Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Volkszählung für Bäume
Volkszählung für Bäume

10.07.2013

Sie ziehen los, zählen Bäume und vermessen sie. Alle zehn Jahre schauen Mitarbeiter der Fürstlich Castell’schen Forstabteilung genau hin. Manches hat sich geändert in einem der größten Privatwälder in Franken.

Abtswind
- Ludwig Neeb blickt auf sein Ultraschallmessgerät. „Sechs Meter zweiunddreißig“, ruft er seinem Mitarbeiter Jochen Schenk zu. Der steht genauso weit von ihm entfernt, zückt sein Klemmbrett und trägt die Zahl in eine Liste ein. „Und der Durchmesser?“ Neeb nimmt eine Art Schieber zur Hand. „Kluppe“ nennt der Fachmann dieses Messgerät. Der Stamm wird in Brusthöhe eingezwickt. Das Ergebnis: 57,3 Zentimeter. Um welchen Baum es sich handelt, sieht Schenk selbst. Eine große Kastanie. Auf den ersten Blick schaut sie alt und erhaben aus. Mit der Qualität sind die beiden Forstleute dennoch nicht zufrieden. „Kategorie C“, sagt Schenk. „Zu viele Äste und ein Rückeschaden unten am Stamm.“

Neeb und Schenk arbeiten in der Forstabteilung der Fürstenfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen (Landkreis Kitzingen). Der Waldbesitz der beiden Adelslinien umfasst rund 4500 Hektar, aufgeteilt auf acht Reviere. Sieben davon liegen weit zerstreut in Unter-, Ober- und Mittelfranken. Von der Eigentumsstruktur her sind Bayerns Waldflächen in etwa dreigeteilt: Ein Drittel gehört dem Staat, ein weiteres Drittel ist in kommunalen Händen. Den Rest besitzen Privatleute.

Stichprobe an bestimmten Stellen

Holz ist ein Wirtschaftsfaktor. Da ist es gut zu wissen, wie viel davon vorhanden ist und in welcher Größenordnung es nachwächst, um später geschlagen und verkauft zu werden. Im Wald geschieht das genauso wie in anderen Unternehmen: mit einer Inventur. Alle zehn Jahre steht diese Datenerfassung bei der Fürstlich Castell’schen Forstabteilung an. „Das macht man hier schon seit mindestens 70 Jahren. Wir haben Unterlagen von 1947“, sagt Neeb.

Der 61-Jährige ist Leiter des Fürstlichen Forstbetriebs. Seine Revierförster Jörg Summer und Jochen Schenk waren in den vergangenen neun Monaten unterwegs, um zu zählen, zu messen und zu erfassen. Vor einigen Tagen haben sie ihre Inventur abgeschlossen.

Wie die beiden Förster dabei vorgegangen sind, das zeigt Neeb an diesem Tag noch einmal. Zusammen mit Förster Jochen Schenk steht er in dessen Revier am Friedrichsberg in der Nähe des Weinorts Abtswind.

Schenk hält ein GPS-Navigationsgerät in der Hand. Der 33-Jährige sucht einen ganz bestimmten Punkt im Wald. Den Stichpunkt. Natürlich werden nicht sämtliche Bäume in den Castell’schen Wäldern gezählt. Die Forstleute machen Stichproben an bestimmten Punkten. Basis hierfür ist ein 200 mal 100 Meter Raster. „Pro zwei Hektar ein Stichpunkt“, erklärt Schenk.

Um die permanenten Stichpunkte beim nächsten Mal schneller zu finden, haben Schenk und sein Kollege Summer dieses Mal Magnete vergraben, rund 1700 Stück. Sie werden erst in zehn Jahren wieder interessant, wenn die nächste Inventur ansteht. „Wir finden genau den Punkt wieder und sehen dann, was sich an dieser Stelle getan hat“, sagt Neeb.

Um dann Vergleiche ziehen zu können, muss jetzt alles exakt erfasst werden. Fehler würden sich bei der Stichprobenanalyse vervielfachen.

Schenk hat einen Metallstab in den Boden gesteckt. Auf dem Stab sitzt ein Transponder. Im Waldboden darunter befindet sich einer der Magnete. Der Förster steht genau an einem der Messpunkte. Kollege Neeb läuft inzwischen zum nächsten Baum. Eine Buche, neun Meter von Schenk entfernt. „Die fällt raus, die ist zu schwach“, schreit Neeb. Die Forstleute erfassen alles innerhalb von drei bestimmten Radien. Im Radius von zwölf Metern notieren sie alles genau zu den dicken Bäumen, deren Durchmesser größer als 30 Zentimeter ist. Dünnere Bäume werden im Radius von sechs Metern registriert. Die ganz kleinen – die sogenannte Verjüngung – wird innerhalb von zwei Metern betrachtet. Neeb hat einen Zollstock dabei. Schenk fängt auf kleinstem Raum an, die jungen Bäumchen am Boden zu zählen: 21 Bergahorne, 15 Spitzahorne, 13 Kastanien, eine Tanne, eine Rotbuche und eine Hainbuche. Neeb und Schenk sind zufrieden. Es sind keine Verbissspuren zu sehen. Der Wald ist dabei, sich selbst zu verjüngen. Auch tote Bäume werden bei der Inventur erfasst. Sie sind durchaus erwünscht. „Wir belassen so die Nährstoffe im Wald“, erklärt Neeb. Außerdem sei so ein Holz imstande, viel Wasser aufzusaugen. „Eine Form des Hochwasserschutzes“, meint Neeb.

Ergebnisse der Inventur gibt es erst zum Jahresende. Die erfassten Daten werden dazu von externer Stelle aufbereitet. Aber in einem ist sich Neeb jetzt schon sicher: „Wir haben mehr Laubholz.“ Lag der Anteil 2003 noch bei 44 Prozent, so liegt er inzwischen nach Neebs Schätzung bei 60 Prozent. Die Fichte dürfte dagegen ihren Spitzenplatz an die Buche verloren haben.

Quellenangabe:
Fränkischer Tag/Bamberg/10.07.2013 / Autor MAtthias Litzlfelder / Bilder Ronald Rinklef

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken