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Waldeidechse ( Lacerta vivipara )
Bild zum Eintrag (1126205-160)
Die Waldeidechse – ein kleines Wunder der Anpassung

Es ist ein kühler Sommermorgen in den bayerischen Alpen. Der Tau glitzert noch auf den Gräsern, und ein leichter Nebel liegt über der Wiese. Plötzlich raschelt es im Gras: Eine kleine Eidechse kriecht hervor und bleibt bewegungslos auf einem Stein liegen. Langsam richtet sie den Kopf, breitet ihren Körper aus und genießt die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Diese Szene wiederholt sich Tag für Tag, doch nur wer geduldig und aufmerksam ist, wird Zeuge davon. Die Waldeidechse ist keine laute oder auffällige Erscheinung – sie lebt still und verborgen, und doch erzählt sie viel über die Anpassungsfähigkeit der Natur.

Artbeschreibung

Die Waldeidechse (Lacerta vivipara, heute meist Zootoca vivipara)
gehört zur Familie der Echten Eidechsen (Lacertidae). Sie ist eine der am weitesten verbreiteten Reptilienarten Europas und reicht von Frankreich über Skandinavien bis weit nach Asien hinein.

  • Körpergröße: Bis 18 cm, wovon etwa die Hälfte auf den Schwanz entfällt.

  • Färbung: Braun, grau oder olivgrün; oft mit dunklen Punkten oder Streifen. Manche Männchen zeigen zur Paarungszeit rötliche Färbungen an Kehle oder Bauch.

  • Geschlechtsunterschiede: Weibchen sind meist etwas größer und besitzen oft einen hellen Rückenstreifen.

Besonderheit:
Die Waldeidechse ist eines der wenigen Reptilien Europas, das lebendgebärend ist – die Eier entwickeln sich im Körper der Mutter, und sie bringt vollständig entwickelte Jungtiere zur Welt.

Lebensraum und Verbreitung

Die Waldeidechse besiedelt sehr unterschiedliche Biotope:

  • lichte Wälder, Waldränder und Lichtungen

  • Feuchtgebiete, Moore und Heiden

  • Bergwiesen bis in Höhen von über 2.000 Metern

auch menschlich geprägte Landschaften wie Gärten oder Bahndämme


Ihre enorme Anpassungsfähigkeit erklärt die weite Verbreitung. Während andere Reptilien in nördlichen Breiten fehlen, findet man die Waldeidechse sogar noch im kühlen Skandinavien.


In der Aufnahme von Johannes Rother
  •     Waldeidechse ( Lacerta vivipara ) 
Waldeidechse
Bild zum Eintrag (1126204-160)
Lebensweise und Verhalten

Als wechselwarmes Tier ist die Waldeidechse stark auf äußere Wärmequellen angewiesen. Sie verbringt viele Stunden mit Sonnenbaden, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.


  • Aktivitätszeit: vor allem an sonnigen Tagen zwischen Frühjahr und Herbst.

  • Nahrung: Insekten, Spinnen, Schnecken, Würmer – sie spielt eine wichtige Rolle als „natürlicher Schädlingsbekämpfer“.

  • Feinde: Vögel (z. B. Bussarde, Krähen), Säugetiere (z. B. Füchse, Igel), Schlangen. Um zu entkommen, kann die Waldeidechse bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen (Autotomie), der später nachwächst.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit beginnt im Frühjahr, oft schon im April, wenn die Tiere aus der Winterruhe erwachen. Die Männchen tragen kleine Kämpfe aus und imponieren durch auffällige Bewegungen.

  • Tragzeit: Etwa 2–3 Monate.

  • Geburt: Meist im Juli oder August, das Weibchen bringt 3–10 Jungtiere lebend zur Welt.

  • Vorteil der Lebendgeburt: Auch in kühlen Regionen können die Jungen überleben, da sie im mütterlichen Körper optimal gewärmt wurden.


In der Aufnahme von Johannes Rother
  •     Waldeidechse ( Lacerta vivipara ) 
Waldeidechse
Bild zum Eintrag (1126203-160)
Gefährdung

Die Waldeidechse gilt insgesamt nicht als stark gefährdet, in vielen Regionen Europas sind die Bestände aber rückläufig.

Hauptbedrohungen:


  • Verlust von Lebensräumen durch Landwirtschaft, Bebauung und Straßenbau.

  • Entwässerung von Mooren und Feuchtgebieten.

  • Intensive Forstwirtschaft, die strukturreiche Waldränder und Lichtungen verschwinden lässt.

  • Zerschneidung der Landschaft, wodurch Populationen isoliert werden.

Schutz und Förderung

Die Waldeidechse ist nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. Doch rechtlicher Schutz allein reicht nicht aus – konkrete Maßnahmen sind entscheidend:


  • Lebensräume erhalten: Keine vollständige Beseitigung von Hecken, Lesesteinwällen oder Totholzhaufen.

  • Strukturen schaffen: Trockenmauern, Steinhaufen oder sonnige Holzstapel bieten Verstecke.

  • Pflegemaßnahmen: Schonende Mahd, keine großflächigen Pestizide.

  • Biotopvernetzung: Kleine Korridore zwischen isolierten Lebensräumen sichern den genetischen Austausch.

  • Bewusstsein fördern: Umweltbildung kann schon bei Kindern Begeisterung für die Beobachtung und den Schutz von Reptilien wecken.


In der Aufnahme von Johannes Rother
  •     Waldeidechse ( Lacerta vivipara ) 
Waldeidechse
Bild zum Eintrag (1126202-160)
Fazit
Die Waldeidechse ist kein Tier, das durch Größe oder Farbenpracht auffällt. Ihre Faszination liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit und ihrer stillen Präsenz. Sie überlebt in Mooren, Bergen und sogar am Rand unserer Städte – solange wir ihr ein Stück Natur überlassen. Wer sie einmal beim Sonnenbaden auf einem Stein entdeckt hat, versteht, wie wertvoll diese kleinen Reptilien für unsere Ökosysteme sind.

In der Aufnahme von Johannes Rother

  • Waldeidechse ( Lacerta vivipara ) 
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