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Nachhaltigkeit auf Bayerisch 10.11.2012
Nachhaltigkeit auf Bayerisch

Nachhaltigkeit auf Bayerisch
10.11.2012
Die Umweltorganisation Greenpeace drischt auf das Staatsforstunternehmen ein: In den alten Buchenwäldern wird Kleinholz gemacht, der versprochene Einschlagstopp umgangen.
Das trifft den Spessart und wohl auch den Steigerwald.
Würzburg - Das abgedroschene Sprichwort trifft’s: Irgendwie sehen in Unterfranken die Holznutzer und -schützer den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Umweltorganisation Greenpeace wirft den Bayerischen Staatsforsten Kahlschlag und Profitgier im Spessart und im Steigerwald vor. Das Unternehmen kommt mit den gleichen Zahlen zu gegenteiligen Schlussfolgerungen: „Greeenpeace ist mal wieder auf dem Holzweg.“
Der Konflikt im und um den Blätterwald dürfte sich noch zuspitzen: Bayern will 2013 das „Jahr der Nachhaltigkeit“ zelebrieren und sich nach dem Willen von Forstminister Helmut Brunner (CSU) dafür feiern lassen, dass die Forstleute im Freistaat Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. „Es ist kein Widerspruch, wie die Naturschützer gebetsmühlenartig behaupten, den Wald zu nutzen und ihn zugleich zu schützen“, sagt der Minister und baut diesem bayerischen Holzweg sogar ein eigenes Haus: das Nachhaltigkeitszentrum in Handthal im Landkreis Schweinfurt, ein Stein (in diesem Fall: Holz) gewordenes Monument gegen alle Vorstöße, im Steigerwald einen Nationalpark zu installieren.
Dass Nachhaltigkeit im Wald erfunden wurde, ist eine Binsenweisheit; kein Forstmann sägt am Ast, auf dem er sitzt: Haut er mehr Bäume um als nachwachsen, steht er ja eines Tages ohne Holz da. Genau da beginnt das Problem, denn die vordergründig mit präzisen Zahlen belegbaren Aussagen zum Holzeinschlag und Waldnachwuchs sind so breit auslegbar, dass sich die Staatsforsten-Ökonomen und die Greenpeace-Ökologen darüber die Köpfe einschlagen.
Zurzeit setzt es im Spessart Hiebe. Dort, so wirft der Klimaexperte von Greenpeace, Martin Kaiser, den Staatsforsten vor, findet ein „Kahlschlag ohne gleichen“ statt: „Aus reiner Profitgier halten sich die Staatsforsten nicht mehr an den versprochenen Einschlagstopp“, sagt Kaiser – und fällen großflächig ökologisch wertvolle Buchen im Alter von mehr als 140 Jahren.
„Die Nachhaltigkeit wird von den Staatsforsten mit Füßen getreten. Bayern plündert seine Wälder aus“, schimpft der Umweltschützer. Selbst die regionale Wertschöpfung sei eine hohle Phrase: Unmengen von Holz würden aus Bayern unter anderem nach China exportiert. „Unfug“, holzt das Forstunternehmen mit Sitz in Regensburg Richtung Greenpeace in einer wachsenden Zahl von Stellungnahmen auf der eigenen Homepage. Beispiel China: Von Unmengen könne nicht die Rede sein, lediglich drei Prozent des Buchenholzes aus Bayern wanderten ins Reich der Mitte.
Laut Pressesprecher Philipp Bahnmüller rütteln die Staatsforsten nicht an der selbst auferlegten Verpflichtung zur Nachhaltigkeit. „Das gibt es sogar Schwarz auf Weiß“, sagt er.
Minus 5,2 – plus 6,1
Im aktuellen Bilanzbericht weisen die Bayerischen Staatsforsten für das Wirtschaftsjahr 2011/12 einen Einschlag von 5,2 Millionen Festmetern (fm), aus, der durch den Zuwachs von 6,1 Millionen fm mehr als kompensiert werde. „Das gilt in all unseren Wäldern, auch im Spessart und auch im Steigerwald.“
Den Steigerwald hat Bahnmüller deshalb im Blick, weil es dort jüngst sogar innerhalb der Staatsforsten ein Hickhack um die Einschlagpläne gab. Die Staatsforsten wollen mehr Bäume umlegen als der Betriebsleiter Ullrich Mergner in Ebrach, der um sein selbst gezimmertes Öko-Konzept fürchtet: Alte Buchen sind ihm heilig..
Greenpeace sieht folglich den Steigerwald ebenso wie den Spessart vom Kahlschlag bedroht und haut den Staatsforsten deren Zahlen um die Ohren. „Baum ist nicht gleich Baum“, sagt Kaiser. „Wenn ich eine 200 Jahre alte Buche fälle, geht ein immenser ökologischer Wert verloren, den die gleiche Menge oder mehr an jungem Holz niemals kompensieren kann.“
Auch diesen Einwand lassen die Staatsforsten nicht gelten. „Natürlich dürfen Bäume bei uns alt werden. Aber nicht nur zum Anschauen, sondern zum Verkaufen“, sagt der Unternehmenssprecher. 2011 machten die Staatsforsten fast 400 Millionen Euro Umsatz, mehr als je zuvor. Auch Unterfranken steuerte dazu etliches bei, unter anderem einen 140 alten Ahorn aus dem Staatsforst nahe Arnstein bei Würzburg. Er wurde für 44 000 Euro versteigert. Der teuerste Baum der Welt laut Staatsforsten. Für Naturschützer allerdings ein unschätzbarer Verlust.
Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Günter Flegel
Foto:
Greenpeace
In der Aufnahme:
Kyrill? Wiebke? Nein, es war kein Orkan, der hier im Spessart bei
Rothenbuchen hauste, sondern ein Holzfällertrupp der Staatsforsten.
Greenpeace nennt diese per Luftbild dokumentierten Einschläge einen
Frevel, das Forstunternehmen spricht von Bestandsverjüngung. Foto:
Greenpeace
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
10.11.2012
Die Umweltorganisation Greenpeace drischt auf das Staatsforstunternehmen ein: In den alten Buchenwäldern wird Kleinholz gemacht, der versprochene Einschlagstopp umgangen.
Das trifft den Spessart und wohl auch den Steigerwald.
Würzburg - Das abgedroschene Sprichwort trifft’s: Irgendwie sehen in Unterfranken die Holznutzer und -schützer den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Umweltorganisation Greenpeace wirft den Bayerischen Staatsforsten Kahlschlag und Profitgier im Spessart und im Steigerwald vor. Das Unternehmen kommt mit den gleichen Zahlen zu gegenteiligen Schlussfolgerungen: „Greeenpeace ist mal wieder auf dem Holzweg.“
Der Konflikt im und um den Blätterwald dürfte sich noch zuspitzen: Bayern will 2013 das „Jahr der Nachhaltigkeit“ zelebrieren und sich nach dem Willen von Forstminister Helmut Brunner (CSU) dafür feiern lassen, dass die Forstleute im Freistaat Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. „Es ist kein Widerspruch, wie die Naturschützer gebetsmühlenartig behaupten, den Wald zu nutzen und ihn zugleich zu schützen“, sagt der Minister und baut diesem bayerischen Holzweg sogar ein eigenes Haus: das Nachhaltigkeitszentrum in Handthal im Landkreis Schweinfurt, ein Stein (in diesem Fall: Holz) gewordenes Monument gegen alle Vorstöße, im Steigerwald einen Nationalpark zu installieren.
Dass Nachhaltigkeit im Wald erfunden wurde, ist eine Binsenweisheit; kein Forstmann sägt am Ast, auf dem er sitzt: Haut er mehr Bäume um als nachwachsen, steht er ja eines Tages ohne Holz da. Genau da beginnt das Problem, denn die vordergründig mit präzisen Zahlen belegbaren Aussagen zum Holzeinschlag und Waldnachwuchs sind so breit auslegbar, dass sich die Staatsforsten-Ökonomen und die Greenpeace-Ökologen darüber die Köpfe einschlagen.
Zurzeit setzt es im Spessart Hiebe. Dort, so wirft der Klimaexperte von Greenpeace, Martin Kaiser, den Staatsforsten vor, findet ein „Kahlschlag ohne gleichen“ statt: „Aus reiner Profitgier halten sich die Staatsforsten nicht mehr an den versprochenen Einschlagstopp“, sagt Kaiser – und fällen großflächig ökologisch wertvolle Buchen im Alter von mehr als 140 Jahren.
„Die Nachhaltigkeit wird von den Staatsforsten mit Füßen getreten. Bayern plündert seine Wälder aus“, schimpft der Umweltschützer. Selbst die regionale Wertschöpfung sei eine hohle Phrase: Unmengen von Holz würden aus Bayern unter anderem nach China exportiert. „Unfug“, holzt das Forstunternehmen mit Sitz in Regensburg Richtung Greenpeace in einer wachsenden Zahl von Stellungnahmen auf der eigenen Homepage. Beispiel China: Von Unmengen könne nicht die Rede sein, lediglich drei Prozent des Buchenholzes aus Bayern wanderten ins Reich der Mitte.
Laut Pressesprecher Philipp Bahnmüller rütteln die Staatsforsten nicht an der selbst auferlegten Verpflichtung zur Nachhaltigkeit. „Das gibt es sogar Schwarz auf Weiß“, sagt er.
Minus 5,2 – plus 6,1
Im aktuellen Bilanzbericht weisen die Bayerischen Staatsforsten für das Wirtschaftsjahr 2011/12 einen Einschlag von 5,2 Millionen Festmetern (fm), aus, der durch den Zuwachs von 6,1 Millionen fm mehr als kompensiert werde. „Das gilt in all unseren Wäldern, auch im Spessart und auch im Steigerwald.“
Den Steigerwald hat Bahnmüller deshalb im Blick, weil es dort jüngst sogar innerhalb der Staatsforsten ein Hickhack um die Einschlagpläne gab. Die Staatsforsten wollen mehr Bäume umlegen als der Betriebsleiter Ullrich Mergner in Ebrach, der um sein selbst gezimmertes Öko-Konzept fürchtet: Alte Buchen sind ihm heilig..
Greenpeace sieht folglich den Steigerwald ebenso wie den Spessart vom Kahlschlag bedroht und haut den Staatsforsten deren Zahlen um die Ohren. „Baum ist nicht gleich Baum“, sagt Kaiser. „Wenn ich eine 200 Jahre alte Buche fälle, geht ein immenser ökologischer Wert verloren, den die gleiche Menge oder mehr an jungem Holz niemals kompensieren kann.“
Auch diesen Einwand lassen die Staatsforsten nicht gelten. „Natürlich dürfen Bäume bei uns alt werden. Aber nicht nur zum Anschauen, sondern zum Verkaufen“, sagt der Unternehmenssprecher. 2011 machten die Staatsforsten fast 400 Millionen Euro Umsatz, mehr als je zuvor. Auch Unterfranken steuerte dazu etliches bei, unter anderem einen 140 alten Ahorn aus dem Staatsforst nahe Arnstein bei Würzburg. Er wurde für 44 000 Euro versteigert. Der teuerste Baum der Welt laut Staatsforsten. Für Naturschützer allerdings ein unschätzbarer Verlust.
Quellenangabe:
Fränkischer Tag / Günter Flegel
Foto:
Greenpeace
In der Aufnahme:
Kyrill? Wiebke? Nein, es war kein Orkan, der hier im Spessart bei
Rothenbuchen hauste, sondern ein Holzfällertrupp der Staatsforsten.
Greenpeace nennt diese per Luftbild dokumentierten Einschläge einen
Frevel, das Forstunternehmen spricht von Bestandsverjüngung. Foto:
Greenpeace
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
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