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Verbreitungslücken schliessen sich
Bild zum Eintrag (97747-160)
Wildkatzen in Bayern: Verbreitungslücken schliessen sich

02/03.12.2017

In
sechs Landkreisen in Unterfranken, Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben
haben dieses Jahr 100 Ehrenamtliche gezielt nach noch unentdeckten
Vorkommen der Wildkatzen gesucht.


Erfreuliche Ergebnisse eines der größten „Citizen Science“-Projekte Bayerns: 23 Mal hatte die Wildkatze an bislang
noch nicht nachge-wiesenen Stellen am Lockstock Haare hinterlassen!
Erstmals gelang der direkte genetische Nachweis, dass Wildkatzen aus der
Rhön bis nach Schweinfurt wandern.

Seit fünf Jahren verfolgt
der BUND Naturschutz (BN) unter Mithilfe von hunderten Ehrenamtlichen
die Wiederbesiedelung Bayerns durch die Europäische Wildkatze. Während
der Spessart, die Rhön und die Hassberge inzwischen gut besiedelt sind,
bleiben Verbreitungs- und Kenntnislücken, die mit Unterstützung von
engagierten BN-Mitgliedern, Jägern und Förstern nach und nach
geschlossen werden. In sechs bayerischen Landkreisen, in denen bisher
Vorkommen unserer Ureinwohnerin nur vermutet werden konnten, wurden
dieses Jahr über einen Zeitraum von acht Wochen 235 sogenannte
Lockstöcke ausgebracht. Knapp hundert Ehrenamtliche kontrollierten diese
zum Jahresbeginn einmal wöchentlich hinsichtlich Katzenhaare. Das
Ergebnis: Erstnachweise gelangen in den Landkreisen Miltenberg, Würzburg
und Schweinfurt. Die Landkreise Deggendorf und Oberallgäu sind entweder
noch nicht von Wildkatzen besiedelt oder vorhandene Einzeltiere konnten
wegen noch sehr geringer Dichte bisher dort nicht nachgewiesen werden.

Besonders
erfreut ist der BUND Bayern e.V. über den bundesweiten Erstnachweis der
Europäischen Wildkatze im bayerischen Teil des Odenwaldes - hier war
die Katze in den letzten Jahren bisher vergeblich gesucht worden.

Ein
"Sechser im Lotto" war der Wiederfund einer genetisch analysierten
männlichen Wildkatze, die 2015 erstmalig in der Rhön an einem Lockstock
nachgewiesen wurde. Denselben Kuder nun zwei Jahre später etwa 40
Kilometer entfernt vom ersten Fundort wiederzufinden, bestätigt
eindrucksvoll die Großräumigkeit eines Wildkatzenreviers und die
Bedeutung der Vernetzung von großen Waldbereichen als Wanderkorridore.

Hubert
Weiger, Vorsitzender des BN, dankte allen Mitwirkenden und den
Kooperationspartnern für ihr wochenlanges Engagement in den Wäldern:
"Unser besonderer Dank gilt nicht nur den vielen Freiwilligen, die sich
bereitwillig bei kalten und widrigen Witterungsverhältnissen jede Woche
erneut auf die Suche nach Haaren begeben haben, sondern auch den
Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten, die vielerorts ihre Flächen
für die Suche zur Verfügung gestellt oder selbst tatkräftig mit gesucht
haben".

Ebenfalls dankte Hubert Weiger ausdrücklich dem
Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
für die bereits jahrelange Unterstützung im Einsatz für die Rückkehr der
Europäischen Wildkatze in ihre bayerische Heimat.

Die
faszinierenden Ergebnisse belegen jedoch auch, dass es sicher noch
Jahrzehnte dauern wird, bis sich die Wildkatze wirklich in ganz Bayern
etabliert hat. Wildkatzenfreunde brauchen also einen langen Atem und die
Wildkatze braucht weitere Schutzmaßnahmen.

Eine bayerische Ureinwohnerin

Die
Europäische Wildkatze ist eine echte Ureinwohnerin - sie durchstreifte
unsere Wälder schon lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus
Afrika mitbrachten. In Bayern war die Wildkatze um 1930 durch falsch
verstandene jagdliche Verfolgung ausgestorben. 1984 startete der BUND
Naturschutz eine erfolgreiche Wiedereinbürgerungs-Aktion und setzte bis
2009 vor allem im Spessart insgesamt über 600 Wildkatzen aus. Dort
entwickelte sich das erste reproduzierende bayerische
Wildkatzenvorkommen. Von den laubholzreichen Wäldern des Spessarts, der
Rhön und den Haßbergen breitet sich die Art seit etwa zehn Jahren über
den Jurabogen in Richtung Südbayern aus. In Bayern rechnen die Experten
des BN aktuell mit einem Bestand von etwa 700 Tieren. Wildkatzen sind
deutschlandweit streng geschützt. Die größte Gefährdung für Wildkatzen
geht aktuell vom Straßenverkehr aus. Vielerorts fehlt es zudem an
Vernetzungsstrukturen zwischen den Wildkatzen-Lebensräumen wie z.B.
Hecken, Baumreihen und Brachflächen als Biotopverbund, sowie an
Grünbrücken über Straßen oder geeigneten Unterführungen. Auf der Suche
nach neuen Revieren stoßen die deckungsliebenden Tiere auf ausgeräumte
Agrarlandschaften, Gewerbegebiete und Siedlungen oder stark befahrene
Straßen, die eine fast unüberwindbare Barriere darstellen. Eines der
übergeordneten Ziele beim Wildkatzenschutz ist daher auch die
Wiedervernetzung der aktuellen und potentiellen Wildkatzen-Wälder durch
sogenannte "grüne Korridore".

Die Lockstockmethode - Katzen lieben Baldrian

Um
an die begehrten Haarproben zu gelangen, setzt der BN eine elegante und
effiziente Methode ein. Baldrian lockt die scheuen Katzen an. Raue
Holzstäbe als "Lockstöcke" werden an geeigneten Stellen in den Waldboden
gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen
daran, so bleiben einige Haare am Holz zurück. Die abgesammelten Haare
werden genetisch untersucht. Nur so können Wildkatzen von oft ähnlich
gefärbten Hauskatzen sicher unterschieden werden. Die Genanalysen führte
2017 das Expertenteam der Wildtiergenetik am Senckenberg-Institut im
hessischen Gelnhausen durch.


gez. Dr. Kai Frobel, BN-Artenschutzreferent

Ulrike Geise,
Projektkoordinatorin Wildkatzenprojekt, Tel. 0171/6127325



Bild : Wildkatze (Thomas Stephan)


Quelle

BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN)

Dr.-Johann-Maier-Straße 4
93049 Regensburg
Tel. 09 41 / 2 97 20 0
Fax 09 41 / 2 97 20 30
info@bund-naturschutz.de


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