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Haariger Einsatz
Haariger Einsatz

09/10.05.2012

Eichenprozessionsspinner   Das Staatliche Bauamt hat Eichenbäume an den Parkplätzen eingenebelt. Ein Bio-Gift soll die gefährlichen Raupen ausmerzen. Naturschützer sträuben sich
.

Kreis Haßberge - Der Landwirt, der den Einsatz des Straßenbauamtes an der Bundesstraße durch Zufall beobachtet, würde nicht nur den Raupen den Garaus machen, sondern am liebsten gleich den Bäumen.
„Hier kappen“, sagt der Bauer und deutet auf den Stamm knapp über dem Boden. „Hier sieht man nämlich wegen dem Gestrüpp nichts, wenn man mit dem Mähdrescher über die Straße muss.“

Der Straßenmeister Michael Klement nimmt auch diese Randnotiz mit ins Amt, obwohl er nicht wegen möglicher Sichtbehinderungen durch das „Straßenbegleitgrün“ auf den Bundesstraßen der Region unterwegs ist. Das Problem, mit dem es Klement auf den Bäumen zu tun hat, ist noch haariger.

Seit Jahren befindet sich der Eichenprozessionsspinner in der Region auf dem Vormarsch. Begünstigt durch Trockenheit und Wärme im Frühjahr wandern die Falter immer weiter in nordöstliche Richtung. Und mit ihnen ihre Larven: Die Raupen schlüpfen im Frühjahr mit dem zarten Grün an den Eichen.

Sie sind nicht nur für die Bäume gefährlich: Die Haare der Raupen können bei vielen Menschen allergische Reaktionen auslösen, bis hin zum lebensgefährlichen Schock. Um diese Raupen tobt ein Glaubenskrieg zwischen Naturschützern, Förstern und Behörden: Soll man die Natur Natur sein lassen? Muss man die Bäume und die Menschen vor den Raupen schützen?


Chemische Keule?

In die Kritik geraten ist vor allem der großflächige Einsatz des chemischen Schädlingsbekämpfungsmittels Dimilin, das sogar aus Flugzeugen auf befallene Eichenbestände gesprüht wird. Dimilin macht nicht nur den haarigen Raupen den Garaus, sondern tötet auch viele andere Insekten und Wasserlebewesen, kritisiert der Bund Naturschutz.

„Wir haben die Verantwortung für die Menschen“, sagt dagegen Brigitte Settele vom Staatlichen Bauamt in Schweinfurt. Sie koordiniert den, wie sie sagt, „gezielten Einsatz“ gegen die von den Raupen befallenen Bäume, die da stehen, wo Autofahrer oder die Mitarbeiter der Straßenbehörde mit den gefährlichen Haaren in Kontakt kommen könnten. Das waren bei der Aktion am gestrigen Dienstag vor allem Parkplätze an den Bundesstraßen der Region; darunter ist die B 303 bei Marbach (Gemeinde Maroldsweisach).

Eingesetzt wurde von der Fachfirma, die Klement von Baum zu Baum führte, nicht Dimilin, sondern „Neem-Protect“, ein Wirkstoff auf der Basis des Niembaum-Öles, der im ökologischen Landbau zugelassen ist. Anders als Dimilin ist Neem-Protect kein Kontaktgift; der Wirkstoff wird über die Blätter aufgenommen, die die Raupen fressen. Die meisten anderen Tiere bleiben verschont.

Ein Kompromiss

„Das ist ein guter Kompromiss zwischen der Ökologie und dem Schutz der Menschen“, sagt Settele. Für Klement und seine Mitarbeiter bedeutet dies bei der Straßenrundreise Augenmaß statt Kahlschlag. Auch wenn der Landwirt das Raupen-Übel am liebsten viel radikaler an der Wurzeln packen würde ...


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge / 09.05.2012 / Autor - Fotos Günter Flegel


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken