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Der Wald im Wandel 05.08.2011
Der Wald im Wandel 05.08.2011
Der Wald im Wandel
05.08.2011
Die erste Waldinventur seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten zeigt am Beispiel Ebrach den Wandel im Steigerwald. Nadelholz verliert an Bedeutung, die Holzvorräte und Totholz im Wald nehmen zu.
Ebrach - Ulrich Mergner blickt zufrieden nach oben. Der mächtige Doppelstamm einer vielleicht 250-jährigen Buche glänzt in der matten Sonne. Solche Riesen wie hier am Methusalempfad bei Ebrach gibt es auch im Steigerwald nicht in jeder Waldabteilung.
Sie haben Seltenheitswert, doch der Leiter des Forstbetriebs Ebrach ist zuversichtlich, dass majestätische Baumgestalten das Waldland im Herzen Frankens künftig wieder mehr prägen werden. Und glaubt man Mergner, wird das nicht einmal zum Nachteil der Einnahmen des Freistaats sein.
Ist das mehr als ein vages Versprechen, um der wiederholten Kritik der Naturschützer an einer „Turbo-Forstwirschaft“ mit großen Maschinen und großen Umsätzen zu begegnen? Forstchef Mergner lächelt. Er hat es gewissermaßen amtlich, wie es um seinen Wald bestellt ist: Der Forstbetrieb Ebrach ist älter geworden, er hat mehr Laub- und mehr Totholz als früher.
Eine Kolonne von Zahlen wird an diesem regnerischen Donnerstag in Ebrach präsentiert. Die Forstinventur 2010 ist die erste seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten vor sechs Jahren. Entsprechend neugierig blickt man nicht nur in Fachkreisen auf die Zahlen, die aus Ebrach kommen.
Sie sind, was die Zusammensetzung der Baumarten angeht, nicht allzu überraschend: Fichte und Kiefer verlieren gegenüber den letzten Erhebungen in den 90er Jahren um mehr als zwei Prozent – ein Trend, der sich fortsetzen wird. Während das Nadelholz mehr und mehr aus den fränkischen Wäldern verschwindet, erleben die Laubbäume, allen voran Buche und Eiche, eine noch vor zwei Jahrzehnten ungeahnte Renaissance – trotz des immer noch starken Verbisses durch Rehwild.
60 Prozent der geschätzt rund sieben Millionen größeren Bäume im Staatsforstbetrieb Ebrach sind Buchen und Eichen. Vermehrt werden sollen künftig aber auch Edellaubbaumarten wie Ahorn und Linde, und die Tanne.
Die große Bestandsaufnahme wurde von einer eigenen Abteilung der Staatsforsten anhand von 4500 Messpunkten vorgenommen. Sie zeigt auch, dass Befürchtungen, es komme zu einem schleichenden Naturverlust, nicht begründet sind, zumindest auf die gesamte Waldfläche bezogen. Im nördlichen Steigerwald steht heute deutlich mehr Holz als noch vor 15 Jahren: Der so genannte Holzvorrat kletterte von 271 auf 304 Festmeter pro Hektar. Das ist zwar immer noch wenig gegenüber 1000 Kubikmetern etwa in einem Naturwaldreservat, doch im Forstbetrieb ist man überzeugt, auch beim Artenschutz auf dem richtigen Weg zu sein.
Als Beleg sehen die Staatsförster vor allem die Zahl der dicken Bäume. So hat sich der Anteil der Stämme mit über 60 Zentimetern Durchmesser gegenüber früher fast verdreifacht. Auch beim Totholz, ohne das viele Arten nicht überleben können, hat sich Erstaunliches getan: „Das Ziel, 20 Festmeter Holz pro Hektar ungenutzt liegen zu lassen, ist im Forstbetrieb auf der gesamten Fläche erreicht“, freut sich Mergner. Nachholbedarf besteht bei den so genannten Biotopbäumen für Baumbewohner wie Pilze oder Spechte. Hier zählten die Waldarbeiter sechs Bäume pro Hektar. Das selbst gesetzte Ziel liegt bei zehn.
Trotz einer Nutzung, die deutlich unter dem natürlichen Zuwachs von 8,4 Festmetern pro Hektar liegt, ist der Forstbetrieb profitabel. „Zwischen 300 000 und 800 000 Euro haben wir nach Abzug aller Kosten pro Jahr erwirtschaftet“, erklärt Mergner. Auch die mittlerweile auf knapp 1000 Hektar gewachsenen Stilllegungsflächen nach dem Trittsteinkonzept haben die Profitabilität nicht wirklich einbrechen lassen. Mergner sieht langfristig keinen Widerspruch zwischen Ökologie und Ökonomie: „Dicke Bäume sind für die Ökologie gut und für die Ökonomie.“
Doch manchmal ist es schwer, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen. Für das Forstrevier Schmerb ergab die Inventur seit den 90ern einen Zuwachs von stolzen 52 Festmetern pro Hektar. Genau hier hatten Naturschützer wie der frühere Forstamtsleiter Georg Sperber im Winter drastische Verluste bei Starkbuchen beklagt, die künftig die neue Schicht der Methusaleme bilden sollen.
Auch der Bund Naturschutz hält seine Zweifel an den positiven Auswirkungen des Naturschutzkonzepts der Staatsforsten aufrecht. Grund: Der mosaikartige Wechsel von geschützten Kleinstflächen und großen Wirtschaftszonen reiche für das Überleben vieler Arten nicht aus. „Nach neuen Erkenntnissen müssen die Flächen deutlich größer sein, damit genug Individuen überleben“, sagt Experte Ralf Straußberger. Zu glauben, moderne Forstwirtschaft mit ihren großen Maschinen könne den Bedürfnissen des Artenschutzes gerecht werden, das hält er für eine Utopie.
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
Artenschutz im Steigerwald
Quellenangabe: Fränkischer Tag / Landkreis Bamberg / Autor:Michael Wehner - 05.08.2011 - www.infranken.de
05.08.2011
Die erste Waldinventur seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten zeigt am Beispiel Ebrach den Wandel im Steigerwald. Nadelholz verliert an Bedeutung, die Holzvorräte und Totholz im Wald nehmen zu.
Ebrach - Ulrich Mergner blickt zufrieden nach oben. Der mächtige Doppelstamm einer vielleicht 250-jährigen Buche glänzt in der matten Sonne. Solche Riesen wie hier am Methusalempfad bei Ebrach gibt es auch im Steigerwald nicht in jeder Waldabteilung.
Sie haben Seltenheitswert, doch der Leiter des Forstbetriebs Ebrach ist zuversichtlich, dass majestätische Baumgestalten das Waldland im Herzen Frankens künftig wieder mehr prägen werden. Und glaubt man Mergner, wird das nicht einmal zum Nachteil der Einnahmen des Freistaats sein.
Ist das mehr als ein vages Versprechen, um der wiederholten Kritik der Naturschützer an einer „Turbo-Forstwirschaft“ mit großen Maschinen und großen Umsätzen zu begegnen? Forstchef Mergner lächelt. Er hat es gewissermaßen amtlich, wie es um seinen Wald bestellt ist: Der Forstbetrieb Ebrach ist älter geworden, er hat mehr Laub- und mehr Totholz als früher.
Eine Kolonne von Zahlen wird an diesem regnerischen Donnerstag in Ebrach präsentiert. Die Forstinventur 2010 ist die erste seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten vor sechs Jahren. Entsprechend neugierig blickt man nicht nur in Fachkreisen auf die Zahlen, die aus Ebrach kommen.
Sie sind, was die Zusammensetzung der Baumarten angeht, nicht allzu überraschend: Fichte und Kiefer verlieren gegenüber den letzten Erhebungen in den 90er Jahren um mehr als zwei Prozent – ein Trend, der sich fortsetzen wird. Während das Nadelholz mehr und mehr aus den fränkischen Wäldern verschwindet, erleben die Laubbäume, allen voran Buche und Eiche, eine noch vor zwei Jahrzehnten ungeahnte Renaissance – trotz des immer noch starken Verbisses durch Rehwild.
60 Prozent der geschätzt rund sieben Millionen größeren Bäume im Staatsforstbetrieb Ebrach sind Buchen und Eichen. Vermehrt werden sollen künftig aber auch Edellaubbaumarten wie Ahorn und Linde, und die Tanne.
Die große Bestandsaufnahme wurde von einer eigenen Abteilung der Staatsforsten anhand von 4500 Messpunkten vorgenommen. Sie zeigt auch, dass Befürchtungen, es komme zu einem schleichenden Naturverlust, nicht begründet sind, zumindest auf die gesamte Waldfläche bezogen. Im nördlichen Steigerwald steht heute deutlich mehr Holz als noch vor 15 Jahren: Der so genannte Holzvorrat kletterte von 271 auf 304 Festmeter pro Hektar. Das ist zwar immer noch wenig gegenüber 1000 Kubikmetern etwa in einem Naturwaldreservat, doch im Forstbetrieb ist man überzeugt, auch beim Artenschutz auf dem richtigen Weg zu sein.
Als Beleg sehen die Staatsförster vor allem die Zahl der dicken Bäume. So hat sich der Anteil der Stämme mit über 60 Zentimetern Durchmesser gegenüber früher fast verdreifacht. Auch beim Totholz, ohne das viele Arten nicht überleben können, hat sich Erstaunliches getan: „Das Ziel, 20 Festmeter Holz pro Hektar ungenutzt liegen zu lassen, ist im Forstbetrieb auf der gesamten Fläche erreicht“, freut sich Mergner. Nachholbedarf besteht bei den so genannten Biotopbäumen für Baumbewohner wie Pilze oder Spechte. Hier zählten die Waldarbeiter sechs Bäume pro Hektar. Das selbst gesetzte Ziel liegt bei zehn.
Trotz einer Nutzung, die deutlich unter dem natürlichen Zuwachs von 8,4 Festmetern pro Hektar liegt, ist der Forstbetrieb profitabel. „Zwischen 300 000 und 800 000 Euro haben wir nach Abzug aller Kosten pro Jahr erwirtschaftet“, erklärt Mergner. Auch die mittlerweile auf knapp 1000 Hektar gewachsenen Stilllegungsflächen nach dem Trittsteinkonzept haben die Profitabilität nicht wirklich einbrechen lassen. Mergner sieht langfristig keinen Widerspruch zwischen Ökologie und Ökonomie: „Dicke Bäume sind für die Ökologie gut und für die Ökonomie.“
Doch manchmal ist es schwer, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen. Für das Forstrevier Schmerb ergab die Inventur seit den 90ern einen Zuwachs von stolzen 52 Festmetern pro Hektar. Genau hier hatten Naturschützer wie der frühere Forstamtsleiter Georg Sperber im Winter drastische Verluste bei Starkbuchen beklagt, die künftig die neue Schicht der Methusaleme bilden sollen.
Auch der Bund Naturschutz hält seine Zweifel an den positiven Auswirkungen des Naturschutzkonzepts der Staatsforsten aufrecht. Grund: Der mosaikartige Wechsel von geschützten Kleinstflächen und großen Wirtschaftszonen reiche für das Überleben vieler Arten nicht aus. „Nach neuen Erkenntnissen müssen die Flächen deutlich größer sein, damit genug Individuen überleben“, sagt Experte Ralf Straußberger. Zu glauben, moderne Forstwirtschaft mit ihren großen Maschinen könne den Bedürfnissen des Artenschutzes gerecht werden, das hält er für eine Utopie.
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.
Artenschutz im Steigerwald
Quellenangabe: Fränkischer Tag / Landkreis Bamberg / Autor:Michael Wehner - 05.08.2011 - www.infranken.de
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