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Bald heißt es wieder: Ab in den Süden!
Bald heißt es wieder: Ab in den Süden!

24.08.2011

In den nächsten Tagen werden die ersten Altstörche auf ihren bis zu 10 000 Kilometer langen Weg in ihr Winterquartier gehen. Jüngere Vögel versammeln sich dagegen in kleineren Gruppen, um sich noch ein bisschen Speck anzufressen.



Scherneck/Reckendorf - Ein außergewöhnliches Bild hat sich den Autofahrern auf der Bundesstraße 4 südlich von Coburg geboten: Ein Dutzend Störche stolzierte seelenruhig durch die Itzgrund-Wiesen, schnappte da nach einem Frosch, zupfte dort im Gras herum. Ein schönes Foto-Motiv, aber kein total außergewöhnliches Phänomen. „Es ist in der jetzigen Jahreszeit nicht selten, dass sich junge Störche in Fluss- und Talauen sammeln“, erklärt Frank Reißenweber, Diplom-Biologe am Landratsamt in Coburg.

Mit dabei auch die vier Störche aus Reckendorf, denn das Paar aus dem Baunachgrund hat doppelten Nachwuchs bekommen, wie Horst-Betreuer Wolfgang Rößner beobachtet und dem Landesbund für Vogelschutz gemeldet hat.

Solche Vogel-Ansammlungen sind ein deutliches Zeichen: Die Storch-Saison in der Region geht ihrem Ende entgegen. Die älteren Brutvögel werden in den nächsten Tagen auf ihre lange Reise Richtung Süden gehen, die jüngeren Tiere bleiben dagegen noch ein bisschen in der Gegend. „Sie fressen sich noch Speck für ihre lange Reise an“, erklärt Reißenweber. Im September fühlen sie sich dann stark genug, um sich ebenfalls in ihr Winterquartier zu begeben. Nachzügler gibt es sogar, die sich erst Mitte Oktober aus der Region verabschieden.

„Meine vier Störche sind noch da“, weiß dagegen der Reckendorfer Rößner. „Von unserem Schlafzimmer aus kann ich jeden Morgen sehen, wenn sie über ein Feld stolzieren, das erst gedroschen wurde.“ Ansonsten steigt Rößner ins Dachgeschoss einer gegenüberliegenden Wirtschaft, um den Störchen ins Nest zu schauen.

Anmerkung der A.i.F. Redaktion: unter http://www.artenschutz-steigerwald.de/index.php?lang=de&p=40100&cid=&id=35894 konnte eine Dokumentation der Reckendorfer Weißstörche auf unsere Seite eingestellt werden die zusätzliche Informationen an die Hand gibt ...

Vogel-Fachleute rätseln heute noch, woher die jungen Störche – die erst in diesem Jahr geboten sind – eigentlich wissen, wie sie in ihre Storch-Winterquartiere nach Afrika kommen. „Es könnte sein, dass die Informationen über die Reiseroute schon bei Geburt bei den Tieren eingespeichert sind“, vermutet Frank Reißenweber. Außerdem gibt es natürlich auch die Altstörche, die weiter im Norden Deutschlands leben und ein bisschen später über Itz- und Baunachgrund hinweg fliegen. Denen schließen sich junge Störche als „Reisegruppe“ – wie sie im Itzgrund zu sehen war – dann auch gern an.

Das nördliche Franken liegt am Scheidepunkt, an dem sich die beiden Reiserouten der mittel- und nordeuropäischen Störche Richtung Süden trennen. Ein Teil der Tiere fliegt die östliche Route, die sie über den Bosporus in der Türkei in den Nahen Osten zunächst bis in den Sudan und dann weiter nach Tansania und in einzelnen Fällen sogar über 10 000 Kilometer nach Südafrika führt.

Die „West-Zieher“, wie sie die Vogel-Fachleute nennen, fliegen über Frankreich und Spanien nach Nordafrika. Diese Route ist deutlich kürzer, weil die Störche meistens bereits vor der Sahara überwintern – und dementsprechend im Frühjahr einen kürzeren Weg zurück nach Deutschland haben.

Deshalb vermutet Frank Reißenweber, dass insbesondere das Storchenpaar auf der Kaltenbrunner Brauerei in Nordwest-Afrika überwintert: „Sie sind ja jedes Jahr immer ganz früh da.“ Mit dem langen Weg über den Bosporus sei das kaum zu schaffen.

Von der Storchen-Population her zieht der Diplom-Biologe für heuer ein zwiespältiges Fazit. Da gibt es die erfreulichen Entwicklungen: In Seßlach und Bad Rodach waren zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder Storchen-Paare heimisch, wobei es die Seßlacher geschafft haben, zwei Jungvögel großzuziehen.

Dagegen hat es in Meschenbach bereits zum zweiten Mal seit 2010 Kämpfe um den Horst auf dem „Bräustübla“-Schlot gegeben – deshalb fiel dort der Nachwuchs schon wieder aus. Ob in diesem Fall der Storch, der in Rossach erfolglos einen Horst bauen wollte, der Angreifer war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Bei Störchen, so Reißenweber, gibt es immer wieder Probleme mit „randalierenden Jugendlichen“ – Jungvögeln, die auf der Suche nach einem geeigneten Horst durch die Gegend ziehen und auch vor Angriffen auf ältere Brutpaare nicht zurückschrecken. Sie können auch der Grund für den Tod von drei kleinen Störchen in Ebensfeld gewesen sein. Ein echtes „Vorbild“ an Zuverlässigkeit ist dagegen immer wieder das Kaltenbrunner Storchenpaar – es hat in den vergangenen Monaten drei kräftige Jungvögel groß gezogen.

Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge / 24.08.2011 / Autoren: Berthold Köhler und Ralf Kestel / www.inftranken.de


Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.

Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder.

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