Vom Gebäude- zum Baumbrüter?
Der Turmfalke – Anpassungskünstler in unserer Kulturlandschaft
Projekt in der Gestaltungsphase 08/2025
Der Turmfalke (Falco tinnunculus) gehört zu den bekanntesten heimischen Greifvögeln. Mit seinem rüttelnden Suchflug über Feldern, Wiesen und Stadträndern ist er für viele Menschen ein vertrauter Anblick. Ursprünglich in Felslandschaften und an Waldrändern verbreitet, hat sich die Art im Laufe der Jahrhunderte hervorragend an den Lebensraum des Menschen angepasst. Besonders hohe Gebäude, Kirchtürme oder Industrieanlagen bieten dem Turmfalken ideale Brutplätze, die seine Vorliebe für exponierte, übersichtliche Standorte widerspiegeln.
Artbeschreibung
Typisch ist das sogenannte „Rütteln“: Im Schwirrflug steht der Falke fast regungslos in der Luft, um von oben nach Beute Ausschau zu halten. Hauptnahrung sind Kleinsäuger wie Feldmäuse, daneben werden auch kleine Vögel und größere Insekten erbeutet. Mit seiner Fähigkeit, sich an verschiedene Landschaftstypen anzupassen, ist der Turmfalke heute sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen weit verbreitet.
Verlust traditioneller Brutplätze
Im Zuge von Sanierungen und Umbauten an Gebäuden verschwinden jedoch nicht selten die bisherigen Brutplätze. Nischen, Mauerlöcher oder offene Balkenlagen, die der Turmfalke über Jahre hinweg genutzt hat, werden verschlossen. Dies führt dazu, dass die Tiere auf der Suche nach Alternativen in Bedrängnis geraten können. Da der Turmfalke nicht selbst baut, sondern auf vorhandene Nischen, alte Krähen- oder Elsternester oder künstliche Nisthilfen angewiesen ist, ist der Erhalt bzw. Ersatz seiner Brutplätze ein entscheidender Faktor für seinen Fortpflanzungserfolg.
Pilotprojekt: Prädatorensichere Spezialnisthilfen
Um die Auswirkungen solcher baulichen Veränderungen abzufedern, erproben wir im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes den Einsatz spezieller Nisthilfen. Ziel ist es herauszufinden, ob der Turmfalke auch dann erfolgreich brütet, wenn ihm prädatorensichere Ersatzstrukturen in exponiert stehenden, speziell präparierten Bäumen angeboten werden.
Dabei spielt vor allem der Schutz vor Fressfeinden eine große Rolle. Jungvögel sind in offenen Nischen besonders gefährdet durch Krähen, Marder oder Katzen. Die neuen Spezialkästen sind so konzipiert, dass sie den Ansprüchen des Turmfalken an Höhe, Raumangebot und freie Anflugmöglichkeiten entsprechen – gleichzeitig aber einen deutlich verbesserten Schutz vor Prädatoren bieten.
Klimawandel als zusätzliche Herausforderung
Neben der Gefährdung durch den Verlust geeigneter Brutplätze wirkt sich zunehmend auch der Klimawandel negativ auf den Bruterfolg des Turmfalken aus. Steigende Durchschnittstemperaturen und immer häufigere Hitzewellen belasten vor allem die Jungvögel in den Nestern. Besonders problematisch wird dies, wenn Nisthilfen an Gebäuden in südlicher Ausrichtung installiert sind. Diese Flächen heizen sich in den Sommermonaten stark auf und können die Temperaturen im Nistkasten so weit ansteigen lassen, dass die Küken unter Hitzestress geraten.
Während Altvögel bei Hitze durch Schattenaufenthalte oder Ortswechsel ausweichen können, sind die Jungtiere den Bedingungen im Kasten ausgeliefert. Ab einer bestimmten Temperaturspanne reicht das Federkleid nicht mehr zur Regulierung aus, sodass Kreislaufbelastungen, geringere Überlebenschancen oder gar Totalausfälle einzelner Bruten auftreten können.
Diese Problematik macht deutlich, dass die Planung von Nisthilfen künftig auch den Aspekt des Klimawandels berücksichtigen muss. Eine kluge Ausrichtung – bevorzugt nach Osten oder Norden – sowie eine gute Belüftung und Wärmedämmung der Kästen sind entscheidend, um den Turmfalken auch unter veränderten klimatischen Bedingungen sichere Brutplätze zu gewährleisten.
Fragen, die das Projekt beantworten soll
Bedeutung für den Artenschutz
Der Turmfalke ist in Mitteleuropa zwar noch relativ häufig, seine Bestände reagieren jedoch empfindlich auf Veränderungen im Brut- und Nahrungsangebot. Projekte wie dieses leisten einen wichtigen Beitrag, um den Fortbestand dieser an den Menschen gebundenen Greifvogelart auch in dichter besiedelten Räumen zu sichern.
Monitoring als Schlüssel zum Erfolg
Um die Wirksamkeit des Projektes fundiert beurteilen zu können, wird es in ein mehrjähriges Monitoring eingebettet. Über systematische Beobachtungen sollen die Nutzung der Nisthilfen, der Bruterfolg sowie die Rückkehrwahrscheinlichkeit der Falken über mehrere Brutperioden hinweg dokumentiert werden. Erst durch diese langfristige Begleitung lässt sich erkennen, ob die prädatorensicheren Spezialkästen tatsächlich eine nachhaltige Lösung darstellen und als Modellprojekt auf andere Standorte übertragen werden können.
- Pilotprojekt möchte ermitteln ob der Einsatz spezieller Nisthilfen dazu beitragen kann eine Nistplatzkompensation zu ermöglichen, wenn traditionelle Gebäudenistplätze auf exponiert stehende Bäume übertragen werden müssen!
Projekt in der Gestaltungsphase 08/2025
Der Turmfalke (Falco tinnunculus) gehört zu den bekanntesten heimischen Greifvögeln. Mit seinem rüttelnden Suchflug über Feldern, Wiesen und Stadträndern ist er für viele Menschen ein vertrauter Anblick. Ursprünglich in Felslandschaften und an Waldrändern verbreitet, hat sich die Art im Laufe der Jahrhunderte hervorragend an den Lebensraum des Menschen angepasst. Besonders hohe Gebäude, Kirchtürme oder Industrieanlagen bieten dem Turmfalken ideale Brutplätze, die seine Vorliebe für exponierte, übersichtliche Standorte widerspiegeln.
Artbeschreibung
- Der Turmfalke ist ein mittelgroßer Greifvogel mit einer Körperlänge von etwa 30–35 Zentimetern und einer Spannweite von 70–80 Zentimetern. Sein Gewicht liegt zwischen 180 und 250 Gramm. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich:
- Das Männchen zeigt einen grauen Kopf, grauen Schwanz mit schwarzer Endbinde sowie rostbraune Oberflügel und einen fein gefleckten Rücken.
- Das Weibchen wirkt insgesamt brauner und stärker quergebändert, Kopf und Schwanz sind ebenfalls braun.
- Beide Geschlechter besitzen lange, spitze Flügel und einen schlanken Körperbau, was dem Turmfalken sein elegantes Flugbild verleiht.
Typisch ist das sogenannte „Rütteln“: Im Schwirrflug steht der Falke fast regungslos in der Luft, um von oben nach Beute Ausschau zu halten. Hauptnahrung sind Kleinsäuger wie Feldmäuse, daneben werden auch kleine Vögel und größere Insekten erbeutet. Mit seiner Fähigkeit, sich an verschiedene Landschaftstypen anzupassen, ist der Turmfalke heute sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen weit verbreitet.
Verlust traditioneller Brutplätze
Im Zuge von Sanierungen und Umbauten an Gebäuden verschwinden jedoch nicht selten die bisherigen Brutplätze. Nischen, Mauerlöcher oder offene Balkenlagen, die der Turmfalke über Jahre hinweg genutzt hat, werden verschlossen. Dies führt dazu, dass die Tiere auf der Suche nach Alternativen in Bedrängnis geraten können. Da der Turmfalke nicht selbst baut, sondern auf vorhandene Nischen, alte Krähen- oder Elsternester oder künstliche Nisthilfen angewiesen ist, ist der Erhalt bzw. Ersatz seiner Brutplätze ein entscheidender Faktor für seinen Fortpflanzungserfolg.
Pilotprojekt: Prädatorensichere Spezialnisthilfen
Um die Auswirkungen solcher baulichen Veränderungen abzufedern, erproben wir im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes den Einsatz spezieller Nisthilfen. Ziel ist es herauszufinden, ob der Turmfalke auch dann erfolgreich brütet, wenn ihm prädatorensichere Ersatzstrukturen in exponiert stehenden, speziell präparierten Bäumen angeboten werden.
Dabei spielt vor allem der Schutz vor Fressfeinden eine große Rolle. Jungvögel sind in offenen Nischen besonders gefährdet durch Krähen, Marder oder Katzen. Die neuen Spezialkästen sind so konzipiert, dass sie den Ansprüchen des Turmfalken an Höhe, Raumangebot und freie Anflugmöglichkeiten entsprechen – gleichzeitig aber einen deutlich verbesserten Schutz vor Prädatoren bieten.
Klimawandel als zusätzliche Herausforderung
Neben der Gefährdung durch den Verlust geeigneter Brutplätze wirkt sich zunehmend auch der Klimawandel negativ auf den Bruterfolg des Turmfalken aus. Steigende Durchschnittstemperaturen und immer häufigere Hitzewellen belasten vor allem die Jungvögel in den Nestern. Besonders problematisch wird dies, wenn Nisthilfen an Gebäuden in südlicher Ausrichtung installiert sind. Diese Flächen heizen sich in den Sommermonaten stark auf und können die Temperaturen im Nistkasten so weit ansteigen lassen, dass die Küken unter Hitzestress geraten.
Während Altvögel bei Hitze durch Schattenaufenthalte oder Ortswechsel ausweichen können, sind die Jungtiere den Bedingungen im Kasten ausgeliefert. Ab einer bestimmten Temperaturspanne reicht das Federkleid nicht mehr zur Regulierung aus, sodass Kreislaufbelastungen, geringere Überlebenschancen oder gar Totalausfälle einzelner Bruten auftreten können.
Diese Problematik macht deutlich, dass die Planung von Nisthilfen künftig auch den Aspekt des Klimawandels berücksichtigen muss. Eine kluge Ausrichtung – bevorzugt nach Osten oder Norden – sowie eine gute Belüftung und Wärmedämmung der Kästen sind entscheidend, um den Turmfalken auch unter veränderten klimatischen Bedingungen sichere Brutplätze zu gewährleisten.
Fragen, die das Projekt beantworten soll
- Akzeptanz: Nimmt der Turmfalke die neuen Nisthilfen überhaupt an, wenn sein ursprünglicher Standort entfällt?
- Bruterfolg: Sind die Bruten in den prädatorensicheren Kästen erfolgreicher als in offenen Nischen?
- Langfristige Nutzung: Bleiben die Falken den Ersatzplätzen über mehrere Jahre treu?
- Klimatischer Vorteil: Kann die Baummontage einen Vorteil gegenüber südlich ausgerichteten Bauwerkbrutplätzen haben, da hier eine Beschattung der Nistplätze und damit ein klimatischer Vorteil dergleichen erreicht werden kann.
Bedeutung für den Artenschutz
Der Turmfalke ist in Mitteleuropa zwar noch relativ häufig, seine Bestände reagieren jedoch empfindlich auf Veränderungen im Brut- und Nahrungsangebot. Projekte wie dieses leisten einen wichtigen Beitrag, um den Fortbestand dieser an den Menschen gebundenen Greifvogelart auch in dichter besiedelten Räumen zu sichern.
Monitoring als Schlüssel zum Erfolg
Um die Wirksamkeit des Projektes fundiert beurteilen zu können, wird es in ein mehrjähriges Monitoring eingebettet. Über systematische Beobachtungen sollen die Nutzung der Nisthilfen, der Bruterfolg sowie die Rückkehrwahrscheinlichkeit der Falken über mehrere Brutperioden hinweg dokumentiert werden. Erst durch diese langfristige Begleitung lässt sich erkennen, ob die prädatorensicheren Spezialkästen tatsächlich eine nachhaltige Lösung darstellen und als Modellprojekt auf andere Standorte übertragen werden können.
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