Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Artenschutz in Franken® für eine intakte Umwelt
ARTENSCHUTZ IN FRANKEN®

Im Sinne uns nachfolgender Generationen
Ausgezeichnet

Home

Über Uns

Aktuelles

Der Steigerwald

Diverses

Pflanzen

Projekte

Publikationen

Tiere

Umweltbildung

Webcams
Bibergucken auf der Campinginsel 13.08.2011
Bibergucken auf der Campinginsel

13.08.2011

Die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz Bayern lud zur Beobachtung der Nager
nach Bug ein.


Bamberg - Wenn es auf der Campinginsel in Bug langsam schummrig wird und in den Wohnwägen die Lichter angehen, dann bricht die Zeit der Biber an. Von der Terrasse der Hoffmansklause aus hat man einen idealen Blick auf das Treiben der Nagetiere. „Wie bestellt kommen hier die Biber“, freut sich Horst Schwemmer. Der 43-jährige Nürnberger ist Umweltingenieur, seit 12 Jahren aktiv beim Bund Naturschutz (BN) und seit einem Jahr Biber-Manager für Nordbayern.

Die Ortsgruppe Bamberg des BN hatte den Experten zum Bibergucken und für einen kleinen Vortrag über die artgeschützten Tiere eingeladen. Etwa 50 Biberfans waren der Einladung ebenfalls gefolgt: mit Ferngläsern und Fotoapparaten bewaffnet warteten sie auf die Nager. Fast punktgenau um acht Uhr zeigten sich die Tiere und zogen seelenruhig ihre Bahnen durch die Regnitz. Die Menge war begeistert: „Der sieht ja ein bisschen aus wie ein kleines Schwein“ oder „Was für süße Ohren der hat“ lauteten einige Kommentare aus der Zuschauermenge.

Auch Horst Schwemmer ist angetan und spricht von einem Glücksfall: „Das man ihn hier so sieht, ist toll.“ Im gleichen Atemzug erklärt er aber auch, dass der Biber nicht menschscheu und kein „Kontaktflüchter“ ist. Das können Campingplatzbetreiber Christoph Hoffmann und Mutter Barbara nur bestätigen: Seit etwa vier Jahren zeigen sich die Tiere an dieser Stelle, erzählen die beiden. „Der läuft im Winter auch mal bis zum Spielplatz“, weiß die 62-jährige Barbara Hoffmann. Die Gäste seien von dem Naturschauspiel in jedem Fall begeistert.

Nachdem sich die Biber etwas zurückgezogen haben, beginnt Schwemmer mit seinem Vortrag. So erfahren die Zuhörer beispielsweise, dass Biber Vegetarier sind und keinen Winterschlaf halten. Mit seinen Zähnen kann der Biber auch Harthölzer bearbeiten – „der schafft auch Eichen“. Seine Beißkraft ist dabei sechsmal stärker als die des Menschen. Zur Veranschaulichung hat der Experte den Schädel eines Bibers mitgebracht.

Was Schwemmer immer wieder in seinem Vortrag betont, ist die gestalterische Leistung der Biber, so seien die artgeschützten Tiere wahre Architekten: „Sie gestalten die Landschaft wie kein anderes Tier. Dort wo die Biber bauen, finden Sie eine Fülle an Tier und Pflanzenarten.“ Dass man wieder Biber in Bayerns Natur bewundern kann, ist dem Bund Naturschutz zu verdanken. 1867 war der Biber ausgerottet. Wegen seines Pelzes, seines Fleisches und dem als Wundermittel geltenden Duftsekrets „Bibergeil“ war er ein beliebtes Jagdtier. Auf Initiative des Bundes Naturschutz und mit Genehmigung und Unterstützung des Landwirtschafts- und Umweltministeriums wurden zwischen 1966 und 1982 wieder 120 Exemplare angesiedelt. Mittlerweile gibt es in Bayern bis zu 14 000 Biber. Schwemmer: „Der Biber genießt den höchsten Schutz, den ein Tier bei uns haben kann.“ Dennoch habe der Nager mit gängigen Vorurteilen zu kämpfen und wird in der Land- und Teichwirtschaft als Schadtier angesehen.

Das größte Problem gibt es mit den Flucht- und Nahrungsröhren: „Wenn diese unter einem Acker sind, der bis zum Flussrand geht, könnte im schlimmsten Fall ein Traktor einbrechen, das ist aber relativ selten der Fall“, berichtet der Biberfachmann. Eine einfache Lösung hat der Experte auch parat: Gäbe es in Bayern, wie in sämtlichen anderen Bundesländern, einen verpflichtenden Gewässerstreifen von bis zu zehn Metern, „dann würden 90 Prozent der Konflikte mit der Landwirtschaft nicht auftreten.“ Bei einer dauerhaften Schädigung durch den Biber werden auch Genehmigungen zum Abschuss erteilt. Im Landkreis Bamberg werde das im kommenden Winterhalbjahr zum ersten Mal der Fall sein, da ein Teichwirt enorme Verluste beklage. Im letzten Jahr wurden in ganz Bayern 670 Biber mit Genehmigung geschossen. Ansonsten ist die Jagd streng verboten.

Das aktuellste Projekt der Naturschützer wird gerade in Tirschenreuth in Angriff genommen: Dort wollen die Naturschützer Fotofallen aufstellen, um ermitteln zu können, wie viele Biber in einem Revier sind. Und in Bamberg werden wohl einige der Biberfans nun öfter zu der Campinginsel kommen, um die einmaligen Tiere zu beobachten.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / 13.08.2011 / Autor Tim-Niklas Kubach

Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

Artenschutz im Steigerwald