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Nah dran am Puls der Natur 16.07.2011
Nah dran am Puls der Natur

16.07.2011

Allein 72 Vogelarten hat der Höchstadter Biologe Hans Krautblatter schon am Weingartsgraben beobachtet. Das Schutzgebiet hat er um ein Biotop vor seinem Haus erweitert.

Höchstadt -
Dschüp-rüp-rüp klingt’s aus den Büschen. Für Hans Krautblatter eine ganz klare Sache: „Das ist ein Grünfink.“ Neben dem Grünfinken hört der Kenner gleich noch mindestens fünf andere Vögel singen, einen Zaunkönig etwa oder eine Braunelle. Der 74-Jährige lebt am Rande des geschützten Landschaftsgebietes Weingartsgraben, das sich nördlich des Weberskellers auf zwölf Hektar erstreckt. Daneben hat Krautblatter seinen gefiederten Freunden mit Sträuchern, Bäumen und naturbelassenen Rasenflächen einen grünen Teppich bereitet.

Die Nachtigall war schon dreimal da und im Herbst lieferten sich drei Singdrosseln einen Sängerwettstreit. Der Wendehals hatte sich den Nistkasten erobert, war aber aus Frauenmangel nach einer Woche wieder verschwunden. Dem Kernbeißer gefiel es bei den Sauerkirschen, das Rotkehlchen jagte Insekten. Vor Krautblatters Haustür trifft sich ein Querschnitt durch seltene und weniger seltene Exemplare der heimischen Vogelwelt. In diesem Jahr konnte er sie erstmals zahlenmäßig erfassen: „Allein 30 Singvogelarten habe ich gezählt – ich wäre schon mit zehn zufrieden gewesen.“ Insgesamt stehen 72 Vogelarten auf seiner Liste, gezeichnet mit einem B für Brut- oder Z- für Zugvogel.

Krautblatter war einer der Hauptinitiatoren, die 1994 dafür kämpften, dass die dortigen Hecken- und Streuobstanlagen als klassische Elemente fränkischer Kulturlandschaft unter Schutz gestellt werden. Auf seinem eigenen 2000 Quadratmeter großen Grundstück hat der promovierte Biologe, der bis vor zehn Jahren am Höchstadter Gymnasium unterrichtete, schon früher etwas für die Tiere getan. Rund 100 Meter Naturhecke aus Haselnuss, Holunder und Flieder bieten den Vögeln Schutz und Nahrung, aber auch Igeln und Mauswieseln gefällt es hier. „Die sorgen dafür, dass es in der Nachbarschaft keine lästigen Mühlwäuse mehr gibt.“

Seit mittlerweile 40 Jahren lebt der aus Rabeneck in der Fränkischen Schweiz stammende Krautblatter in Höchstadt: „Mein Examen war damals so gut, dass ich mir den Ort aussuchen konnte.“ Nicht zuletzt die Natur rund um die Aisch hat schließlich den Ausschlag gegeben. Als inzwischen pensionierter Lehrer bietet Krautblatter Vogelstimmenwanderungen an: „Die meisten Teilnehmer kommen wieder, weil sie ganz neue Dinge entdecken“. Einige haben vielleicht das Glück, dem seltenen Gelbspötter zu begegnen. Der macht seinem Namen Ehre und ahmt andere Vögel (und auch pfeifende Menschen) nach.

Sehr zufrieden ist Krautblatter inzwischen mit seiner 30 Jahre alten Schlehenhecke, deren Kranz eine dichte Decke bildet. Der untere Teil ist abgestorben und bietet so vielen Vögeln Schutz. Am Boden hat sich Efeu ausgebreitet und verhindert das Zuwuchern durch andere Pflanzen. „Manchmal muss man der Natur helfen, sich zurückzuentwickeln“, sagt der 74-Jährige. Mit seinen Enkelkindern hat er regelmäßig herabgefallene Äste weggebracht, bis ein schattiger Tunnel blieb.

„Das hier ist das letzte Stück Naturlandschaft im Stadtgebiet“, sagt der Biologe. Es habe sich gelohnt, dass das Landratsamt vor 16 Jahren den Kahlschlag verhindert hat, indem es den Weingartsgraben unter einstweiligen Schutz stellte.

Freilich beweise die starke Frequentierung durch eine ständig steigende Zahl unterschiedlichster Zugvögel auch eines: „Es gibt immer weniger solche Flächen, die Vögeln Nahrung und Schutz bieten.“ Dschüp-rüp-rüp ruft noch immer der Grünfink – als ob er Krautblatters Worte bestätigen wollte.



Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

Artenschutz im Steigerwald

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Erlangen Höchstadt / Autor: Stefan Fössel |  16.07.2011   |  www.infranken.de