Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Blume des Jahres 2011
Bild zum Eintrag (33167-160)
Zur Blume des Jahres 2011 wurde die Moorlilie  (Narthecium ossifragum)  von der Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt zum Schutze gefährdeter Pflanzen ausgewählt.


Begründung:
2011 will die Loki Schmidt Stiftung die Moorlilie (Narthecium os-sifragum) und ihren gefährdeten Lebensraum, das Moor, ins öffentliche Bewusstsein rücken. Narthecium ossifragum kommt in Hoch- und Heidemooren sowie in Übergangsmooren und Feuchtheiden mit Glockenheide, gelegentlich auch in Gagel- und Weidengebüschen sowie in Moorgräben vor. Feuchte bis nasse, nährstoffarme, saure, torfige Moorböden werden von ihr bevorzugt. Die Moorlilie ist eine bundesweit gefährdete Pflanzenart (Rote Liste 3), die nachder Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt ist.

Moore sind nasse Lebensräume mit spezialisierten, charakteristischen Pflanzenarten.Der ständige Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder Mineralbodenwasser führt zu Sauerstoffmangel und verhindert so die vollständige Zersetzung der abgestorbenen Pflanzenreste. Die Gefährdung von Mooren geht daher in erster Linie von Entwässerungen aus.

Fastjede Nutzung von Mooren, sowohl land- oder forstwirtschaftliche, gartenbauliche als auch die Torfgewinnung, gehen mit einer entsprechenden Wasserregulierung einher. Jede Form der Entwässerung hat dabei Ein-fluss auf die Funktionen und Artenzusammensetzungen der Moore- Tieren und Pflanzen, so auch der Moorlilie, werden die Lebensgrundlagen genommen.

Moorschutz ist auch Klimaschutz. Im Torfboden wurden in tau-senden Jahren große Mengen Kohlenstoff
festgelegt. Werden Moore entwässert oder bewirtschaftet, gelangt der Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre und belastet unser Klima.

Mit der Wahl von Narthecium ossifragum zur Blume des Jahres 2011 soll aber vor allem für die spezielle Moorflora und damit auch für die Erhaltung und Renaturierung von Mooren geworben werden.

Name:  
Moorlilie auch Beinbrech, Ährenlilie, Heidgras, Egelgras, Schus-terknief (Schustermesser) oder Stablilie
genannt. Der wissen-schaftliche Name Narthecium ossifragum wird abgeleitet von griech. narthex = Stab und bezieht sich auf den stabförmigen Blütenstand. Der Artname ossifragum von lat. os, ossis = Knochen und lat. frangere = brechen. Der Name Beinbrech rührt daher, dass die Pflanze früher für Knochenbrüche beim Weidevieh verantwortlich gemacht wurde. Diese angebliche Knochenerweichung des Viehs erklärt sichdaraus, dass das Futter auf den Heidemooren arm an Kalk ist, wodurch bei mangelhaftem Vitamingehalt Knochenerweichung bei Weidetieren hervorgerufen werden kann. Eine andere Auslegung begründet den Namen damit, dass der Beinbrech in sehr nassen, tiefgründigen Stellen wächst, wo das Vieh leicht einbrach. Eine weitere Erklärung besagt genau das Gegenteil, dass mit einer Salbe aus Beinbrech Knochenbrüche geheilt
wurden.

Beschreibung:    Die Gattung Narthecium umfasst ein bis fünf Arten in Europa, eine in Ostasien und zwei in Nordamerika.

Die Moorlilie ist eine mehrjährige, ausdauernde 10 bis 30 cm hohe Pflanze, die trotz ihrer Kleinheit auffällt. Die ganze Pflanze hat einen feinen und starken nelkenartigen Geruch. Der klebrige, rötliche  Stengel wächst
starr aufrecht, verläuft unterirdisch weiter und hat dort einen Faserschopf. Er bildet Rhizome als Überdauerungsorgane aus. Die unteren ungestielten Laubblätter sind schwertförmig und erinnern an ein
Schustermesser (daher auch der Name Schoosterknief).

Die Stengelblätter sind klein, ähnlich den Tragblättern der Blüten. Von Julibis August bilden sich endständige, lockere, traubige Blütenstände, die5 bis 8 cm lang sind. Die langgestielten Blüten messen 1 bis 1,5 cm im
Durchmesser und besitzen sechs Blütenblätter, die innen gelb und außen grünlich sind. Vor jedem der sechs Blütenblätter befindet sich ein Staubblatt mit dicht wollig behaarten Staubfaden und ziegelrotem
Staubbeutel, die Insekten zur Bestäubung anlocken. Nach der Blüte werden dünnwandige, ovale Kapselfrüchte ausgebildet. Sie enthalten 7 mm große, hellgelbe feilspanförmige Samen, oben und unten mit einem
fadenförmigen Anhängsel. Im Herbst verfärben sich die Fruchtstände dunkelorangerot.

Verbreitung:  
Die Art gehört zu den Charakterpflanzen der nordwestdeutschen Heideflora, sie ist sehr selten,kommt aber an ihren Standorten oft in kleineren Beständen vor. Sie hat ein nur sehr kleines Verbreitungsgebiet, in den atlantischen Klimaregionen Mittel- und Nordeuropas, unter günstigen Bedingungen kommt sie isoliert auch in den Mittelgebirgen und Moorregionen östlich des Rheins vor.

Standort:  
Die Moorlilie wächst auf sauren,torfigen Moorböden und braucht ein niederschlagsreiches, mildes Klima.
Häufig tritt sie in der Glockenheide auf, man findet sie aber auch in den nassen Heidemooren gemeinsam mit Binsen, Wollgräsern, Seggen, Sonnentau und Fettkraut.

Besonderheiten:  
Die Pflanze verursacht bei Schafen eine Krankheit, die in Norwegen als „Alvelden“ bekannt ist. Das giftige Saponin Narthecin, das in der Pflanze enthaltenist, stört die Leberfunktion der Schafe. So gelangen Abbauprodukte des Blattgrüns ins Blut und erzeugen eine Lichtempfindlichkeit, durch die Schwellungen und Hautwunden hervorgerufen werden. Anscheinend sind nur weiße Schafe für diese Krankheit empfindlich.

Quellenangabe: Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt zum Schutze gefährdeter Pflanzen
Blume des Jahres 2011
Bild zum Eintrag (33168-160)
Rede von Loki Schmidt

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt zum Schutze gefährdeter Pflanzen hat als Blume des Jahres 2011 die Moorlilie oder auch Beinbrech, (Narthecium ossifragum) ausgewählt.

Die Moorlilie ist eine bundesweit gefährdete Pflanzenart, die nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt ist. Mit der Wahl möchte die Stiftung den gefährdeten Lebensraum der Moorlilie, das Moor, ins öffentliche Bewusstsein rücken. Zugleich soll damit vor allem für die spezielle Moorflora und damit die Erhaltung und Renaturierung von Mooren geworben werden.

Moore sind ganzjährig nasse Lebensräume. Ihre größte Verbreitung haben sie deshalb bei uns im westlichen, atlantisch geprägten, regenreichen norddeutschen Flachland, genau wie die Moorlilie. Die größte Gefahr für Moorgebiete ist ihre Entwässerung. Denn damit verändert sich neben dem Wasser- auch der Nährstoffhaushalt, andere Pflanzen wandern ins Moor ein und verdrängen die speziellen Hochmoorpflanzen, zu denen auch die Moorlilie gehört. Jede wirtschaftliche Nutzung der Moorgebiete ist mit ihrer  Entwässerung verbunden und wirkt sich entsprechend negativ aus. Das gilt auch für die Landwirtschaft. Deshalb sollten besonders Moore sich selbst überlassen werden. Das bedeutet, dass Entwässerungen gestoppt werden müssen und das Wasser im Moor gehalten werden muss. Dann kann das Moor wieder zu wachsen und neuer Torf gebildet werden.

Ein weiterer guter Grund für den Schutz der Moore kommt noch hinzu: Moorschutz ist auch Klimaschutz. Im Torfboden des Moores wurden in tausenden Jahren große Mengen Kohlenstoff festgelegt. Werden Moore entwässert oder bewirtschaftet, gelangt der Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Atmosphäre und belastet unser Klima.                

Die Mitbegründerin der Stiftung, Loki Schmidt, die noch heute im Vorstand ihrer Stiftung arbeitet, kann leider aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Vorstellung der Blume des Jahres 2011 teilnehmen. Sie hat uns folgendes aufgeschrieben:    

„Als ich erfuhr, welche Pflanze ausgewählt wurde, habe ich mich sehr gefreut.
Warum ich mich so gefreut habe, will ich Ihnen verraten. Ich kenne diese Pflanze seit über 80 Jahren und habe sie damals als Kind etwa 10 Min. von uns hier in einem Moorloch entdeckt.

Damals gab es hier auf der Höhe kaum Häuser. Wir Kinder waren in den Schulferien immer hier in Fischbek-Neugraben bei unseren Großeltern, die sich 1908 unten in der Heide ein großes Grundstück gekauft hatten. 2 Pfennig pro qm – wie mein Großvater mir mal erzählte. Die Bauern in Fischbek und Neugraben konnten mit dem mageren Heideboden wenig anfangen. Es gab in der Nähe der Dörfer einige Buchweizenfelder. Manchmal säte auch ein Bauer gelbe Lupinen, die untergepflügt wurden, um den Boden etwas zu verbessern.


Bienen wie in der südlichen Heide wurden hier kaum gehalten. In den 30er Jahren entstand hier in der Nähe ein Segelflugplatz. Es gab eine Art Jugendherberge mit dem schönen Namen „Mudder Rieck“, in der mein Mann und ich als Klassenkameraden 1930 unsere erste „Klassenreise“ machten. Aber fast genug Vergangenheit. Ich wollte nur deutlich machen, dass mir dieser nördliche Zipfel der Lüneburger Heide seit vielen Jahrzehnten vertraut ist – und die Pflanzenwelt hier natürlich auch.

Denn 1930 machte ich meine Jahresarbeit – jeder in der Klasse über ein selbstgewähltes Thema – natürlich über die Pflanzen eines kleinen Hochmoores hier ganz in der Nähe. Das Wort „Biotop“ gab es noch nicht. Aber es war eine sorgfältige Beschreibung aller Pflanzen in dem kleinen Moor und meine Zeichnungen dazu. Außer dem abenteuerlichen insektenfangenden Sonnentau war für mich die schönste Pflanze „die Blume des Jahres 2011“, der Beinbrech oder auch Moorlilie. Den poetischen Namen „Moorlilie“ habe ich erst kürzlich von den Mitgliedern des Stiftungsvorstandes kennengelernt.

Was ist nun von der Blume des Jahres 2011, dem Beinbrech oder der Moorlilie, zu berichten:

Sie hat schmale, schwertförmige, grundständige Blätter. Sie wird 10 cm – 30 cm hoch zur Blütenzeit. Der Stengel hat kleine bräunliche Blätter und trägt eine dicke Traube von Blüten. Die 6 Kronblätter sind von außen grün, innen aber leuchtend gelb. Manchmal sind die Staubgefäße beinahe orange. Die Blüten duften stark würzig, wenn sie im Juli und August blühen. Beinbrech oder Moorlilie ist giftig. Sie kommt nur in Norddeutschland und Mitteldeutschland vor. Ich kenne in Hamburgs Umgebung noch mehrere Standorte. Einige Pflanzen wachsen auch in der Nähe unserer Wohnung im Nordosten Hamburgs.“

So weit Loki Schmidt.

Die Pflanze galt lange als Lilienart. Heute wird sie zu den Germergewächsen gerechnet.  Der Name Beinbrech rührt daher, dass die Moorlilie früher für Knochenbrüche beim Weidevieh verantwortlich gemacht wurde. Diese angebliche Knochenerweichung des Viehs erklärt sich daraus, dass das Futter auf den Heidemooren arm an Kalk ist, wodurch Knochenerweichung bei Weidetieren hervorgerufen werden kann. Eine andere Auslegung begründet den Namen damit, dass der Beinbrech in sehr nassen, tiefgründigen Stellen wächst, wo das Vieh leicht einbrach. Eine weitere Erklärung besagt genau das Gegenteil: Dass mit einer Salbe aus Beinbrech Knochenbrüche geheilt wurden.
Moore finden sich in Hamburg vor allem im Nordwesten und Norden sowie am südlichen Rand des Elbtals. Entwässerung, Torfabbau, landwirtschaftliche und andere Nutzungen haben einen großen Teil dieser Moore zerstört. Man geht davon aus, dass von ehemals 48 Quadratkilometern Hamburger Moorgebieten nur 3 (!) Quadratkilometer intaktes Moor erhalten geblieben sind. Diese Reste sind inzwischen fast alle als Naturschutzgebiete geschützt. Von den 31 Hamburger Naturschutzgebieten sind immerhin 11 zumindest zum Teil Moorgebiete.  

Bereits während meiner Amtszeit als Hamburger Umweltsenator von 1978 bis 1986 haben wir großen Wert auf den Moorschutz gelegt. Unter anderem haben wir fünf dieser Flächen, das Stapelfelder Moor, das Wittmoor, das Schnaakenmoor, das Raakmoor und das Eppendorfer Moor als Naturschutzgebiete ausgewiesen.  

Aber nicht in allen Mooren ist die Moorlilie zu finden. Außer hier im Naturschutzgebiet Fischbeker Heide kommt die Moorlilie auch im Raakmoor, im Eppendorfer Moor, und in den Hummelsbütteler Mooren vor. Neben diesen Gebieten gibt es einen weiteren Bestand im Poppenbüttler Graben, einem Bereich, der als Naturdenkmal gesichert ist.

Natürlich dürfen wir nicht nur den Hamburger Raum betrachten. Die Moorlilie kommt in Deutschland auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein in den Mooren im atlantischen Klimabereich vor. Einzelvorkommen gibt es darüber hinaus in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Es geht also um den bundesweiten Schutz der Moore.
Auch unsere Stiftung wirkt über die Grenzen der Stadt hinaus, indem sie zum Beispiel bundesweit Grundstücke besitzt.    

Die Moorlilie kann auch als Gartenpflanze kultiviert werden. Damit das gelingt, benötigt man kalkarmen, mineralstoffarmen, mageren Boden mit Sand oder Torf. Die Moorlilie muss dauerhaft sehr feucht gehalten werden. Sie sollte möglichst mit Regenwasser gegossen und nicht gedüngt werden. Allerdings haben sie nur wenige Staudengärtner in ihrem Sortiment. Auf keinen Fall sollten Moorlilien für gärtnerische Zwecke aus der Natur entnommen werden.

Im Jahr 2011 wollen wir uns besonders für die Erhaltung der Moorlilie an ihren wenigen verbliebenen natürlichen Standorten einsetzen, indem wir uns für den Schutz ihrer Lebensräume, der Moore, engagieren. Hierfür wirbt die Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt!

Quellenangabe: Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt zum Schutze gefährdeter Pflanzen

Blume des Jahres 2011
Bild zum Eintrag (33169-160)