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Der Kaiser unter den Kiefern
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Der Kaiser unter den Kiefern

29.08.2011

Die 250 Jahre alte „Heinrichskiefer“ im Hauptsmoorwald ist ein Symbol für Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft.


Bamberg / Kunigundenruh - Rund 1000 Jahre nach der Heirat des einst mächtigen Herrscherpaares stehen Kunigunde und Heinrich wieder (fast) Seite an Seite.

Von dem Gasthaus Kunigundenruh geht es rechts 50 Meter in den Wald hinein – dort ragen sie kerzengerade in den Himmel. Gemeint ist aber nicht wirklich das Kaiserpaar, sondern zwei Kiefern mit enormen Ausmaßen. Nachdem 2007 ein auf „Kunigundenkiefer“ getaufter Baum als höchste Kiefer Bayerns ausgezeichnet worden ist, wurde jetzt einem nur wenige Meter entfernt stehenden Artgenossen der Name „Heinrichskiefer“ gegeben.

„Der Ort, den wir heute als Kunigundenruh kennen, war einst der Lieblingsrastplatz von Kaiser Heinrich II. und Kunigunde“, erklärt Revierleiter Hubert Barth die Namenswahl für die Bäume.


Günstige Bedingungen

Mit einer Höhe von 34 Metern ist die „Heinrichskiefer“ zwar rund zehn Meter niedriger als die „Kunigundenkiefer“. Sie beeindruckt aber durch ihr beachtliches Alter von 250 Jahren und ihren außergewöhnlichen Durchmesser.

Auf Brusthöhe eines Mannes beträgt er 85 Zentimeter, zudem hat der Baum ein Volumen von etwa zehn Kubikmetern. „Alle Waldbesucher sind von seinen mächtigen Ausmaßen beeindruckt“, sagt Stephan Keilholz, Leiter des Forstbetriebs Forchheim. Besonders sei auch, dass der Stamm bis auf eine Höhe von 20 Metern komplett astfrei ist.

Warum gedeiht die „Heinrichskiefer“ im Hauptsmoorwald so hervorragend? „Der Grund ist das Zusammentreffen günstiger Bedingungen“, schildert Revierleiter Hubert Barth. Zum einen herrsche hier ein gutes Klima, da Bamberg am Rande des Weinbaugebietes liegt. Zum anderen sei der Boden im Hauptsmoorwald sehr nährstoffhaltig. „Und die Kiefer hat ihr Erbgut optimal an die hier herrschenden Bedingungen angepasst“, sagt er.

Der Name „Hauptsmoorwald“ hat für Forstleute einen besonderen Klang. Wegen seiner hervorragenden Kiefernbestände ist der Wald über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt. Der Waldkomplex setzt sich zu über 70 Prozent aus Kiefer, der Rest aus Fichte und Laubholz zusammen. „Rund um Bamberg gibt es nirgendwo so hohe Kiefern wie hier im Hauptsmoorwald“, erklärt Stephan Keilholz.

300 Meter von dem Baumpaar mit den berühmten Namen entfernt befindet sich der Verjüngsbestand der Nadelbäume. Dort wird der Altbestand an Kiefern genutzt, um ein günstiges Mikroklima für das herunterfallende Saatgut zu schaffen. „So wollen wir den jungen Pflanzen einen Trittstein verschaffen“, so Keilholz. „Aber die nächsten 100 Jahre wird hier kein Baum der Heinrichskiefer Konkurrenz machen.“

Prototyp des „Holländerstamms“


Die „Heinrichskiefer“ ist ein typisches Beispiel für einen sogenannten „Holländerstamm“. Um das Jahr 1750, als sie entstanden sein muss, waren starke Kiefern und Eichen heiß begehrt. Vor allem die holländische Seemacht benötigte Bauholz für ihre Schiffe. Als „Holländerstämme“ wurden die Kiefern aus dem Hauptsmoorwald mit Ochsengespannen nach Bischberg gebracht, dort zu Flößen verbunden und über Main und Rhein nach Holland verschifft. „Sie eigneten sich wegen ihres elastischen und widerstandsfähigen Holzes besonders gut für Schiffsmasten oder Windmühlenflügel“, so Keilholz.

Solch ein Schicksal wird der „Heinrichskiefer“ erspart bleiben. Denn seit dem Aufkommen der Dampfschiffe ist diese Art des Holzhandels zum Erliegen gekommen. Vielmehr ist dieser Baum ein Symbol für Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft.


Landtagsabgeordneter ist Pate

Stephan Keilholz erklärt, dass dieser Baumart eine andere Gefahr droht. Ein allgemeiner Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels könnte unabsehbare Auswirkungen auf die deutschen Wälder haben. „Ursprünglich stammt die Kiefer ja aus dem kühleren Norden.“ Zudem könnten Schädlinge, welche die Forstbeamten durch einen gemischten Baumbestand aktuell gut im Griff hätten, bei anderen klimatischen Bedingungen außer Kontrolle geraten.

Die Zukunft des Baumes besonders im Blick hat ab sofort Landtagsabgeordneter Heinrich Rudrof (CSU). Er übernimmt die Patenschaft für die „Heinrichskiefer“. Das Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sagt, der Forst sei heute mehr denn je von ökologischer, ökonomischer und sozialer Bedeutung. Dass er den Baum als „Patenkind“ in Obhut bekommt, klingt für ihn ein wenig befremdlich: „Schließlich ist das ,Kind’ schon 250 Jahre alt.“

In der Aufnahme: Die "Heinrichskiefer" ist 34 Meter hoch und 250 Jahre alt.

Mehr zur Kiefer beim "Klick" auf die Aufnahme .....



Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 29.08.2011 / Autor: Karsten Becker - Foto:Michael Gründel / www.infranken.de        
   

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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