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Das zweite Leben der toten Tiere
Das zweite Leben der toten Tiere

29.05.2012

Alexander Hemetsberger aus dem kleinen Holzhausen ist Tierpräparator. Der 38-Jährige legt Wert auf perfekte Darstellungen.Seine Tätigkeit ist weit mehr als „Ausstopfen“.

Holzhausen -
Derjenige, dem das Fell gegerbt oder dem es gar über die Ohren gezogen wurde, sieht danach meist jämmerlich aus. Bei Alexander Hemetsberger aus dem Königsberger Stadtteil Holzhausen ist das Gegenteil der Fall.

Wenn der Tierpräparator einen Fuchs oder einen Marder so richtig in die Mangel nimmt, schaut einen am Ende ein fast wieder zum Leben erwecktes Prachtexemplar an. „Ein Tier“, sagt der 38-Jährige in seiner kleinen Werkstatt, „ist ein individuelles Wesen, das es nur einmal auf dieser Welt gibt“. Genau das versucht der Perfektionist – oder soll man sagen: Künstler? – herauszuarbeiten.

Stimmt die Symmetrie, glänzt das Fell, plustert sich das Gefieder, schauen die Augen des Raubvogels in die Ferne? Steht das Tier wirklich naturgetreu und lebensecht da? Mit der Lupe untersucht er kritisch jede Stelle, bevor er zufrieden ist.

Dieser akribischen Haltung hat der gelernte Werkzeugmacher seinen Erfolg bei der Weltmeisterschaft zu verdanken, die im Februar in Salzburg stattgefunden hatte. Bei dem internationalen Wettbewerb maßen sich 132 Präparatoren aus 22 Ländern. Hemetsberger war mit zwei Tierpräparaten erstmals dabei – und sahnte zwei erste Plätze in den Kategorien Groß-Vögel und Kopfschulter-Präparate ab. Darauf ist der bescheidene Holzhäuser schon etwas stolz und nimmt es als Ansporn für die Europameisterschaften im Jahr 2014.

In Südtirol

Schon als Jugendlicher hat er sich mit dem Thema beschäftigt. Er war gerade mal 16 Jahre alt, als er sein erstes Tier, einen Eichelhäher, präparierte. Richtig gelernt hat er dann sein diffiziles Handwerk bei der befreundeten Familie Lang auf dem Völklhof in Südtirol. Wichtig, sagt er, sei der fachliche Austausch mit anderen Koryphäen seiner Zunft wie etwa dem Greifvogelspezialisten Roland Kaiser aus Norddeutschland.
Lebende Tiere in der Natur genau zu beobachten und vor toten Tieren keine Scheu zu haben, das ist eine Grundbedingung für jeden Tierpräparator. Dazu kommen die Beherrschung moderner Konservierungstechniken, handwerkliches Geschick und vor allem: Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Fast zwei Monate dauert es, bevor an einem großen Uhu oder einem Mufflon jedes Härchen und jede Feder sitzen.

Genauigkeit geht vor Schnelligkeit, lautet seine Devise. Aus diesem Grund und weil er die Taxidermie, wie der wissenschaftliche Name lautet, nur nebenberuflich betreibt, müssen seine Kunden, die aus ganz Deutschland kommen, eine längere Wartezeit in Kauf nehmen. Mitunter lehnt der Fachmann auch einen Auftrag ab, denn er behandelt keine Fische oder Haustiere.

An sich handelt es sich bei der Konservierung toter Lebewesen um eine uralte Kunst. Sofort denkt man an die Menschen- und Katzen-Mumifizierungen der alten Ägypter. In der Neuzeit erwachte das Interesse an diesem Metier wieder, als berühmte Forschungsreisende wie James Cook oder Charles Darwin exotische Tiere aus fernen Erdteilen nach Europa mitbrachten. Die damaligen Pionier-Präparatoren arbeiteten mit vergleichsweise primitiven Methoden – die Tiere wurden mit Baumwolle, Stroh oder Sägespänen ausgestopft.

Schaum und Draht

Ergo spricht man landläufig immer noch vom Ausstopfen. Das trifft es aber nicht. Nachdem das Fell abgezogen wurde, wird es gewaschen, gegerbt und vor Mottenbefall geschützt. Es wird dann auf einen „Rohling“ meist aus Polyuretan-Schaum aufgezogen, mit einem Drahtgestell stabilisiert und vernäht. Mit speziellen Nadeln werden die Gesichtshaut gespannt, die Glas- oder Kunststoffaugen eingesetzt, die Haare gebürstet und mit einem feinen Pinsel dann noch retuschiert.

Wie die meisten Tierpräparatoren ist Alexander Hemetsberger ein leidenschaftlicher Jäger. Mit seiner Frau bejagt er ein eigenes Revier mitten in den Haßbergen. Hier fasziniert den 38-jährigen Holzhausener das, was er bei seiner Arbeit als Tierpräparator möglichst eins zu eins nachzuahmen versucht: wild lebende Tiere inmitten der Natur.





Quellenangabe: Fränkischer Tag /  29.05.2012 Manfred Wagner


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken