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Dohlenkinder neben den Kirchenglocken
Dohlenkinder neben den Kirchenglocken

01.01.2012

Mutterkolonie in Kloster Banz entwickelt sich prächtig


Weil ihnen Nistmöglichkeiten und Futterquellen fehlen, gibt immer weniger dieser geselligen, treuen und gelehrigen Tiere.Um dies verstärkt in das Bewusstsein zu rücken, ist die Dohle Vogel des Jahres 2012. In Banz lebt seit Jahrhunderten eine Dohlenkolonie. Sie gilt als eine der... Weil ihnen Nistmöglichkeiten und Futterquellen fehlen, gibt immer weniger dieser geselligen, treuen und gelehrigen Tiere.

Vogel des Jahres 2012

Um dies verstärkt in das Bewusstsein zu rücken, ist die Dohle Vogel des Jahres 2012. In Banz lebt seit Jahrhunderten eine Dohlenkolonie. Sie gilt als eine der großen „Reproduktionsstätten“ in Franken. Die Sanierung des Klosters hat den Dohlen vor einigen Jahrzehnten viele Nistmöglichkeiten geraubt.

Sie suchten sich Platz für ihre Nester hinter Regenrinnen und den Sandsteinfiguren an der Westseite der Kirche. Doch schwere Regenfälle setzten diese regelmäßig unter Wasser, die Jungtiere ertranken. Die Problematik erkannte der Verein „Artenschutz im Steigerwald“ mit seinem Vorsitzenden Thomas Köhler. Er suchte Kontakt zu Pfarrer Hans-Werner Alt, zur Erzdiözese, zur Hanns-Seidel-Stiftung und zu möglichen Unterstützern mit dem Ziel, den schwarzgrauen Vögeln alternative Brutplätze zu bieten.

Die ehrenamtlichen Helfer stellten Nistmodule neben den Kirchenglocken auf, damit die Dohlen nicht mehr in den Dachboden der Kirche schlüpften und dort viel verunreinigen. Sie befestigten spezielle Kästen in den hohen Bäumen im Pfarrersgarten. 2009 waren die Arbeiten abgeschlossen. „Die Banzer Kolonie entwickelt sich gut, mehr als 30 der 40 Nistmodule werden angenommen, auch in der Kirche“, weiß Köhler.

Insgesamt sieben Jahre wird die Entwicklung überwacht, jedoch nicht das ganze Jahr über. Interessant ist es während der Paarungszeit im Februar/März. Die Dohlenpaare, die ein Leben lang zusammen bleiben, signalisieren, wo sie in diesem Jahr brüten wollen, peppen das Nest des vergangenen Jahres auf und beginnen mit dem Gelege.

„Die Kästen werden nicht ausgeräumt, sonst muss die Dohle jedes Jahr wieder Material zusammentragen und verschmutzt dadurch das Gebäude, was oft zu Ärger führt“, erklärt Köhler. Ist das alte Material noch im Kasten, muss sie nur die obere Schicht erneuern. Wenn zu viele Parasiten im Nest sind, lässt die Dohle es zwei Jahre ungenutzt, die Milben verhungern und die Brutpaare kommen zurück. „Die Reinigung ist oft eine Erfindung der Menschen.“

Spannend ist die Jungenaufzucht im Juni, wenn der Nachwuchs aus den Kästen schlüpft und noch in den Bäumen weiter gefüttert wird. Zurzeit bringt die Beobachtung nichts, denn nicht nur die heimischen Dohlen, sondern auch Gäste aus dem Norden fliegen herum.

Artenschutz per Internet

Wissen über das Verhalten und die Brutplätze von Dohlen ist die Grundvoraussetzung, um die Vögel schützen zu können. Es gibt Web-Cameras, die den Blick in die Dohlen-Kinderstuben ohne Störung erlauben. Mit der Online-Präsenz werden Kinder und Jugendliche informiert über den Gebäudebrüter, die Zusammenarbeit mit der Schule in Unnersdorf, in Schney und in Lichtenfels am Marktplatz soll das Interesse der jungen Menschen wecken, denn nur was man kennt, will man schützen.

Der Verein nutzt moderne Technologie für Umweltbildung. Hier, im Internet, kommt er an die Jugendlichen, die über Bücher und Zeitschriften nicht mehr zu erreichen sind.

Die Jungtiere, die in Banz geboren werden, bereichern später die kleinen Satellitenkolonien, die sich rundherum ansiedeln. Das haben die Artenschützer herausgefunden anhand der Beringung. Sogar mit der Kolonie auf der Giechburg sind die Banzer Dohlen verwandt.

Auch wenn in der Region der Eindruck herrscht, dass es viele Dohlen gibt, im Land ist der Bestand sehr dünn geworden. „Den Namen Kolonie verdienen nur noch wenige, meist sind es nur einzelne Paare, die an den Standorten brüten“, sagt Köhler. In der Fläche ist die Dohle bereits bedroht. Künstliches hochpuschen von Dohlengemeinschaften hält Thomas Köhler für sinnlos. Wird das Füttern eingestellt, sterben die Tiere mangels Nahrung. „Dohlen müssen für sich selbst sorgen können.“

Das geringe Nahrungsangebot ist an vielen Orten ein Grund für den Rückgang der Populationen. Der andere ist das Fehlen geeigneter Nistplätze, energetische Sanierungen zahlreicher Gebäude infolge des Klimapakts II verschließen Nischen für Nestbau.

Köhler hofft, dass gerade die Verantwortlichen aus den Denkmalschutzbehörden ihr Augenmerk verstärkt auf Artenschutz legen. Er und sein Verein stünden gerne beratend zur Seite, damit gemeinsam Lösungen gefunden werden, die sowohl dem Energie sparen als auch dem Artenschutz dienen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Dohlen, Turmfalken, Mauersegler „wegsaniert“ und innerhalb eines Jahrzehnts die gesamten Gebäudebrüter an den Rand des Aussterbens gedrängt werden.

„Altbausanierung und Artenschutz gehen miteinander, wenn die Beteiligten sensibilisiert sind für die Problematik.“ In Banz sind die Nistalternativen mittlerweile von den Dohlen angenommen, die Sandsteinfiguren der Kirche könnten vom Eigentümer jetzt vor den nistenden Vögeln geschützt werden, wenn Interesse besteht.

„Der Artenschutz steht dem nicht mehr entgegen“, unterstreicht Köhler. Der Verein „Artenschutz im Steigerwald“ ist in ganz Franken aktiv. Die 400 Mitglieder halten die Augen offen bei Sanierungsaktivitäten und suchen das Gespräch mit den Verantwortlichen: „Gemeinsam ist das Beschreiten neuer Wege möglich. Banz ist ein gutes Beispiel.“


Quellenangabe

Obermain-Tagblatt Meister-Druck Gottlob Meister oHG
Hirtenstraße 5
96215 Lichtenfels

Verantwortlich für das Gesamtprojekt
Irmgard Wilkening
Obermain Tagblatt

Telefon 09571/95050
Fax: 09571/9505-61
E-Mail: technik@obermain.de

Autor Birgid Röder / 30.11.2011


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken


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