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Kamine sind für Vögel die Todesfalle
Kamine sind für Vögel die Todesfalle

18.08.2011

Oftmals geraten Vögel in die Öffnungen, stürzen in die Tiefe und haben keine Chance, sich aus dem dunklen Verlies zu befreien.

Landkreis Bamberg -
Was Stephanie Maydt vor wenigen Tagen in ihrem Kamin fand, ließ ihr den Atem stocken: Mindestens zehn kleine Skelette und zentimeterdicker Staub, „Leichenstaub“, wie sie mit Schaudern schildert.

Die 21-Jährige mag sich nicht ausmalen, welche grauenvolle Szenen sich da in ihrem Kamin abgespielt haben. Dabei wäre es so einfach, dem elenden Ende in Kaminen gefallener Vögel vorzubeugen: Entweder sieht man täglich nach, ob sich ein Piepmatz auf Abwegen befunden hat. Oder man lässt die Ausputzklappe einfach offen. Eine weitere Möglichkeit ist es, mit dem Schornsteinfeger zu sprechen, „der erklärt einem dann, mit welchem Schutzgitter am Schornstein sich vermeiden lässt, dass Vögel in den Kamin purzeln“.

Letzteres ist der Tipp von Monika Füllgraf, der „Vogelaufzucht-Mama“ des Bamberger Tierheimes Berganza. Sie hat die Kamin-Problematik in einem Gespräch mit Stephanie eher zufällig erwähnt. Daraufhin checkte die angehende Studentin ihren Kamin daheim – und machte den furchtbaren Fund.

Doch beim Entsetzen ließ Stephanie Maydt es nicht bewenden. Noch am gleich Abend machte sie sich auf Aufklärungstour durch ihre Nachbarschaft auf, schilderte das Problem, das jeden Kaminbesitzer treffen kann. „Als es dunkel wurde, habe ich aufgehört.“ Auch ihr Freund Marcel Zettner wurde bei sich in Hallstadt tätig. „Aber wir können ja nicht alle Häuser in Bamberg und im Landkreis abklappern“, erklärt Stephanie Maydt.

Deswegen wandte sie sich an den Fränkischen Tag, damit möglichst viele Menschen ihre Kamine überprüfen, beziehungsweise vogeleinbruch-sicher machen. „Jeder einzelne Vogel ist das wert“, findet Stephanies Freud Marcel. Dabei ist der 23-Jährige noch gar nicht so lange aktiver Tierschützer. Über Stephanie kam er dazu und hat dieser Tage seinen ersten eigenen Spatzen zur Aufzucht. Und wie kam Stephanie zum Tierschutz und speziell zur Rettung von gefiederten Exemplaren?

Die junge Frau lacht. „Eigentlich über meinen Papa und Kaninchen.“ Der Vater hatte im Wald ein ausgesetztes Kaninchen gefunden und mit nach Hause genommen. Das war der erste Tierschutz-Fall in der Familie Maydt. Es gesellten sich Kaninchen aus dem Tierheim zum Fundtier und Stephanie begann, sich für Tierschutz zu interessieren. So kam sie unter anderem in Kontakt mit Monika Füllgraf. Nachdem sie geäußert hatte, selbst verantwortungsvolle Jobs machen zu wollen, habe die Vogel-Mama prompt reagiert: „Da, hast eine Goldammer, fang’ an.“

So kam Stephanie Maydt zu ihrem ersten Peppel-Piepmatz. Das war im vergangenen Jahr. Die nun fitte und erwachsene Goldammer lebt immer noch bei Stephanie Maydt, obwohl sie schon lange hätte wegfliegen können. Bei den folgenden Pflege-Vögeln, die in Bamberg-Süd „landeten“ war das anders.


Stets zur Seite gestanden

Denn die junge Frau hatte Gefallen an der Aufzucht von Piepmätzen gefunden, zumal ihr Monika Füllgraf stets mit ihrem großen Wissen und Hilfe zur Seite stand.

Stephanie Maydt baute ihre Tierschutz-Aktivitäten aus. Seit einem Jahr ist sie Kurier-Fahrerin des Vereins – für Vögel und für Kaninchen. „Wenn irgendwo ein verletztes, ausgesetztes oder einfach hilfloses Tier gefunden wird“, rückt Stephanie mit ihrem VW-Bus an. Freund Marcel wuchs dank seiner Freundin gleichfalls in die Tierschutzarbeit hinein. Letztes Jahr etwa fing er einen Schwan ein. „Man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel, weil man Tiere aus nächster Nähe zu sehen kriegt, wie es sonst nie der Fall wäre“, sagt er mit einem Leuchten in den Augen.

Seine Freundin strahlt ebenfalls. „Es ist so ein Mama-Gefühl“. Monika Füllgraf nickt wissend, „einen Wellensittich kriegen sie nie so zahm, weil der schon alleine fressen kann, wenn er zu einem kommt.“ Das und noch viel, viel mehr weiß die 52-Jährige über ihre gefiederten Freunde.

Ein Rätsel

Warum die aber immer wieder in Kamine plumpsen, das ist ihr auch nach Jahrzehnten schleierhaft. So könne man nur rätseln, ob die Vögel sich verstecken, spielen, Futter suchen wollten oder schlicht das Dunkel für Boden gehalten haben.

Auf jeden Fall finden die drei Tierschützer, sei jeder Vogel der im Kamin verendet, einer zu viel. Eine Chance das dunkle Verlies zu verlassen, haben die Tiere nicht, „sie können nicht senkrecht nach oben fliegen“, erklärt Monika Füllgraf dazu. „Sie verhungern und verdursten elend, bei einem Spatz dauert das vier Tage.“

Am Ende des Pressetermins zeigt Stephanie Maydt ihre Kamine, ein kleiner Spatz im Tragekorb ist dabei. Er darf auch raus. Zutraulich und völlig frei sitzt er auf der Hand der jungen Frau. Sie strahlt, ihre Freund Marcel sagt, „das ist es, warum wir das machen“.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Bamberg / Autor:Anette Schreiber / 18.08.2011 / www.infranken.de


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