Artenschutz im Steigerwald
Steigerwaldlösung - Biosphärenreservat?
Was ist ein Biosphärenreservat?
Der Vorschlag von Bayerns Umweltminister könnte ein guter Lösungsansatz für den Steigerwald sein. Nach dem Vorbild der Rhön sind alle Vorgaben und Wünsche für die Region sicherlich unter einen Hut zu bringen.
Die Rhön macht Mut
Kreis Haßberge — Biosphärenreservate sollen Modellstandorte zur Erforschung und Demonstration von Ansätzen zu Schutz und nachhaltiger Entwicklung auf regionaler Ebenesein und haben diese Funktionen:
Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt
Entwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung, die soziokulturell und ökologischnachhaltig ist
Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten, Umweltbildung und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung im Rahmen lokaler, regionaler, nationaler und weltweiter Themen des Schutzes und der nachhaltigen Entwicklung .
Nach den Kriterien für die Umsetzung des MAB- Programmes der Unesco in Deutschland (MAB stehtFür Mensch und Biosphäre) sind Biosphärenreservate„einheitlich zuschützende und zu entwickelnde Gebiete,die großräumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind, in wesentlichen Teilen ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets,im Übrigen überwiegend eines Landschaftsschutzgebietserfüllen.“ Sie dienenvornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt, einschließlich Wild- und früherer Kulturformenwirtschaftlich genutzter odernutzbarer Tier- und Pflanzenartenund sind beispielhaft für die Entwicklung und Erprobung von die Naturgüter besonders schonenden Wirtschaftsweisen.
Das Beispiel Rhön
Die Rhön etwa ist repräsentativ für den Landschaftsraum „mitteldeutsches Bergland“. Sie liegt im Dreiländereck zwischen Bayern, Hessen und Thüringen. Jedes Bundesland hat für seinen Landesteil eine eigene Verwaltung eingerichtet. Die Rhön als länderübergreifende Kulturlandschaft
Zwischen Hessen, Thüringen und Bayern erhielt die Auszeichnung als Unesco- Biosphärenreservat kurz
nach der deutschen Wiedervereinigung.
Die Rhön ist im Gegensatz zu anderen deutschen Mittelgebirgslandschaften eine offene Kulturlandschaft mit weitem Ausblick. Ursprünglich war die Region von dichten Buchenwäldern bedeckt, die
jedoch im Laufe der Jahrhunderte menschlicher Bewirtschaftung in Graslandschaften umgewandelt wurden.
Die abgeschiedene Lage, natürliche Besonderheiten und die traditionelle Bindung der Bevölkerung an
die Landwirtschaft haben in der Rhön eine weitgehend intakte Kulturlandschaft und ländliche Siedlungsstrukturenerhalten.
Hohe Identifikation
Die drei Verwaltungsstellen des Biosphärenreservatssetzen durch die unterschiedliche Struktur vor Ortunterschiedliche Schwerpunkte. Gemeinsamaberhaben sie die Rhön zu einem beispielgebenden Biosphärenreservat entwickelt. Die Identifikation mit dem Biosphärenreservat ist hoch. Ein wichtiges Instrument ist die Vermarktung regionaler Produkte.
Der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten trägt zur Imagebildung bei und schafft neue Arbeitsplätze
in der Rhön. Umweltbildung und Forschung sind weitere Schwerpunkte der Arbeit in einem Biosphärenreservat
(Quelle: Website des Biosphärenreservats Rhön).
Quellenangabe:
FRÄNKISCHER TAG, SAMSTAG/SONNTAG, 7./8.MÄRZ 2009 Seite 17 /E
GÜNTER FLEGEL
Für die gelisteten Informationen trägt der jeweilige Autor die Verantwortung.
Die Darstellungen geben die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme der Initiative Artenschutz im Steigerwald wieder.
Die Rhön macht Mut
Kreis Haßberge — Biosphärenreservate sollen Modellstandorte zur Erforschung und Demonstration von Ansätzen zu Schutz und nachhaltiger Entwicklung auf regionaler Ebenesein und haben diese Funktionen:
Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt
Entwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung, die soziokulturell und ökologischnachhaltig ist
Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten, Umweltbildung und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung im Rahmen lokaler, regionaler, nationaler und weltweiter Themen des Schutzes und der nachhaltigen Entwicklung .
Nach den Kriterien für die Umsetzung des MAB- Programmes der Unesco in Deutschland (MAB stehtFür Mensch und Biosphäre) sind Biosphärenreservate„einheitlich zuschützende und zu entwickelnde Gebiete,die großräumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind, in wesentlichen Teilen ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets,im Übrigen überwiegend eines Landschaftsschutzgebietserfüllen.“ Sie dienenvornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt, einschließlich Wild- und früherer Kulturformenwirtschaftlich genutzter odernutzbarer Tier- und Pflanzenartenund sind beispielhaft für die Entwicklung und Erprobung von die Naturgüter besonders schonenden Wirtschaftsweisen.
Das Beispiel Rhön
Die Rhön etwa ist repräsentativ für den Landschaftsraum „mitteldeutsches Bergland“. Sie liegt im Dreiländereck zwischen Bayern, Hessen und Thüringen. Jedes Bundesland hat für seinen Landesteil eine eigene Verwaltung eingerichtet. Die Rhön als länderübergreifende Kulturlandschaft
Zwischen Hessen, Thüringen und Bayern erhielt die Auszeichnung als Unesco- Biosphärenreservat kurz
nach der deutschen Wiedervereinigung.
Die Rhön ist im Gegensatz zu anderen deutschen Mittelgebirgslandschaften eine offene Kulturlandschaft mit weitem Ausblick. Ursprünglich war die Region von dichten Buchenwäldern bedeckt, die
jedoch im Laufe der Jahrhunderte menschlicher Bewirtschaftung in Graslandschaften umgewandelt wurden.
Die abgeschiedene Lage, natürliche Besonderheiten und die traditionelle Bindung der Bevölkerung an
die Landwirtschaft haben in der Rhön eine weitgehend intakte Kulturlandschaft und ländliche Siedlungsstrukturenerhalten.
Hohe Identifikation
Die drei Verwaltungsstellen des Biosphärenreservatssetzen durch die unterschiedliche Struktur vor Ortunterschiedliche Schwerpunkte. Gemeinsamaberhaben sie die Rhön zu einem beispielgebenden Biosphärenreservat entwickelt. Die Identifikation mit dem Biosphärenreservat ist hoch. Ein wichtiges Instrument ist die Vermarktung regionaler Produkte.
Der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten trägt zur Imagebildung bei und schafft neue Arbeitsplätze
in der Rhön. Umweltbildung und Forschung sind weitere Schwerpunkte der Arbeit in einem Biosphärenreservat
(Quelle: Website des Biosphärenreservats Rhön).
Quellenangabe:
FRÄNKISCHER TAG, SAMSTAG/SONNTAG, 7./8.MÄRZ 2009 Seite 17 /E
GÜNTER FLEGEL
Für die gelisteten Informationen trägt der jeweilige Autor die Verantwortung.
Die Darstellungen geben die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme der Initiative Artenschutz im Steigerwald wieder.
KOMMT EIN BIOSPHÄRENRESERVAT?
Kreis Haßberge — In der Diskussion um die Zukunft des Steigerwaldes ist seit einigen Tagen ein neuer Begriff in aller Munde: Biosphärenreservat. Im Gegensatz zum Nationalpark fordert dieses Wortweit weniger heftigen Widerspruch heraus. Selbst die erklärten Nationalpark-Gegner können sich immerhin vorstellen, dass man darüber nachdenken könnte, die Möglichkeit zur Ausweisung eines Biosphärenreservates im Steigerwald zu prüfen…
Seit einflussreiche CSU-Politiker wie Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder den Begriff in den Ring geworfen haben, scheint Bewegung in die starren Fronten im Steigerwald zu kommen. Vielleicht entpuppt sich das „Zauberwort“ als Schlüssel zu einer Lösung für den Steigerwald, dieallen Seiten gerecht wird.
Unsere Zeitung hat sich die Mühe gemacht, die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Biosphärenreservat und einem Nationalpark herauszuarbeiten.
Wer sich dafür interessiert, ist bei der Unesco an der richtigen Stelle, der Organisation de rVereinten Nationen, die sich um Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie Kommunikation und Information kümmert (United Nations Educational,Scientific and Cultural Organization).Auch das Weltkultur- und das Naturerbe hütet die Unesco.
Strengste Maßstäbe
Die Vision, dass der Steigerwald mit seinem alten Buchenbeständen zu einem Weltnaturerbezwischen den Kulturerbe-Städten Bamberg und Würzburgwerden könnte, hat die Diskussionum Nationalpark oder Biosphärenreservatüberhaupt erst in Gang gebracht. Die Unesco legt strengsteMaßstäbe an, bevor sie den begehrten Titel verleiht, wie etwa die Diskussion um den Brückenbau in der Elbaue von Dresden gezeigt hat. Es ist schwer, Welterbe zu werden, aber man wird das Prädikat auch schnell wieder los, wenn man Dinge tut, die der Weltgemeinschaft nicht gefallen. So weit ist man im Steigerwald nochlange nicht.
Der Weg zum „Welterbe“, wenn man es denn anstrebt, ist lang und steinig, der Kriterienkatalog dick. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Titel „Weltnaturerbe“, mit dem sich großartige Landschaften wie das Great Barrier Reef in Australien oder der Grand Canyon in den USA schmücken können, ist einnachhaltiger Schutzstatus für das Gebiet. Dabei genügt es nicht, Schilder aufzustellen wie für ein Naturschutzgebiet oder ein Naturdenkmal.
Dauerhafter Schutz
Für das Weltnaturerbe muss es einen umfassenden, dauerhaft gesicherten und hauptamtlich verwalteten Schutzgeben. Diese Voraussetzungen erfüllen in Deutschland nur zwei Arten von Großschutzgebieten: Nationalpark oder Biosphärenreservat. Will man also erreichen, dass der Steigerwald als Weltnaturerbe anerkannt wird, was er nach Ansicht von Fachleuten durch die uralten Buchenbestände verdienthat, dann braucht es dieses oder jenes Schutzgebiet. Nachdem ein Nationalpark von Anfangan zum Reizwort geworden ist und wegen des anhaltenden Widerstandes in der Bevölkerung politischwohl kaum durchzusetzen sein dürfte, erscheint ein Biosphärenreservat als vernünftiger Kompromiss zwischen Gar-Nichts-Tun und Aufwertung des Waldgebietes. Der augenfälligste Unterschied zwischen den beiden Varianten:
Für einen Nationalpark im Steigerwald wird eine Größe von 10 000Hektar diskutiert, die anfangs zu 50Prozent und im Endstadium zu 75Prozent völlig ungenutzt bleiben müsste. Das Schreckgespenst von7500 Hektar „Urwald“ machtdeshalb in der Diskussion die Runde. Ein Biosphärenreservat erfordertdiesen hohen Anteil an Natur pur nicht; lediglich drei Prozent der Fläche sind nach den Kriterien derUnesco sich selbst zu überlassen; allerdings liegt die Mindestgröße für ein Biosphärenreservat bei 30 000Hektar;die meisten deutschen Bioshärenreservate sind weitaus größer, 180 000Hektar etwa in der Rhön vor der Haustür des Steigerwaldes .
Es wird die erste und wichtigste Aufgabe sein, bei der Prüfung des Themas Biosphärenreservat im Steigerwaldfestzulegen, wie groß es sein soll. Nur die Mindestfläche, 30 000Hektar? Und wenn ja: Welches Gebiet wird ausgewählt?
Oder wählt man die große Lösung, sprich den gesamten Naturpark mit rund 130 000 Hektar Fläche? Der Gedanke ist nicht neu, denn in den 1980er Jahren gab es schon einmal einen Vorstoß im südlichen Steigerwald, die Anerkennung als Biosphärenreservat zu erreichen. Der scheiterte damals am Widerstand der Gipsindustrie in Iphofen.
Verschiedene Zonen
Im kleinsten Fall (30 000Hektar)wäre das ungenutzte Kerngebiet eines „BiosphärenreservatsSteigerwald“ 900Hektar groß, bei der „großen Lösung“ wären es knapp 4000 Hektar.Die Unesco gibt vor, das es sich beim Kerngebiet um ein im wesentlichen zusammenhängendes Areal handeln muss, nicht etwa um einen Fleckerlteppich Diese Kernzone muss nachdem Kriterienkatalog der Vereinten Nationen, so wörtlich, „als Nationalpark oder Naturschutzgebiet oder auf andere Weise rechtlich gleichwertig gesichert sein“.
Umgeben ist die Kernzone von einer Pflegezone, die 20 Prozent der Gesamtfläche des Reservats ausmacht. In dieser Zone sind zwar Eingriffe in den Naturhaushalt möglich (Pflege, Kultur, Schädlingsbekämpfung), aber nur nach strengen Vorgaben und unter der Voraussetzung, dass sie dem Schutzzweck des gesamten Gebietes nicht zuwider laufen.
Die Pflegezone/klein wäre 6000Hektar groß, bei der größtmöglichen Variante wären es 26 000Hektar. Die übrige Fläche des Biosphärenreservates bezeichnet die Unesco als Entwicklungszone, in deres kaum Einschränkungen der bisherigen Bewirtschaftungsweise gibt.
Segensreich?
Was in dieser Kurzversion wie ein bürokratisches Monstrum klingt, entpuppt sich beim Studium des konkreten Beispiels als segensreich für eine Region. Dies insbesondere deshalb, weil ein Biosphärenreservat im Gegensatz zum Nationalpark nicht einseitig auf den Naturschutz setzt, sondern ausdrücklich den Schutz und die Entwicklung der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft zum Ziel hat. Das ist in der Rhön vorbildlich gelungen und drängt sich als Denkansatz auch für den Steigerwald auf.
Der ist ja zum überwiegenden Teil keine Naturlandschaft im Sinne von Urwald, sondern wurde seit Jahrhunderten bewirtschaftet und stellt sich als klassisches Kulturland dar: ein Kaleidoskop aus Wald, Wiesen, Bächen, Tälern, Ackerflächen und Weinbergen mit einergroßen Zahl an kleinen und größeren Siedlungen, Gewerbebetrieben und einer reichen Geschichte – man denke nur an die Anfänge der Industrialisierung im hiesigen Raum, die nicht etwa in Haßfurt oder Eltmann zu finden sind, sondern in Fabrikschleichach mit Balthasar Neumanns berühmter Glashütte.
Ein Biosphärenreservat im Steigerwald könnte Untertitel haben: Naturnah bewirtschafteter ursprünglicher Buchenwald von hohem Freizeitwert und mit herausragender Artenvielfalt. Musterregion für Umweltbildung, nachhaltige Waldwirtschaft und Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Damit wäre alles gesagt, was wichtig ist und kein Reizwort (Nationalpark) benutzt.gf
Quellenangabe:
FRÄNKISCHER TAG, SAMSTAG/SONNTAG, 7./8.MÄRZ 2009 /Seite 17 E
GÜNTER FLEGEL
Für die gelisteten Informationen trägt der jeweilige Autor die Verantwortung.
Die Darstellungen geben die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme der Initiative Artenschutz im Steigerwald wieder.
Seit einflussreiche CSU-Politiker wie Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder den Begriff in den Ring geworfen haben, scheint Bewegung in die starren Fronten im Steigerwald zu kommen. Vielleicht entpuppt sich das „Zauberwort“ als Schlüssel zu einer Lösung für den Steigerwald, dieallen Seiten gerecht wird.
Unsere Zeitung hat sich die Mühe gemacht, die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Biosphärenreservat und einem Nationalpark herauszuarbeiten.
Wer sich dafür interessiert, ist bei der Unesco an der richtigen Stelle, der Organisation de rVereinten Nationen, die sich um Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie Kommunikation und Information kümmert (United Nations Educational,Scientific and Cultural Organization).Auch das Weltkultur- und das Naturerbe hütet die Unesco.
Strengste Maßstäbe
Die Vision, dass der Steigerwald mit seinem alten Buchenbeständen zu einem Weltnaturerbezwischen den Kulturerbe-Städten Bamberg und Würzburgwerden könnte, hat die Diskussionum Nationalpark oder Biosphärenreservatüberhaupt erst in Gang gebracht. Die Unesco legt strengsteMaßstäbe an, bevor sie den begehrten Titel verleiht, wie etwa die Diskussion um den Brückenbau in der Elbaue von Dresden gezeigt hat. Es ist schwer, Welterbe zu werden, aber man wird das Prädikat auch schnell wieder los, wenn man Dinge tut, die der Weltgemeinschaft nicht gefallen. So weit ist man im Steigerwald nochlange nicht.
Der Weg zum „Welterbe“, wenn man es denn anstrebt, ist lang und steinig, der Kriterienkatalog dick. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Titel „Weltnaturerbe“, mit dem sich großartige Landschaften wie das Great Barrier Reef in Australien oder der Grand Canyon in den USA schmücken können, ist einnachhaltiger Schutzstatus für das Gebiet. Dabei genügt es nicht, Schilder aufzustellen wie für ein Naturschutzgebiet oder ein Naturdenkmal.
Dauerhafter Schutz
Für das Weltnaturerbe muss es einen umfassenden, dauerhaft gesicherten und hauptamtlich verwalteten Schutzgeben. Diese Voraussetzungen erfüllen in Deutschland nur zwei Arten von Großschutzgebieten: Nationalpark oder Biosphärenreservat. Will man also erreichen, dass der Steigerwald als Weltnaturerbe anerkannt wird, was er nach Ansicht von Fachleuten durch die uralten Buchenbestände verdienthat, dann braucht es dieses oder jenes Schutzgebiet. Nachdem ein Nationalpark von Anfangan zum Reizwort geworden ist und wegen des anhaltenden Widerstandes in der Bevölkerung politischwohl kaum durchzusetzen sein dürfte, erscheint ein Biosphärenreservat als vernünftiger Kompromiss zwischen Gar-Nichts-Tun und Aufwertung des Waldgebietes. Der augenfälligste Unterschied zwischen den beiden Varianten:
Für einen Nationalpark im Steigerwald wird eine Größe von 10 000Hektar diskutiert, die anfangs zu 50Prozent und im Endstadium zu 75Prozent völlig ungenutzt bleiben müsste. Das Schreckgespenst von7500 Hektar „Urwald“ machtdeshalb in der Diskussion die Runde. Ein Biosphärenreservat erfordertdiesen hohen Anteil an Natur pur nicht; lediglich drei Prozent der Fläche sind nach den Kriterien derUnesco sich selbst zu überlassen; allerdings liegt die Mindestgröße für ein Biosphärenreservat bei 30 000Hektar;die meisten deutschen Bioshärenreservate sind weitaus größer, 180 000Hektar etwa in der Rhön vor der Haustür des Steigerwaldes .
Es wird die erste und wichtigste Aufgabe sein, bei der Prüfung des Themas Biosphärenreservat im Steigerwaldfestzulegen, wie groß es sein soll. Nur die Mindestfläche, 30 000Hektar? Und wenn ja: Welches Gebiet wird ausgewählt?
Oder wählt man die große Lösung, sprich den gesamten Naturpark mit rund 130 000 Hektar Fläche? Der Gedanke ist nicht neu, denn in den 1980er Jahren gab es schon einmal einen Vorstoß im südlichen Steigerwald, die Anerkennung als Biosphärenreservat zu erreichen. Der scheiterte damals am Widerstand der Gipsindustrie in Iphofen.
Verschiedene Zonen
Im kleinsten Fall (30 000Hektar)wäre das ungenutzte Kerngebiet eines „BiosphärenreservatsSteigerwald“ 900Hektar groß, bei der „großen Lösung“ wären es knapp 4000 Hektar.Die Unesco gibt vor, das es sich beim Kerngebiet um ein im wesentlichen zusammenhängendes Areal handeln muss, nicht etwa um einen Fleckerlteppich Diese Kernzone muss nachdem Kriterienkatalog der Vereinten Nationen, so wörtlich, „als Nationalpark oder Naturschutzgebiet oder auf andere Weise rechtlich gleichwertig gesichert sein“.
Umgeben ist die Kernzone von einer Pflegezone, die 20 Prozent der Gesamtfläche des Reservats ausmacht. In dieser Zone sind zwar Eingriffe in den Naturhaushalt möglich (Pflege, Kultur, Schädlingsbekämpfung), aber nur nach strengen Vorgaben und unter der Voraussetzung, dass sie dem Schutzzweck des gesamten Gebietes nicht zuwider laufen.
Die Pflegezone/klein wäre 6000Hektar groß, bei der größtmöglichen Variante wären es 26 000Hektar. Die übrige Fläche des Biosphärenreservates bezeichnet die Unesco als Entwicklungszone, in deres kaum Einschränkungen der bisherigen Bewirtschaftungsweise gibt.
Segensreich?
Was in dieser Kurzversion wie ein bürokratisches Monstrum klingt, entpuppt sich beim Studium des konkreten Beispiels als segensreich für eine Region. Dies insbesondere deshalb, weil ein Biosphärenreservat im Gegensatz zum Nationalpark nicht einseitig auf den Naturschutz setzt, sondern ausdrücklich den Schutz und die Entwicklung der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft zum Ziel hat. Das ist in der Rhön vorbildlich gelungen und drängt sich als Denkansatz auch für den Steigerwald auf.
Der ist ja zum überwiegenden Teil keine Naturlandschaft im Sinne von Urwald, sondern wurde seit Jahrhunderten bewirtschaftet und stellt sich als klassisches Kulturland dar: ein Kaleidoskop aus Wald, Wiesen, Bächen, Tälern, Ackerflächen und Weinbergen mit einergroßen Zahl an kleinen und größeren Siedlungen, Gewerbebetrieben und einer reichen Geschichte – man denke nur an die Anfänge der Industrialisierung im hiesigen Raum, die nicht etwa in Haßfurt oder Eltmann zu finden sind, sondern in Fabrikschleichach mit Balthasar Neumanns berühmter Glashütte.
Ein Biosphärenreservat im Steigerwald könnte Untertitel haben: Naturnah bewirtschafteter ursprünglicher Buchenwald von hohem Freizeitwert und mit herausragender Artenvielfalt. Musterregion für Umweltbildung, nachhaltige Waldwirtschaft und Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Damit wäre alles gesagt, was wichtig ist und kein Reizwort (Nationalpark) benutzt.gf
Quellenangabe:
FRÄNKISCHER TAG, SAMSTAG/SONNTAG, 7./8.MÄRZ 2009 /Seite 17 E
GÜNTER FLEGEL
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