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Baumpfad lässt Wünsche offen 28.06.2013
Baumpfad lässt Wünsche offen
Baumpfad lässt Wünsche offen
28/29.06.2013
Der geplante Baumwipfelpfad in Ebrach soll die Massen anlocken. Doch noch fehlt ein zugkräftiges „Label“, sagen die Experten. Bürgermeister Schneider (SPD) und Landrat Denzler (CSU) appellierten deshalb in München, ein 2000 Hektar großes Waldschutzgebiet in Oberfranken auszuweisen. Das könnte auch Grundlage für eine Welterbe-Bewerbung sein.
Ebrach - Stell dir vor, in Ebrach entsteht ein millionenschwerer Baumwipfelpfad und niemand geht hin. Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen, aber auszuschließen ist es nicht, dass eine Aussichtsplattform, der ein ernst zu nehmender Hintergrund wie ein Nationalpark oder ein Weltnaturerbetitel fehlt, bei weitem nicht den erwünschten Erfolg bei den Touristen haben wird wie ein Zugpferd, das mit solchen Pfunden wuchern kann.
Eine Kombination aus Baumpfad und Naturschutzgebiet wäre auch den Experten der Erlebnisakademie Kötzting sehr willkommen. Wenn sie im September mit dem Bau beginnen, dann nur, weil sie hoffen, ihre Investition von vier Millionen Euro wieder zu bekommen. Immerhin geht man für das erste Jahr von 200 000 Besuchern aus.
Nägel mit Köpfen möchte auch Max-Dieter Schneider (SPD), der Ebracher Bürgermeister, machen. Aus den schwierigen Verhandlungen mit dem Bauherren weiß er, dass der Baumpfad auf Dauer nur dann funktionieren wird, wenn es gelingt, große Touristenströme in das Herz des Steigerwalds zu lenken.
Um dieses Ziel zu erreichen, lässt sich Schneider auch von der reservierten Haltung der Staatsregierung gegenüber einem Nationalpark im Steigerwald nicht entmutigen. Seine Motivation: Schneider weiß die Bevölkerung in Oberfranken hinter seinen Plänen. Immerhin haben sich der Kreistag von Bamberg und die Gemeinde Ebrach mit über 90 Prozent Zustimmung für die Ausweisung von Waldschutzgebieten in Oberfranken ausgesprochen.
Um dieses eindeutige Votum an einer Stelle zu unterstreichen, wo man es bisher kaum zur Kenntnis nimmt, hat Schneider seine Forderungen Schulter an Schulter mit dem CSU-Landrat Günther Denzler (CSU) und großen Naturschutzverbänden im Ratskeller am Marienplatz in München erhoben.
Dabei wurden auch unbequme Fragen aufgeworfen: Wenn die Bevölkerung in Oberfranken für mehr Naturschutz ist, warum ignoriert die Staatsregierung diesen Wunsch so beharrlich? Und warum geht sie sogar das Risiko ein, einen Baumwipfelpfad ohne entsprechende Naturausstattung zum Millionengrab zu machen?
Einen beharrlichen Mitstreiter hat Schneider im Bamberger Landrat Günther Denzler. Denzler war es, der 2007 als erster Kommunalpolitiker der Region den Traum von einem Nationalpark im Steigerwald träumte. Auch Denzler lässt sich von der Idee nicht abbringen lassen, dass der Steigerwald zum Weltnaturerbe werden könnte – wie vor wenigen Tagen der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel. Abgefahren ist dieser Zug, so war in München zu hören, immer noch nicht, solange über eine zweite Erweiterung der Buchenwaldwelterbestätten auf europäischer Ebene nachgedacht wird. Länder wie Frankreich oder auch Italien mit dem Gargano-Gebirge haben bereits ihren Hut in den Ring geworfen. Worauf wartet man im Steigerwald?
Unesco will echten Schutz
Klar ist: Nur mit einem Baumwipfelpfad, unter dem die ganz normale Turbo-Forstwirtschaft mit großem Gerät und auf Versprechungen basierenden Naturschutzzielen abläuft, macht eine Welterbe-Bewerbung keinen Sinn. Auf eine Mogelpackung lässt sich die Unesco nicht ein. Deshalb wollen die Oberfranken um Denzler und Schneider einen eigenen Weg beschreiten: Sie fordern die Ausweisung von 2000 Hektar nutzungsfreier Waldfläche ausschließlich im oberfränkischen Teil des Steigerwalds. Dort wäre ein solches Areal auf der 4800 Hektar großen Fläche des Staatsforstbetriebs darstellbar – ohne Privatbesitz in Anspruch zu nehmen. Und auch die unterfränkischen Gemeinden, die sich gegen einen Nationalpark ausgesprochen haben, wären nicht berührt.
An Argumenten für eine salomonische Lösung des Steigerwald-Problems fehlt es nicht: Sämtliche relevanten Naturschutzverbände Bayerns, der Bund Naturschutz (BN), der Landesbund für Vogelschutz (LBV), aber auch der World Wide Fund for Nature (WWF), sind sich einig, dass ein Großschutzgebiet im Steigerwald nicht nur für die Artenvielfalt und die Regionalentwicklung ein Segen wäre.
Aus ihrer Sicht schadet die Blockadehaltung Bayerns beimWaldschutz der Glaubwürdigkeit Deutschlands erheblich, das sich als reiches Industrieland für weltweiten Naturschutz einsetzt: „Aus internationaler Sicht ist diese Zurückhaltung fatal. Wir können kaum von anderen Ländern verlangen, ihre Urwälder zu schützen, wenn wir nicht bereit sind, zu Hause unsere Naturschätze zu schützen“, stellt Helmut Beran vom LBV fest.
Was die bayerischen Naturschützer besonders enttäuscht: Während andere Bundesländer wie etwa Rheinland Pfalz (dort läuft gerade ein Nationalpark-Wettbewerb) drauf und dran sind, die von der Bundesregierung längst gebilligte Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt mit Leben zu erfüllen, bremst ausgerechnet das reiche Bayern: Hier stehen von 2,5 Millionen Hektar Waldfläche nur 27 000 unter Schutz, den Löwenanteil stellt der Nationalpark Bayerischer Wald. „Das entspricht gerade mal dreieinhalb Prozent der Staatswaldfläche – ein Feigenblatt“, meint Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz.
Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg - Land / 28.06.2013 / Autor Michael Wehner
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
28/29.06.2013
Der geplante Baumwipfelpfad in Ebrach soll die Massen anlocken. Doch noch fehlt ein zugkräftiges „Label“, sagen die Experten. Bürgermeister Schneider (SPD) und Landrat Denzler (CSU) appellierten deshalb in München, ein 2000 Hektar großes Waldschutzgebiet in Oberfranken auszuweisen. Das könnte auch Grundlage für eine Welterbe-Bewerbung sein.
Ebrach - Stell dir vor, in Ebrach entsteht ein millionenschwerer Baumwipfelpfad und niemand geht hin. Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen, aber auszuschließen ist es nicht, dass eine Aussichtsplattform, der ein ernst zu nehmender Hintergrund wie ein Nationalpark oder ein Weltnaturerbetitel fehlt, bei weitem nicht den erwünschten Erfolg bei den Touristen haben wird wie ein Zugpferd, das mit solchen Pfunden wuchern kann.
Eine Kombination aus Baumpfad und Naturschutzgebiet wäre auch den Experten der Erlebnisakademie Kötzting sehr willkommen. Wenn sie im September mit dem Bau beginnen, dann nur, weil sie hoffen, ihre Investition von vier Millionen Euro wieder zu bekommen. Immerhin geht man für das erste Jahr von 200 000 Besuchern aus.
Nägel mit Köpfen möchte auch Max-Dieter Schneider (SPD), der Ebracher Bürgermeister, machen. Aus den schwierigen Verhandlungen mit dem Bauherren weiß er, dass der Baumpfad auf Dauer nur dann funktionieren wird, wenn es gelingt, große Touristenströme in das Herz des Steigerwalds zu lenken.
Um dieses Ziel zu erreichen, lässt sich Schneider auch von der reservierten Haltung der Staatsregierung gegenüber einem Nationalpark im Steigerwald nicht entmutigen. Seine Motivation: Schneider weiß die Bevölkerung in Oberfranken hinter seinen Plänen. Immerhin haben sich der Kreistag von Bamberg und die Gemeinde Ebrach mit über 90 Prozent Zustimmung für die Ausweisung von Waldschutzgebieten in Oberfranken ausgesprochen.
Um dieses eindeutige Votum an einer Stelle zu unterstreichen, wo man es bisher kaum zur Kenntnis nimmt, hat Schneider seine Forderungen Schulter an Schulter mit dem CSU-Landrat Günther Denzler (CSU) und großen Naturschutzverbänden im Ratskeller am Marienplatz in München erhoben.
Dabei wurden auch unbequme Fragen aufgeworfen: Wenn die Bevölkerung in Oberfranken für mehr Naturschutz ist, warum ignoriert die Staatsregierung diesen Wunsch so beharrlich? Und warum geht sie sogar das Risiko ein, einen Baumwipfelpfad ohne entsprechende Naturausstattung zum Millionengrab zu machen?
Einen beharrlichen Mitstreiter hat Schneider im Bamberger Landrat Günther Denzler. Denzler war es, der 2007 als erster Kommunalpolitiker der Region den Traum von einem Nationalpark im Steigerwald träumte. Auch Denzler lässt sich von der Idee nicht abbringen lassen, dass der Steigerwald zum Weltnaturerbe werden könnte – wie vor wenigen Tagen der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel. Abgefahren ist dieser Zug, so war in München zu hören, immer noch nicht, solange über eine zweite Erweiterung der Buchenwaldwelterbestätten auf europäischer Ebene nachgedacht wird. Länder wie Frankreich oder auch Italien mit dem Gargano-Gebirge haben bereits ihren Hut in den Ring geworfen. Worauf wartet man im Steigerwald?
Unesco will echten Schutz
Klar ist: Nur mit einem Baumwipfelpfad, unter dem die ganz normale Turbo-Forstwirtschaft mit großem Gerät und auf Versprechungen basierenden Naturschutzzielen abläuft, macht eine Welterbe-Bewerbung keinen Sinn. Auf eine Mogelpackung lässt sich die Unesco nicht ein. Deshalb wollen die Oberfranken um Denzler und Schneider einen eigenen Weg beschreiten: Sie fordern die Ausweisung von 2000 Hektar nutzungsfreier Waldfläche ausschließlich im oberfränkischen Teil des Steigerwalds. Dort wäre ein solches Areal auf der 4800 Hektar großen Fläche des Staatsforstbetriebs darstellbar – ohne Privatbesitz in Anspruch zu nehmen. Und auch die unterfränkischen Gemeinden, die sich gegen einen Nationalpark ausgesprochen haben, wären nicht berührt.
An Argumenten für eine salomonische Lösung des Steigerwald-Problems fehlt es nicht: Sämtliche relevanten Naturschutzverbände Bayerns, der Bund Naturschutz (BN), der Landesbund für Vogelschutz (LBV), aber auch der World Wide Fund for Nature (WWF), sind sich einig, dass ein Großschutzgebiet im Steigerwald nicht nur für die Artenvielfalt und die Regionalentwicklung ein Segen wäre.
Aus ihrer Sicht schadet die Blockadehaltung Bayerns beimWaldschutz der Glaubwürdigkeit Deutschlands erheblich, das sich als reiches Industrieland für weltweiten Naturschutz einsetzt: „Aus internationaler Sicht ist diese Zurückhaltung fatal. Wir können kaum von anderen Ländern verlangen, ihre Urwälder zu schützen, wenn wir nicht bereit sind, zu Hause unsere Naturschätze zu schützen“, stellt Helmut Beran vom LBV fest.
Was die bayerischen Naturschützer besonders enttäuscht: Während andere Bundesländer wie etwa Rheinland Pfalz (dort läuft gerade ein Nationalpark-Wettbewerb) drauf und dran sind, die von der Bundesregierung längst gebilligte Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt mit Leben zu erfüllen, bremst ausgerechnet das reiche Bayern: Hier stehen von 2,5 Millionen Hektar Waldfläche nur 27 000 unter Schutz, den Löwenanteil stellt der Nationalpark Bayerischer Wald. „Das entspricht gerade mal dreieinhalb Prozent der Staatswaldfläche – ein Feigenblatt“, meint Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz.
Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg - Land / 28.06.2013 / Autor Michael Wehner
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
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