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„Der ist jetzt überall,der Biber!“
„Der ist jetzt überall,der Biber!“

08.08.2012

Am Hollergraben haben die Nager mindestens einen Bau – und Nachwuchs. Einst fast ausgestorben, erobern sie Bamberg zurück.

Bamberg -
Im Frühjahr begegnete Helga Brauner dem Biber zum ersten Mal. Erst hielt sie das schwimmende Pelztier im Hollergraben für eine Bisamratte. Dann „war er irgendwann vor mir gesessen, in der Wiese“ – und die naturverbundene Bambergerin identifizierte das Nagetier als Biber. Inzwischen hat die 49-jährige Sekretärin und leidenschaftliche (Natur-)Fotografin die Rückkehr der Nager ins Stadtgebiet unzählige Male dokumentiert.
„Der ist jetzt überall, der Biber“, bestätigt Thomas Stahl, Biberbeauftragter für Stadt und Landkreis Bamberg. Die Wiedereinbürgerungsbemühungen des BN seit den 1960er Jahren haben landesweit gefruchtet. Auch in Bamberg. 2010 tauchten die ersten Tiere an der Erba auf, später am entgegengesetzten Ende des Stadtgebiets, in Bug.

Stahl nimmt an, dass es sich bei dem Biber vom Hollergraben um ein Jungtier aus Bug handelt. Der Nachwuchs wird gewöhnlich nach zwei Jahren von den Eltern verstoßen und muss sich dann ein eigenes Revier suchen. Dessen Ausdehnung hängt vom Futterangebot ab, so Stahl: „Man sagt grob, einen Kilometer rauf und runter vom Revier auf jeder Seite.“

Diese Faustregel lässt den Schluss zu, dass die Biber, die auch schon bei Klein-Venedig in der Regnitz gesehen wurden, von der Erba-Insel kommen dürften. Dass die Tiere das Welterbe zum Wanken bringen und sich zum Beispiel an den Eichenstämmen zu schaffen machen könnten, auf denen die berühmten Fischer- und Schifferhäuser stehen, ist laut Stahl nicht zu befürchten: „Die alten Pfähle mögen sie nicht. Der Biber will junges saftiges Holz.“

Davon kann man im städtischen Gartenamt ein Lied singen. Mehrere Weiden am Hollergraben-Ufer sind angenagt, „eine angefressene Kiefer mussten wir aus Sicherheitsgründen fällen“, berichtet Michael Gerencser, der stellvertretende Amtsleiter.

Die Stämme mehrerer Weiden und die aller Linden der Stengelallee – sie führt vom Mühlwörth in den Hain – haben die Stadtgärtner vor einigen Wochen vorsorglich mit kräftigem Hasendraht umwickelt. Es ist der Versuch, die teils sehr alten und wertvollen Bäume vor den scharfen Zähnen der Nagetiere zu bewahren. Ob die Methode funktioniert, dürfte sich spätestens im Herbst und Winter zeigen, wenn Biber auf der Suche nach Nahrung Baumrinden angehen.

Das Gartenamt beobachtet die Rückkehr der Biber, fürchtet sie aber nicht, sagt Gerencser. „Uns liegt sehr viel an den Bibern und am Naturschutz. Wir sind als Gartenamt aber auch für die Verkehrssicherheit der städtischen Bäume zuständig.“ Man sucht nach einem Weg, um den Bibern dauerhaft einen guten Lebensraum zu bieten, ohne die Sicherheit der Bäume und somit auch der Menschen an stark begangenen Wegen und Plätzen zu gefährden. Den Baumschutz in Form von Drahtmanschetten hält Gerenscer für einen guten Lösungsansatz.

Eine Gefahr für den Hain werden die Biber auch dann nicht werden, wenn ihre Zahl deutlich wächst, meint Horst Schwemmer, der Biberbeauftragte des Bunds Naturschutz für Nordbayern. In Einzelfällen täten sie sich schon mal an Arten wie Buchen und Eichen gütlich, die den Bamberger Park prägen. Lieber seien ihnen aber Weichhölzer wie Pappeln und Weiden. Baumarten, die nach seinen Worten auch besonders gut an den Biber angepasst seien; sie würden wieder austreiben oder vom Biber quasi verjüngt.

Nur eine Frage der Zeit ist es laut Thomas Stahl, bis sich die Biber auch entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals im Stadtgebiet niederlassen werden. Obwohl künstlich angelegt, biete die Wasserstraße ihnen mit ihren bewachsenen Ufern einen fast idealen Lebensraum.

Schwerer haben es die Biber da zurzeit im naturbelassenen Hollergraben. Durch den Umbau des Hufeisenwehrs unter dem Münchener Ring wurde ihnen beinahe das Wasser abgegraben. Als die Baustelle geplant wurde, sei das Biber-Vorkommen im Unterlauf noch nicht bekannt gewesen, antwortete der Naturschutz-Beauftragte der Stadt, Jürgen Gerdes, auf die FT-Anfrage.

Künftig wird man in Bamberg immer mit dem – geschützten – Biber rechnen und planen müssen. Das ist nicht immer leicht, räumt Schwemmer ein: „Biber sind eine Herausforderung für die Stadtplanung.“ Im Konfliktfall versuchen die Biberberater, deren Arbeit vom Umweltministerium gefördert wird, Kompromisse aufzuzeigen.

Helga Brauner würde es sehr bedauern, wenn „ihr“ Biber vor der Baustelle im Hollergraben geflüchtet wäre. Denn seit Mitte Juli hat sie kein Tier mehr gesehen: „Ich hoffe, dass er noch irgendwo in der Nähe ist!“


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Jutta Behr-Groh

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken