Spalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum)

Die Spalten-Wollbiene – ein verborgenes Leben zwischen Stein und Blüte
An einem warmen Sommertag wandert ein Spaziergänger durch ein altes Trockenmauerwerk. Zwischen den Steinen summt es leise – nicht die allgegenwärtige Honigbiene, sondern eine kleine, auffällig gezeichnete Wildbiene huscht geschäftig von Blüte zu Blüte. Sie verschwindet kurz darauf in einer schmalen Felsspalte, in der sie ihr Nest anlegt. Es handelt sich um die Spalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum), eine wenig bekannte, aber faszinierende Vertreterin unserer heimischen Wildbienenwelt.
Artbeschreibung
Die Spalten-Wollbiene gehört zur Familie der Megachilidae, also den Mauer- und Scherenbienenverwandten. Sie fällt durch ihren gedrungenen, etwa 8–12 mm langen Körper auf. Das Grundkleid ist dunkelbraun bis schwarz, dazu treten auffällige gelbe Bänder auf den Tergiten (Rückensegmenten des Hinterleibs). Diese Zeichnung kann an Wespen erinnern, dient aber rein der optischen Abschreckung und hat nichts mit Wehrhaftigkeit zu tun.
Charakteristisch für Wollbienen ist ihr Verhalten beim Nestbau: Die Weibchen sammeln Pflanzenhaare („Wolle“) von filzigen Blättern, zum Beispiel von Königskerzen, Ziesten oder Wollziest. Mit dem Kiefer reißen sie kleine Büschel heraus und formen daraus wattige Kügelchen, die sie in die Bruthöhle tragen. Bei Anthidium oblongatum liegen diese Nester bevorzugt in schmalen Ritzen von Felsen, Mauern oder Betonspalten – daher der deutsche Name „Felsspalten-Wollbiene“.
Die Brutzellen werden mit Pollen und Nektar aus verschiedenen Blüten versorgt. Besonders häufig besucht die Art Lippenblütler wie Ziest, Salbei oder Dost, doch auch Korbblütler und andere Sommerblumen werden genutzt. Nach der Eiablage verschließt das Weibchen die Zelle mit einer Schicht aus Pflanzenwolle. Die Larve entwickelt sich in dieser schützenden Kammer, verpuppt sich und überwintert schließlich als Ruhelarve. Die neue Generation schlüpft dann im nächsten Sommer.
Männchen lassen sich durch ihre kräftigen Dornen am Hinterleibsende erkennen. Sie sind sehr territorial und bewachen energisch blütenreiche Bereiche, um Weibchen anzulocken und Konkurrenten zu vertreiben. Dabei kommt es zu rasanten Luftkämpfen zwischen den Männchen.
Gefährdung und Ausblick in die Zukunft
Die Spalten-Wollbiene gilt in Mitteleuropa vielerorts als selten. Hauptursachen sind der Verlust geeigneter Nistplätze und das Verschwinden ihrer bevorzugten Pollenpflanzen. Moderne Bauweisen mit glatten Fassaden und versiegelte Flächen bieten kaum noch Ritzen und Spalten. Auch die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden verringern das Nahrungsangebot.
Der Klimawandel wirkt ambivalent: Wärmere Sommer könnten zunächst eine Ausbreitung in nördlichere Regionen begünstigen. Gleichzeitig führen zunehmende Trockenheit, Hitzestress und Verschiebungen der Blühzeiten zu Unsicherheiten in der Versorgung mit Pollen und Nektar. Wenn Pflanzen und Bienen zeitlich nicht mehr „aufeinander abgestimmt“ sind, kann das die Fortpflanzung erheblich beeinträchtigen.
Für die Zukunft wird entscheidend sein, ob wir Lebensräume für spezialisierte Arten wie die Spalten-Wollbiene sichern können. Strukturelemente wie Trockenmauern, naturbelassene Gärten mit filzhaarigen Stauden und das Zulassen kleiner Ritzen an Gebäuden können viel bewirken. In Kombination mit einer vielfältigen Blütenlandschaft können solche Maßnahmen die Chancen erhöhen, dass Anthidium oblongatum auch in kommenden Jahrzehnten zwischen Steinen und Blüten summt.
In der Aufnahme vom 30.08.2025 - von Bernhard Schmalisch
An einem warmen Sommertag wandert ein Spaziergänger durch ein altes Trockenmauerwerk. Zwischen den Steinen summt es leise – nicht die allgegenwärtige Honigbiene, sondern eine kleine, auffällig gezeichnete Wildbiene huscht geschäftig von Blüte zu Blüte. Sie verschwindet kurz darauf in einer schmalen Felsspalte, in der sie ihr Nest anlegt. Es handelt sich um die Spalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum), eine wenig bekannte, aber faszinierende Vertreterin unserer heimischen Wildbienenwelt.
Artbeschreibung
Die Spalten-Wollbiene gehört zur Familie der Megachilidae, also den Mauer- und Scherenbienenverwandten. Sie fällt durch ihren gedrungenen, etwa 8–12 mm langen Körper auf. Das Grundkleid ist dunkelbraun bis schwarz, dazu treten auffällige gelbe Bänder auf den Tergiten (Rückensegmenten des Hinterleibs). Diese Zeichnung kann an Wespen erinnern, dient aber rein der optischen Abschreckung und hat nichts mit Wehrhaftigkeit zu tun.
Charakteristisch für Wollbienen ist ihr Verhalten beim Nestbau: Die Weibchen sammeln Pflanzenhaare („Wolle“) von filzigen Blättern, zum Beispiel von Königskerzen, Ziesten oder Wollziest. Mit dem Kiefer reißen sie kleine Büschel heraus und formen daraus wattige Kügelchen, die sie in die Bruthöhle tragen. Bei Anthidium oblongatum liegen diese Nester bevorzugt in schmalen Ritzen von Felsen, Mauern oder Betonspalten – daher der deutsche Name „Felsspalten-Wollbiene“.
Die Brutzellen werden mit Pollen und Nektar aus verschiedenen Blüten versorgt. Besonders häufig besucht die Art Lippenblütler wie Ziest, Salbei oder Dost, doch auch Korbblütler und andere Sommerblumen werden genutzt. Nach der Eiablage verschließt das Weibchen die Zelle mit einer Schicht aus Pflanzenwolle. Die Larve entwickelt sich in dieser schützenden Kammer, verpuppt sich und überwintert schließlich als Ruhelarve. Die neue Generation schlüpft dann im nächsten Sommer.
Männchen lassen sich durch ihre kräftigen Dornen am Hinterleibsende erkennen. Sie sind sehr territorial und bewachen energisch blütenreiche Bereiche, um Weibchen anzulocken und Konkurrenten zu vertreiben. Dabei kommt es zu rasanten Luftkämpfen zwischen den Männchen.
Gefährdung und Ausblick in die Zukunft
Die Spalten-Wollbiene gilt in Mitteleuropa vielerorts als selten. Hauptursachen sind der Verlust geeigneter Nistplätze und das Verschwinden ihrer bevorzugten Pollenpflanzen. Moderne Bauweisen mit glatten Fassaden und versiegelte Flächen bieten kaum noch Ritzen und Spalten. Auch die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden verringern das Nahrungsangebot.
Der Klimawandel wirkt ambivalent: Wärmere Sommer könnten zunächst eine Ausbreitung in nördlichere Regionen begünstigen. Gleichzeitig führen zunehmende Trockenheit, Hitzestress und Verschiebungen der Blühzeiten zu Unsicherheiten in der Versorgung mit Pollen und Nektar. Wenn Pflanzen und Bienen zeitlich nicht mehr „aufeinander abgestimmt“ sind, kann das die Fortpflanzung erheblich beeinträchtigen.
Für die Zukunft wird entscheidend sein, ob wir Lebensräume für spezialisierte Arten wie die Spalten-Wollbiene sichern können. Strukturelemente wie Trockenmauern, naturbelassene Gärten mit filzhaarigen Stauden und das Zulassen kleiner Ritzen an Gebäuden können viel bewirken. In Kombination mit einer vielfältigen Blütenlandschaft können solche Maßnahmen die Chancen erhöhen, dass Anthidium oblongatum auch in kommenden Jahrzehnten zwischen Steinen und Blüten summt.
In der Aufnahme vom 30.08.2025 - von Bernhard Schmalisch
- Spalten-Wollbiene
Spalten-Wollbiene (Anthidium oblongatum)

In der Aufnahme vom 30.08.2025 - von Bernhard Schmalisch
- Spalten-Wollbiene
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