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Die Deutsche Eiche ist schon angezählt
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Die Deutsche Eiche ist schon angezählt

23.12.2011

Während der Fichte kaum jemand eine Träne nachweint, die in Franken vom Klimawandel hinweggefegt wird, ist das Problem beim Urbild eines Baumes weitaus komplexer. Das Eichensterben weitet sich aus.

Kreis Haßberge -
Das Waldsterben war in den 80er Jahren ein großes Thema: Saurer Regen und Luftverschmutzung hatten weitab der Industriegebiete Bäume großflächig absterben lassen, was zumindest ein Gutes hatte: Zusammen mit dem Ozonloch, das sich später auftat, wurden Politik und Gesellschaft sensibilisiert dafür, dass der Mensch wirklich in der Lage ist, den Ast abzusägen, auf dem er sitzt.

Die Forstleute allerdings sehen Schlagwörter wie Waldsterben, das aus dem Deutschen sogar Eingang in andere Sprachen gefunden hat, differenzierter, dabei aber nicht weniger dramatisch. „Ich habe noch keinen Wald sterben sehen, Bäume schon“, sagt der Förster Hans Stark aus Kirchaich, der das Forstamt der Universität Würzburg in Sailershausen (Stadt Haßfurt) leitet.

In den Wäldern rund um das Wässernachtal, die in der Tat einen unverwüstlichen Eindruck machen, wachsen zwei Baumarten, denen Forstminister Brunner in seinem aktuellen Waldbericht ganze Kapitel widmet: die Fichte und die Eiche.

Dass es der Fichte an die Borke geht, ist ein alter Hut. Vor Jahrzehnten als schnell wachsender Holzlieferant massenweise in die fränkischen Wälder gesetzt (die Mastsau des Forstmannes), versagt der Nadelbaum an den trocken-warmen Standorten beim Versuch, dem Klimawandel zu trotzen. Große Stürme und kleine Käfer legen die Bäume um, Förster wie Stark greifen dem mit Kahlschlag und Naturverjüngung vor.

Neu ist aber auch in Sailershausen ein Begriff, der sich bislang nur in deutschen Wörterbüchern und da vornehmlich in fränkischen findet: Eichensterben. Tatsächlich ist das Urbild eines deutschen Baumes, quasi nationales Naturerbe, akut bedroht – weniger vom Klimawandel wie die Fichte, aber auch, und das eint den Nadel- und den Laubbaum, vornehmlich da, wo viele Exemplare der gleichen Art auf vergleichsweise kleinem Raum versammelt sind.


„Sorgenkinder“

„Wir haben es hier mit einem sehr komplexen Schadensbild zu tun“, sagt Hans Starks Kollege Sven Kaps vom Staatsforstbetrieb in Ebern, der bis vor zwei Jahren mit dem Forstamt Werneck einen der Hotspots des Eichensterbens betreut hat.

Der Wernecker Gemeindewald ist ein guter Indikator für die Wälder der Haßberge: Das Schweinfurter Becken ist noch etwas trockener als die Haßberge und etwa ein Grad wärmer, gibt also heute schon ein Bild davon ab, wie es in den Haßbergen im Klimawandel morgen aussehen könnte. Für Kaps sind die Eichen Sorgenkinder – wie im Waldbericht aus München, der die kränkelnden Fichten besser sieht als die als unverwüstlich geltenden Eichen: Etwa 30 Prozent der Nadelbäume gelten den Forstexperten nach der jüngsten Inventur als geschädigt, bei der Eiche sind nur noch gut 20 Prozent der Bäume kerngesund. „Im Eberner Revier sieht es besser aus, aber in den Wernecker Wäldern steht gar keine gesunde Eiche mehr“, sagt Kaps.


Nicht der Walduntergang

Das Eichenproblem ist für Kaps und Stark gleichermaßen komplex, weil geschwächte Eichen anfälliger für Schädlinge werden und und und …, aber auch nicht der Walduntergang. „Eichen gibt es seit 2000 Jahren in unseren Wäldern, und es wird sie weiter geben“, sagt Stark.

Für Kaps ist das neue Schlagwort vom Eichensterben nur ein Anreiz, beim Waldumbau konsequent weiterzumachen: „Ein naturnaher Wald mit mehreren Baumgenerationen und einem standortgerechten Artenmix ist am ehesten in der Lage, dem Klimawandel und anderen Kalamitäten zu trotzen.“ In einer solchen Gesellschaft bleibt auch die Deutsche Eiche, was sie ist: ein Kerl von einem Baum.

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Die Eiche

Der Stoff, aus dem das Kulturerbe ist, wächst im Wald

23.12.2011

Kreis Haßberge -
Hans Stark und Sven Kaps machen sich keine Sorge um die Eiche, die für sie trotz der aktuellen Krise ein Baum „für die Ewigkeit“ ist.

„Wenn man sich die europäische Klimageschichte anschaut, dann hat es immer wieder extreme Schwankungen gegeben, von kleinen Eiszeiten bis zur warmen Phase im Hochmittelalter“, sagt Kaps, der den Staatsforstbetrieb in Ebern leitet. Zwischen 700 und 1000 nach Christus war es in Mitteleuropa deutlich wärmer als heute im Klimawandel, Grönland war Grünland, und Wein wuchs bis in die höheren Lagen der Mittelgebirge.

„Eichen hat es damals aber trotzdem gegeben“, weiß Hans Stark in Sailershausen. „Und was für welche.“ Um den Beweis für diese Aussage zu finden, muss man nicht in den Wald gehen, sondern sich nur in den Dörfern und Städten der Region umschauen. Das Naturerbe, das der Besucher hier bewundert, die schmucken Fachwerkhäuser und prächtigen Schlösser, haben einen soliden Kern, und der besteht meist aus fränkischer Eiche, die ein paar hundert Jahre gewachsen war, als sie ihr Leben für den Bauherrn lassen musste, und im Dachstuhl und Fachwerkgebälk noch viele weitere Hundert Jahre überdauern wird.

Die Eichen werden nicht weichen in den fränkischen Wäldern, aber auf das Wie kommt es an, sagt Sven Kaps: Wo die Eiche in Mittelwaldbeständen ein Monopol hat, ist sie nicht weniger anfällig für den Klimawandel und Schädlinge wie die Fichte. Als einsamer Riese allerdings, der ein wenig mitleidig auf die Bäumchen rundum blickt, ist sie der Baum mit Zukunft.

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Die Eiche ist das neue Sorgenkind

Kreis Haßberge - In Teilen Unter-, Mittel- und Oberfrankens tritt der Eichenprozessionsspinner seit mehreren Jahren in hohen Populations- dichten auf, heißt es im aktuellen Waldbericht der Bayerischen Staatsregierung, der sich nicht weniger gewandelt hat als der Wald selbst es tut: Waldschadensbericht hieß er einmal, später Waldzustandsbericht, jetzt schlicht Waldbericht.

Derartige Formalitäten sind Schädlingen wie der Falterraupe mit dem attraktiven Namen egal. Sie fressen, wenn es etwas zu fressen gibt, und hinterlassen vor allem im Blätterdach der Bäume ihre Spuren. Das registrieren dann die Experten, die bei der Waldinventur in Bayern jedes Jahr knapp 10 000 Bäume unter die Lupe nehmen.

Leichte Verbesserungen

Das Fazit aus dem jüngsten Waldbericht: Der Waldzustand ist insgesamt gut, das Schadensbild hat sich im Vergleich zu den Vorjahren weiter leicht gebessert: 19,8 Prozent der Bäume sind geschädigt; das war schon besser, aber auch viel schlechter: Nach dem Jahrhundertsommer 2003 litten mehr als 30 Prozent der bayerischen Bäume unter Stress.

Das Bild der Wälder ist freilich sehr viel vielfältiger als diese Statistik aussagt: Von den Bergwäldern im Alpenraum bis zu den Mooren der Rhön, von der Fichte bis zur Elsbeere gibt es ein breites Spektrum an Waldgesellschaften und entsprechend differenzierte Zustands- und Schadensbilder. Die sich zudem laufend ändern.

Ein Exot wird heimisch

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Beispiel dafür. Vor einigen Jahren noch ein Exot, ist er inzwischen Dauergast. Sorgen macht den Waldexperten die Veränderung des Gleichgewichts zwischen der Fraßaktivität des Insekts einerseits und dem Regenerationspotenzial der Wirtspflanze andererseits, wie es im Waldbericht heißt.
Das Phänomen wurde erstmals 2008 deutlich, als der Johannistrieb witterungsbedingt schwächer ausfiel als erwartet. Mit diesem zweiten Austrieb im Juni kompensiert die Eiche Fraß- oder Frostschäden an jungen Trieben im Frühjahr.

Erste Opfer

Im Jahr 2009 kam es dann zum Absterben von einzelnen Eichen. Ursache war die Kombination von Fraßschäden mit dem extrem starken Befall mit Eichenmehltau. Derart schwer geschädigte Eichen trieben im Frühjahr 2010 nicht mehr aus.

Das Absterben hatte einen spontanen Charakter und betraf auch Bäume mit vorher hoher Vitalität.

Insgesamt starben auf einer Fläche von über 2000 Hektar Eichen einzel- bis gruppenweise ab, heißt es im Waldbericht. Der Eichenanteil beträgt in Bayern sechs Prozent. In den Wäldern des Landkreises Haßberge sind es im Durchschnitt um die 30 Prozent.


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Mutierter Killerpilz

23.12.2011

Kreis Haßberge -
Das Sorgenkind Nummer 1 ist für den Sailershäuser Förster Hans Stark derzeit nicht die Eiche, sondern die Esche. An diesem edlen Baum nagt ein Pilz, den es schon immer gibt. „Er sorgt eigentlich dafür, dass das Laub im Herbst schnell verrottet“, sagt Stark.

Als Folge einer Mutation verspeist der Pilz seit einigen Jahren aber auch die jungen Triebe.
Viele Eschen sind todkrank.

Quellenangabe: Fränkischer Tag - Bamberg / Land - Hassberge - 23.12.2011 - Autor / Fotos: Günter Flegel

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken