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Für eine Hand voll Kröten
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Für eine Hand voll Kröten

24.03.2012

Von Frühling bis Herbst engagieren sich an Amphibien-Übergängen zahlreiche freiwillige Helfer im gesamten Landkreis für das Leben von Kröten, Fröschen und Molchen.

Sandhof -
„Würden wir einen Übergang aufgeben, dezimierte sich dort die Zahl der Amphibien innerhalb weniger Jahre auf zehn bis zwanzig Prozent“, erklärt Biologe Johannes Otto Först vom Arten- und Biotopschutz im Bund Naturschutz. „Der Großteil der Tiere würde einfach plattgefahren.“

Sein heutiges Publikum am Übergang zum Haus-See in Sandhof sind acht wissbegierige Biologie-Referendare des Dientzenhofer-Gymnasiums, die ihm aufmerksam lauschen. Lernen, um selbst zu lehren ist ihre Aufgabe. Und lernen können sie viel, denn sie sind mit einem Profi der Amphibienkunde unterwegs. Seit mehr als 25 Jahren ist er dabei, engagiert sich mit Hingabe für den Amphibienschutz. Noch immer ist die Begeisterung auf Anhieb in seiner Stimme zu hören, wenn er von Erdkröten, Grün- und Laubfröschen spricht.

Först klärt die Jung-Biologen auf über Sinn und Zweck seines Engagements. Die Arbeit an den Übergängen sei wichtig, denn Amphibien seien ohnehin schon bedroht, sagt er. Durch ihre dünne Haut nähmen sie Giftstoffe sehr schnell auf. Dadurch werde die Landwirtschaft zum großen Problem. Viele Tiere fielen Dünger, Pestiziden und Insektiziden zum Opfer. Doch nicht nur Schadstoffe, auch Trockenlegungen von Laichgewässern zur agrarwirtschaftlichen Nutzung kämen immer noch vor.

Auch Waldarbeiten seien ein großes Problem. Die Zerrüttung der Landschaft, die schweren Geräte und die Erschütterung durch umfallende Bäume seien schuld an massiven Einbrüchen der Tierzahlen. „Nach einem Winter intensiver Waldarbeit schrumpft die Zahl der Tiere auf ein Drittel.“

Bei all den Gefahren für Frösche, Kröten und Co. wollen er und die vielen Helfer im Landkreis wenigstens den Straßenübergang nicht auch noch zum Massengrab werden lassen.

Warum man denn Straßen in Gebieten baue, in denen es so viele Kröten gibt, fragt einer der angehenden Biologielehrer. „Weil es oft keiner weiß. Wenn nicht zufällig Tierkenner oder Biologen in der Nähe sind, wenn Strecken gebaut werden, stehen die Straßen, bevor jemand die Anwesenheit der Tiere bemerkt.“

Aber gerade deswegen freut sich der Kröten-Kenner über die positiven Entwicklungen der letzten Jahre. Aus einst fünf Übergängen Ende der Achtziger sind mittlerweile 25 geworden. Gleichzeitig stieg die Zahl der geretteten Tiere von 8410 (1989) auf mittlerweile 48 279 (2011). Ein ein neuer Rekord.

Dies geht mit gestiegener Helfer- und Übergangszahl einher. Zweimal täglich, zur Abenddämmerung und im Morgengrauen, rücken dutzende Helfer im Landkreis aus, um den Kröten sicher über die Straßen zu helfen.

Zudem sei die Zusammenarbeit mit den Behörden tadellos, lobt Johannes Otto Först. „Ohne die Hilfe der Kommunen wären die Übergänge kaum möglich. Die Zäune sind nicht billig und müssen oft erneuert werden.“

Dieses Jahr konnten wieder zwei neue Übergänge geschaffen werden, in Litzendorf und an der Deusdorfer Mühle. Als es bei Ersterem zu Finanzierungsproblemen kam, sprang kurzerhand ein älteres Ehepaar aus Bamberg ein und spendete das Geld für den kompletten Übergangszaun. „Eine Tat, die ihresgleichen sucht“, findet Först.

Die Zäune seien eine guter Schritt, als dauerhafte Lösung jedoch Verbauungen, also fest eingelassene Mauern aus Beton, ein wünschenswertes Ziel. Kosten für neue Zäune würden vermieden und auch für die Amphibien wäre ein langfristiger Schutz gewährleistet.

Eine große Leistung schreibt der Biologie-Lehrer auch den Verantwortlichen für die jeweiligen Gebiete zu: „Jeder Übergang braucht einen Verantwortlichen, der die Helfer koordiniert, so, dass zu jeder Schicht jemand vor Ort sein kann. Würden diese Leute fehlen, bräche das System zusammen.“

Natürlich bringt das Sammeln von Amphibien auch Wissen und Spaß mit sich, was man auch den Lehrlingen des Profis ansehen kann. Mit Eimern, Taschen- und Kopflampen und vor allem Enthusiasmus streifen die Akademiker den Zaun entlang, auf der Suche nach Erdkröten. Denn deren Wanderung ist im März in vollem Gange. Bedacht setzen die Biologen Schritt vor Schritt, wohl wissend, dass die Kröten gut getarnt sind und in der Abenddämmerung schwer zu erkennen. Man will schließlich helfen, nicht verletzen.

Gefundene Kröten werden beobachtet und spezifiziert. Först lehrt die Referendare Wissenswertes über die Paarung, das Laichverhalten, sogar wie gleichgeschlechtliche Annäherungsversuche abgeblockt werden. Er legt die Hand auf ein Kröten-Männchen, eine weitere Kröte imitierend. Mit blechernen Lauten protestiert dieses. „Er will mir sagen, geh runter du Depp, ich bin ein Kerl“, erklärt der Biologe. Die Referendare lachen.

Am Ende sind alle Teilnehmer begeistert. Mehr als 80 Kröten und einige wenige Frösche konnten gerettet werden. Für die Studenten war es ein Abenteuer, alles andere als Alltag. Für Först und die vielen Helfer ist es genau das. Und trotzdem rücken sie täglich aus – oft für nicht mehr als eine Handvoll Kröten.




Quellenangabe: Fränkischer Tag / Lks Bamberg / 23.03.2012 /Autor jan islinger / Fotos Ranald Rinklef


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken







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