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Nachhaltige Verstimmung

25/26.02.2012

Im kleinen Handthal braut sich großer Ärger zusammen. Ein Teil der Bürger in dem Steigerwald-Dorf ist gar nicht begeistert von den Plänen der Staatsregierung, dort einen Besuchermagneten für Waldfreunde zu bauen. „Wir wurden bis heute nicht gefragt“, sagen sie.



Handthal - Lks. Schweinfurt / (Gemeinde Oberschwarzach). ( Ufr. ) Gut, dass die Franken nicht so aufmüpfig sind wie die Schwaben. Sonst könnte es passieren, dass sich in nächster Zeit Aktivisten an einige Bäume am Ortsrand von Handthal (Kreis Haßberge) anketten, um das Anrücken der Baumaschinen zu verhindern. Wutbürger im Steigerwald? So weit wird es nicht kommen, aber nur Freunde hat sich die Staatsregierung nicht gemacht mit ihrem Plan, das Dorf mit einem Nachhaltigkeitszentrum zu beglücken.

Der Beschluss in München, eine Anlaufstelle für alle zu schaffen, die sich für Wald und Steigerwald interessieren, setzte 2011 den vorläufigen Schlusspunkt unter die jahrelang schwelende Diskussion um einen Nationalpark im Steigerwald. Schon vor gut 40 Jahren vom Vater des Nationalparks Bayerischer Wald, Bernhard Grzimek, der in einer Mühle bei Donnersdorf lebte, angedacht, wurde der Plan für einen Buchen-Nationalpark rund um Ebrach 2008 zum Politikum.


Machtwort aus München


Der Streit drohte die Region zu spalten, bis 2011 Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ein Machtwort sprach: Nachdem ihm sowohl Gegner als auch Befürworter des Nationalparks Steigerwald lange Unterschriftenlisten pro und contra überbracht hatten, schlug sich der Landesvater auf die Seite der Nationalpark-Gegner, an deren Spitze ein Kabinettsmitglied steht, das überdies aus Donnersdorf stammt: Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) ist Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“, dessen Name in der Nationalpark-Debatte zum Programm wurde: Unter diesem Dach haben sich Bürger und Institutionen vereint, die einen Nationalpark in „ihrem“ Steigerwald verhindern wollen. „Keine Fremdbestimmung“ ist eines der Hauptargumente, das Seehofer in seiner Lex Steigerwald gerne aufgriff: „Man darf den Menschen nichts überstülpen, das sie nicht wollen.“

Verlockende Millionen

Das mit dem Überstülpen hat die gleiche Staatsregierung jetzt mit den allerbesten Absichten ausgerechnet hier praktiziert: In Handthal soll das „Zentrum Nachhaltigkeit Wald“ gebaut werden, mit dem der Freistaat beweisen will, dass der strukturschwache Steigerwald auch ohne Nationalpark „entwickelt“ werden kann. Davon sind nicht alle Handthaler begeistert; zumal sie gar nicht gefragt wurden.

Das Geschenk aus München ist verlockend: Dreieinhalb Millionen Euro macht Forstminister Helmut Brunner (CSU) für den Bau des Hauses locker; ein zweistelliger Millionenbetrag kommt aus dem Leader-Topf hinzu, der von einem Trägerverein („Steigerwald 23“) für „flankierende Maßnahmen“ verwaltet wird. Dazu zählt der Baumwipfelpfad bei Ebrach, das ein „Haus der Buchen“ als Zentrum eines Baum-Nationalparks haben wollte, sich jetzt aber notgedrungen mit einer Touristenattraktion zufrieden gibt.

Der Jubel ist groß: So viel Geld hat der Freistaat wohl nur selten für ein 120-Seelen-Dorf locker gemacht. „Das ist eine Riesenchance“, sagt der Bürgermeister von Oberschwarzach, Josef Radler (WG). Staatssekretär Eck, der einst als Bürgermeister von Donnersdorf dort mit der Ansiedlung des Kaufland-Logistikzentrums Akzente setzte, sieht im Haus der Nachhaltigkeit einen gewaltigen Sprung nach vorne für den Steigerwald im Sinne des Grundsatzes „bewahren und gestalten“.

Reichlich Vorschusslorbeeren für das Baum-Haus liefert auch der Forstminister: „Wir werden ein Vorzeigeprojekt zum Thema nachhaltige Waldbewirtschaftung schaffen, das bundesweit seinesgleichen sucht.“

Das Zentrum soll laut Brunner die Notwendigkeit und den Nutzen nachhaltiger Forstwirtschaft erleb- und begreifbar machen: mit attraktiven Einrichtungen und Informations- und Bildungsangeboten. Der Steigerwald sei der ideale Platz, denn: „Die artenreichen, wertvollen Mischwälder, für die die Region bekannt ist, sind das Ergebnis verantwortungsvoller und naturnaher Waldbewirtschaftung.“


Brief an Brunner

Verantwortungsvoll und naturnah: Das sind für die Kritiker des Projekts Punkte, die auf das neue Zentrum in Handthal gar nicht zutreffen. Suse Schmuck hat sich an die Spitze der Handthaler „Wutbürger“ gestellt und in einem Brief dieser Tage den Forstminister „nachhaltig“ aufgefordert, die Standortentscheidung zu überdenken. „Bei diesem Haus, das auf der grünen Wiese aus dem Boden gestampft wird, entdecke ich nichts Nachhaltiges“, sagt die Handthalerin, die sich nicht alleine sieht: Drei weitere Bürger aus Handthal haben den Brief an Brunner unterschrieben, und abgesehen von der großen schweigenden Mehrheit wachse der Unmut im Stillen. Schmuck befürchtet, dass sich viele von den Millionen blenden lassen und nicht hinterfragen, wie es mit dem Zentrum weitergeht, wenn es erst einmal steht (Folgekosten); und was es aus Handthal macht.

„Das Dorf hat seine Schönheit bewahren können, indem es sich allen Begehrlichkeiten verweigert hat“: keine Durchgangsstraße, kein Hotel, kein Neubaugebiet und kein Großparkplatz. Jetzt, fürchtet Schmuck, könnte das Dorf überrollt werden „und all das verlieren, was seinen Reiz ausmacht“.

In der Aufnahme von Günter Flegel


Der Haussegen hängt schief in Handthal im Steigerwald.


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 25.02.2012 / Autor Günter Flegel


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken


 

Ein Zugang zum Wald mit allen Sinnen
Ein Zugang zum Wald mit allen Sinnen

25/26.02.2012

Steigerwald -
Der Kampf um die Lufthoheit im Wald geht weiter. Auch wenn ein Nationalpark im Steigerwald erst einmal ad acta gelegt wurde, lassen Umweltorganisationen wie Greenpeace nicht locker.

Mit ihrer aktuellen Kampagne „Ausgebucht“ haben die Umweltaktivisten der „Ausplünderung“ des Waldes den Kampf angesagt. Greenpeace will erreichen, dass alle Buchen, die älter als 140 Jahre sind, zu „Heiligen“ erklärt werden und nicht mehr gefällt werden dürfen. „Das kommt faktisch einem Nutzungsverbot gleich“ wettert die Landesvereinigung der Waldbesitzer.

Damit dreht sich die Diskussion wieder einmal im Kreis: Umweltschützer preisen den Wert der alten Bäume, die Forstleute verweisen darauf, dass diese Bäume nur deshalb so alt werden durften, weil im Wald schon immer nachhaltig gedacht und gewirtschaftet wurde …

Mit dem Zentrum Nachhaltigkeit Wald in Handthal sollen diese Leistungen dargestellt und den Argumenten der Naturschützer der Boden entzogen werden. Das Zentrum ist ein attraktives Eingangstor in die Welt der nachhaltigen Forstwirtschaft und laubholzreichen Mischwälder des Steigerwalds“, heißt es auf der Homepage des Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

„Herausragendes Beispiel“

Im Hause des Ministers Helmut Brunner erhofft man sich aus Handthal „einen Impuls für eine nachhaltige regionale Entwicklung“, denn die Region Steigerwald sei ein herausragendes Beispiel für nachhaltige Waldbewirtschaftung schon seit dem Mittelalter. „In der Region Steigerwald ist der Wald nicht nur Holzproduzent, sondern auch Lebensraum und wichtiger Teil von Kultur und Heimat“ – ein echtes Waldkulturerbe.



Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 25.02.2012 / Autor Günter Flegel


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken


Museum für die Motorsäge?
Museum für die Motorsäge?

25/26.02.2012


Handthal/Bamberg -
Handthal braucht das Nachhaltigkeitszentrum nicht. Aber das Nachhaltigkeitszentrum braucht Handthal. Auf diesen Nenner bringt der junge Holzbildhauer Martin Mößlein seine Kritik an dem Projekt der Staatsregierung.

Für Mößlein ist das Haus in erster Linie das Steckenpferd von Gerhard Eck, der sich „in Personalunion“ als Vorsitzender des Vereins „Unser Steigerwald“ und Innenstaatssekretär in Handthal ein Denkmal und ein Bollwerk gegen einen Nationalpark schaffen wolle. „Wir brauchen nicht noch ein Walderlebniszentrum“, sagt der Künstler, der vor zwölf Jahren nach Handthal zog, mit Verweis auf die Einrichtung ein paar Kilometer weiter westlich im Gramschatzer Wald.

Mößlein kritisiert die „Geheimdiplomatie“: Das Zentrum sei den Handthalern nicht nur vor die Nase gesetzt worden; bis heute wisse niemand, was das Haus bieten wird, das 2012 gebaut und 2013 eröffnet werden soll. „Bei diesem Zeitplan sieht es mir eher so aus, als würde für Millionen ein Haus aus dem Boden gestampft, und dann überlegt man sich erst, womit man es füllen könnte.“

Der große Besuchermagnet, ist sich Mößlein sicher, wird das Zentrum nicht sein, „wenn die erste Euphorie erst einmal vorbei ist.“ Dann wird das Haus von den Besuchern profitieren, die wegen der Gastronomie schon jetzt kommen. „Die gucken dann halt auch mal ins Nachhaltigkeitszentrum und werden mitgezählt. Schon kann man das Ganze am Ende als einen Erfolg verkaufen.“


„Vereinsheim der Nein-Sager“

Für den Kreisvorsitzenden der Grünen im Landkreis Bamberg, Andreas Lösche, ist das Nachhaltigkeitszentrum ein „Vereinsheim der Nein-Sager“. Aus Sicht der Grünen bleibt der Nationalpark einzige Chance, der Region wirklich zu helfen. Das „Motorsägenmuseum“ in Handthal stelle nicht den Schutz des Waldes in den Mittelpunkt, sondern seine Ausplünderung und den Profit. „Nachhaltigkeit sieht für die Grünen ganz anders aus.“


Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 25.02.2012 / Autor Günter Flegel


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken