfranke stimmt sowieso nicht ganz, aber, und das ist leider wahr, er hat sich rar gemacht in der Region. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat nachgezählt und heuer in ganz Bayern 265 brütende Storchenpaare gefunden, das sind 22 mehr als im Jahr 2011. Davon leben 78 in Mittel-, 31 in Ober- und gerade mal zwei in Unterfranken. Und, um noch einen draufzusetzen, sagt die LBV-Storch-Expertin Oda Wieding: „Der Landkreis Haßberge war mit als erstes storchfrei.“ Und er ist es bis heute. Warum? Und: Kommt er wieder, der Storch?

Oda Wieding kann beide Fragen beantworten und beginnt mit der zweiten: „Ja. So nach und nach könnte es mit der Wiederbesiedlung klappen“, sagt sie und fügt an: „Es ist aber auch ein bisschen Willkür. Wo sich die Störche wohlfühlen, hängt mit ihrer individuellen Erfahrung zusammen.“ Da ist auch der LBV ratlos. Warum ein Storch an dem einen Platz nistet und am anderen nicht, das ist nicht einfach zu erklären. „Der Storch versucht nach Möglichkeit, das gleiche Nest wieder zu nutzen“, sagt Wieding. Der Vogel denkt: Flieg ich hoch in der Luft habe ich Verlangen, heimischer Horst, nur nach Dir, um es in Anlehnung an ein thüringisches Heimatlied zu sagen. Bis sich der Storch aufrafft, neue Gebiete zu besiedeln, kann es dauern, vor allem wenn er schon anderswo erfolgreich gebrütet hat.

Dass im Landkreis kein einziger Storch mehr wohnt, liegt also nicht daran, dass es ihm hier nicht gefallen könnte. Im Gegenteil: Mittlerweile gibt es hier wieder guten Lebensraum und Nahrung. In den Mainauen, insbesondere den Schutzgebieten, wäre so manches Festmahl möglich. Das war nicht immer so.

Jetzt beantwortet Oda Wieding die Frage nach dem Warum: „Ein Hauptproblem war die Intensivierung der Landwirtschaft.“ Weil der Mensch seine Umgebung „sehr intensiv“ nutze, also Felder und Wiesen bis an den Rand mulcht und beackert, bleibe für einige Tiere und Pflanzen kaum noch Raum zum Leben. Die Devise lautet „maximaler Ertrag“, die Konsequenz daraus: Artenrückgang.

Was dem Storch ebenfalls nicht passte, war der Ausbau des Mains zum Kanal. Die Trockenlegung der umliegenden Bereiche hat laut LBV dazu geführt, dass die großen Vögel weniger Fressbares fanden und das, obwohl sie keineswegs wählerisch sind. Weißstörche sind Nahrungsopportunisten, schnappen sich also alles, was ihnen vor den Schnabel rennt, hüpft oder kriecht und in den Rachen passt: Insekten, Mäuse, Frösche, Fische, Schlangen, Maulwürfe.

Mittlerweile hat sich die Situation im Landkreis verbessert, unter anderem weil es großflächige Naturschutzgebiete gibt. Aber der Storch lässt noch auf sich warten. Immerhin: „Ich rechne damit, dass sich Störche hier wieder ansiedeln werden“, sagt Oda Wieding. Die 47-jährige Biologin ist so zuversichtlich, weil etliche Storchenpaare in den Nachbarlandkreisen Coburg und Bamberg bereits bis an die Grenzen der Haßberge-Region vorgedrungen sind und nun bald den letzten Schritt beziehungsweise Flügelschlag machen könnten. Ein bisschen Glück gehört dazu: Wenn junge Tiere neues Gebiet erkunden und sich erstmals darin versuchen, Nachwuchs großzuziehen, kann das schon mal schief gehen. „Neue Paare stellen sich manchmal dumm an, sie müssen erst lernen“, erklärt Wieding. Bleibt der Bruterfolg aus, kann es sein, dass sie ihr Glück im darauffolgenden Jahr an anderer Stelle mit neuen Partnern versuchen.


Nisthilfe? Die Störche lehnten ab

Früher hat es laut LBV Störche in Zeil, Sand, Wonfurt und Ebern gegeben, viele Jahrzehnte ist das aber schon her. 2004 hatte man in Knetzgau einem Storchenpaar eine Nisthilfe angeboten, auf dem Rathaus wurde ein sogenannter Nothorst installiert (die Störche hatten ursprünglich auf dem Schornstein einer Knetzgauer Schreinerei gewohnt, doch der Schlot war in Betrieb). Aber: Die Umsiedlung klappte nicht. Das Storchenpaar blieb zwar für einige Zeit, machte aber keine Anstalten zu brüten. Edgar Maier aus Untermerzbach, der sich ebenfalls beim LBV engagiert, erinnert sich, dass auch in Treinfeld, einem Ortsteil von Rentweinsdorf, ein Versuch unternommen wurde, Störchen ein von Menschen gemachtes Nest anzubieten. Ebenfalls erfolglos: „Man kann sie nicht zwingen“, sagt er.

Und dann wären da noch 16 Weißstörche, die der Haßfurter Biologe Dietmar Will im April dieses Jahres auf einer Rinderweide bei Augsfeld beobachtet hatte. „Die waren aber nur auf der Durchreise“, sagt er. Dennoch: „Ein gutes Zeichen“, findet seine Berufskollegin Oda Wieding. Dass der eine oder andere Storch dann auch mal hier bleibt, sei durchaus möglich.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge / 06.06.2012 / Autor Andreas Lösch


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken