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Zapfenernte 2011
Zapfenernte 2011
Bild zum Eintrag (40570-160)
Im Burgholz werden in luftiger Höhe Tannenzapfen „geerntet“

06.09.2011

Drei Pflücker des Forstbetriebes Forchheim sind seit gestern im Staatsforst bei Scheßlitz bei der Arbeit. Der Tanne kommt beim Waldumbau durch den Klimawandel eine wichtige Rolle als Bauholz zu.

Scheßlitz -
Die Jogger, die auf den Waldwegen durch das Scheßlitzer „Burgholz“ laufen, merken von dem Geschehen in den Baumwipfeln kaum etwas. Und selbst wenn man weiß, dass da Mitarbeiter der bayerischen Staatsforstverwaltung oben in den Tannen tätig sind, sieht man sie noch lange nicht. Das geht dem Leiter des Forstbetriebs Forchheim, Stephan Keilholz, nicht anders, zu dem der Staatswald zu Füßen der Giechburg gehört. „Herr Schlaug, wo sind Sie denn? Wirklich gut zu sehen sind Sie ja nicht“, fahndet der Amtschef nach seinem Mitarbeiter.

Im Wipfel einer vielleicht 30 Meter hohen Tanne gleich nebenan bewegen sich zwar die Äste, aber erst, als die orangene Schutzkleidung aus dem Grün auftaucht, ist Hubertus Schlaug zu erkennen. Kurze Zeit später warnt er seine Besucher: „Iss unter mir jemand? Es kommt was g’flog’n“. Und mit einem lauten Knall landet ein Sack mit Tannenzapfen auf dem Waldweg.

Dass heuer nach einer Pause im vergangenen Jahr wieder Tannenzapfen im Burgholz geerntet werden, hat einen guten Grund. Der strenge Winter 2010/11 hat im Pflanzgarten Bindlach, wo für die nordbayerischen Wälder junge Tannen nachgezogen werden, herbe Verluste gefordert.

„Etwa 15- bis 20 000 kleine Tannenbäumchen sind Frost und Schnee zum Opfer gefallen, und außerdem sogar 800 000 kleine Buchen“, sagt der Leiter des Pflanzgartens, Andreas Büchner. Vor allem die Weißtannen waren davon betroffen, aber hier kann man für Ersatz sorgen: Mit Samen aus dem Burgholz.

Doch die Samen der Tannenbäume lassen sich bitten. Sie fallen nicht, wie bei Fichten oder Kiefern, mit samt ihren Zapfen zu Boden und können dann aufgelesen werden. Um für eine bessere Verbreitung der Tanne zu sorgen, hat sich die Natur etwas anderes einfallen lassen. In luftiger Höhe öffnet sich die Zapfenspindel und lässt die Samen fliegen, die zu diesem Zweck mit feinen „Flügeln“ ausgestattet sind. Also gilt es, die schon reifen Tannenzapfen zu pflücken, bevor die Natur ihre Rechte geltend macht. Und dafür ist jetzt die richtige Zeit. Für den 46-jährigen Hubertus Schlaug und seine Kollegen Oliver Wolf (27) aus Litzendorf, verstärkt durch Jürgen Schunk aus Königshofen, begann gestern die „Saison“.

Am Anfang stand dabei eine Rettungsübung: Bekommt ein Zapfenpflücker in luftiger Höhe Probleme, muss er von seinen Kollegen geborgen werden. Dabei kommt den Zapfenpflückern vor allem das Seil zugute, das sie sonst in bester Bergsteiger-Manier nur für den schnellen Abstieg benutzen. „So werden beim Abstieg die Bäume geschont, weil man die Steigeisen nicht benutzen muss“, sagt Hubertus Schlaug.

Nach erfolgreicher Übung ging’s hinauf. Schon seit 1984 erledigt Hubertus Schlaug diesen schwierigen Job und „es macht immer noch Spaß“, bekennt er. Dabei ist er gar nicht schwindelfrei: „Wenn ich auf einer Brücken steh’ und schau nei, dann zieht’s mich fast runter“. Doch im Waldesgrün ist alles anders: „Mit dem dichten Kranz der Äste um sich fühlt man sich vergleichsweise geborgen“, sagt der Zapfenpflücker, der gleich nach seiner Lehrzeit bei den Staatsforstbetrieben diese Sonderaufgabe mit übernommen hat.

Die Tanne ist dabei sogar sein Lieblingsbaum geworden: „Sie hat eine feste Spitze und stabile Äste, die nur beim Abstieg manchmal hinderlich sind“. Ans Aufhören denkt er übrigens noch nicht, ebensowenig wie sein Kollege Oliver Wolf. Für den 27-jährigen Litzendorfer ist das Zapfenpflücken eine „schöne Abwechslung“, wie er sagt. Früher gab’s dafür sogar mal einen Gehaltszuschlag, den aber hat die Forstverwaltung irgendwann gestrichen.

Die natürliche Waldverjüngung im Burgholz muss übrigens unter den Samen-Aktionen nicht leiden. Auf dem Waldboden sieht man jede Menge nachwachsender kleiner Tannen, Eichen und andere Waldbäume. „So stellt mer sich’ s vor“, sagt Betriebsleiter Stephan Keilholz. „Erst müssen die jungen Tannen sich entwickelt haben, dann können Buchen und Eichen nachkommen. Umgekehrt würden sie den Tannen das Licht wegnehmen“.

In den 1970-er Jahren, so berichtet der Forstmann, hat das tannenreiche Burgholz wegen der Luftverschmutzung schon einmal Probleme bekommen und man fürchtete sogar um den gesamten Tannenbestand.


Standfestigkeit bewiesen

Dann aber „griffen“ die Maßnahmen zur Luftreinhaltung und es blieb doch noch ein stattlicher Bestand stehen. Es hat also durchaus so etwas wie eine natürliche Auslese gegeben.

Beim Waldumbau vor dem Hintergrund des Klimawandels könnte den Tannen bei einer Reduzierung der Fichtenbestände eine wichtige Rolle auf dem Bauholz-Sektor zufallen. „Ein Anteil von fünf Prozent Tannen am Baumbestand wäre hier wichtig“. Deshalb ist die „Ernte“ im Burgholz im wesentlichen für den Bestand in Bayern bestimmt, nur relativ wenig Samen wird verkauft. Der Preis wäre mit etwa 100 Euro pro Kilo auch relativ niedrig.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg  |  06.09.2011  | Autor: Hans W. Penning / www.infranken.de      
   

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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Zapfenernte 2011
Bild zum Eintrag (40571-160)
In den Aufnahmen:

Unten / Ein geöffneter Tannenzapfen – sie fallen übrigens nicht vom Baum, auf dem Waldboden liegen nur Fichtenzapfen – mit den „geflügelten“ Samenkörnern.



Oben / Oliver Wolf aus Litzendorf an der obersten Tannenspitze in etwa 30 Metern Höhe bei der Zapfenernte. Halt findet er mit den Steigeisen, gesichert ist er mit dem Klettergurt. Sein Rettungsseil ist ein paar Äste weiter unten angebracht.