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Zukunft nach Plan im Itzgrund
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Zukunft nach Plan im Itzgrund

21.01.2012


Der Itzgrund ist in gutem Zustand. Damit er es auch bleibt, wurden jetzt von der Naturschutzbehörde Managementpläne vorgelegt, die alle nötigen Vorgehensweisen aufzeigen.

Kaltenbrunn/Untermerzbach - Im Sitzungssaal des Rathauses der Gemeinde Itzgrund ist es eng. Nicht nur, weil sich hier dicke Ordner stapeln, fehlt es an Platz. Es sind viel mehr Besucher der Einladung von Bürgermeister Werner Thomas gefolgt, als er erwartet hat. Doch das Interesse an den Ordnern ist groß. Sie enthalten den Managementplan zum Natura 2000 Gebiet „Itztal von Coburg bis Baunach“.


Rund 35 Kilometer ist dieses Gebiet lang. Die Liste der beteiligten Kommunen reicht daher von Ahorn, Großheirath, Itzgrund, Niederfüllbach und den Markt Rattelsdorf bis Untermerzbach und Untersiemau sowie an die Städte Coburg und Baunach. Auch die Regierung von Unterfranken, die Landratsämter Coburg, Bamberg und Haßberge sowie die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg, Bamberg und Schweinfurt erhielten jeweils einen Plan.

Was diesen Plan so interessant macht, erklärt Stephan Neumann von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Oberfranken. Auf der Basis einer Kartierung durch ein Bayreuther Büro, war es Neumanns Aufgabe, die Anliegen des Naturschutzes und der Grundeigentümer, meist Landwirte, unter einen Hut zu bringen. Keine Leichte Aufgabe, war doch bereits die Ausweisung von FFH- und Vogelschutzgebieten in der Region alles andere als unumstritten. Neu war es, dass die Interessen der Anlieger durch eine rasch gegründete Interessengemeinschaft vertreten wurden. Gerade von der Seite der Landwirtschaft erhielt am Ende Neumann hohe Anerkennung für seine Art, Interessen aufeinander abzustimmen und für alle Seiten tragbare Lösungen zu finden. Neumann revanchierte sich mit dem Hinweis, dass alles was jetzt erhalten werden soll, durch die Arbeit der Landwirte so geworden ist: „Nicht wir sind die Wichtigen, sondern die, die die Arbeit draußen machen.“

Nun liegt der Plan vor. In ihm sind alle Maßnahmen dargestellt, die notwendig sind, um das Gebiet in seinem guten Zustand zu erhalten. Hierzu gehören die weiterführende Nutzung der typischen Itzgrundwiesen durch Mahd, die naturverträgliche Pflege der Fließ- und Stillgewässer sowie die Erhaltung des Lebensraums des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer für den Itzgrund typischen Tagfalterart.

Mag der Itzgrund vor Jahrzehnten ein noch artenreicherer Lebensraum gewesen sein, so kommt Herbert Rebhan, der Leiter der Höheren Naturschutzbehörde nach den Ergebnissen der Kartierung zu dem Schluss, dass heute ein fünftel des rund 1450 Hektar großen Gebiets einen hervorragenden Erhaltungszustand aufweist.

Das ist Bestnote von drei Bewerungsstufen. Immerhin kommen zwei Drittel des Plangebiets noch auf die Bewertung „guter Erhaltungszustand“. Es gilt also eher den Itzgrund in seinem Zustand zu erhalten, als ihn zu verbessern. Daher werden die Landwirte kaum mit Einschränkungen der bisherigen Nutzung konfrontiert. Rebhan: „Auf gut Deutsch: Macht weiter so!“

In der Aufnahme: Stephan Neumann stellt den Inhalt des Planes vor.

Zukunft nach Plan im Itzgrund
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Exemplare zur Einsicht

Der Maßnahmenteil im dicken Ordner ist daher einer der dünnsten. „Hier ist alles so abgefasst, dass es auch allgemein verstanden werden kann“, betont Neumann mit Hinweis darauf, dass die Pläne nun bei den Kommunen zur Einsicht ausgelegt werden. Dort kann sich jeder Interessierte informieren und findet im Maßnahmen Teil das Wichtigste komprimiert vor.

Viel umfangreicher fällt der Teil aus, in dem die Fachgrundlagen dargestellt sind. „Das ist etwas für diejenigen, die sich tiefer in die Materie einlesen wollen“, erläutert Stephan Neumann. Wohl wieder von allgemeinerem Interesse sind Bilder und Darstellungen zu den Arten, die dem Itzgrund seine Bedeutung geben.

Wer hätte erwartet, dass hier die europäische Sumpfschildkröte seit Jahren eine Heimat hat, oder dass der Schreiadler als regelmäßiger Gast beobachtet werden kann?

Der Weißstorch ist da schon eher ein erwarteter Bewohner. „Jede Gemeinde ist stolz, wenn sie ein Brutpaar vorweisen kann“, weiß Herbert Rebhan. Erfreulicherweise sei die Population beim Weißstorch in den vergangenen Jahren wieder deutlich angewachsen. Das könne er leider vom Kiebitz nicht behaupten, bedauerte Rebhan. Zwar gebe es im Itzgrund noch etliche Reviere dieses markanten Vogels, doch große Schwärme gehörten wohl auf Dauer ins Reich der Erinnerungen.

Mit der Aushändigung der Pläne sind keineswegs alle Sorgen der Landwirte im Itzgrund beseitigt. Das machte Gerhard Ehrlich als Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands deutlich. Er erteilte Ideen einer Renaturierung von Gräben und Nebenflüssen der Itz schon im Vorfeld eine deutliche Absage. Die vom Naturschutz gewünschte Steigerung des Totholzanteils in den auwaldartigen Streifen entlang des Flusses, wird mit Skepsis betrachtet. Schon jetzt brächten die regelmäßigen Überschwemmungen regelmäßig größere Mengen Totholz in die Wiesen.

Das stellt eine Gefahr für Mähwerke dar. Doch: „Es wurde schon immer etwas angeschwemmt, die Landwirte müssen daher ohnehin ihre Wiesen absuchen, ehe sie mähen“, gab Herbert Rebhan zu bedenken. Die zunehmende Menge an Hundekot in den Wiesen des Itzgrundes, ein anderes Daueranliegen der Bauern, sehen auch die Naturschützer als bedenklich, denn zum Kot gehören Hunde und: „Vögel reagieren sehr sensibel auf Störungen durch Hunde.“

Wolfgang Schultheiß fürchtet eine Zunahme des Ampferproblems, wenn entlang der Gräben ungenutzte Streifen stehen bleiben, wie es der Naturschutz sich wünscht. Die auf Mähwiesen unerwünschte Pflanze, könne dann bei jeder Überschwemmung ihre Samen verbreiten, fürchtet Schultheiß. Stephan Neumann versicherte: „Auch der Naturschutz hat kein Interesse, Ampferflächen zu vermehren. Wo es da ein Problem gibt, können wir jederzeit einen Ortstermin vereinbaren, um nach einer Lösung zu suchen.

In der Aufnahme: Herbert Rebhan übergibt zwei Exemplare des Managementplans an Oliver Kröner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / 20.01.2012 - Rainer Lutz

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken