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Ohren der Fledermäuse verkrüppeln
Ohren der Fledermäuse verkrüppeln

07.11.20.11

Der Landesbund für Vogelschutz sorgt sich um die kleinen Jäger der Nacht. Bei einigen Bechsteinfledermäusen wurden körperliche Beeinträchtigungen entdeckt. Weiteres Problem: Die Graureiher bei Dippach werden weniger.


Augsfeld - (Ufr.) Mit einem besonderen Phänomen wurden die Vogelschützer im Landkreis Haßberge konfrontiert. Sie fanden Bechsteinfledermäuse mit stark verkrüppelten Ohren. Bei der Kreisversammlung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) in Augsfeld sprach Hermann Jäger aus Tretzendorf, der Leiter der LBV-Kreisgruppe, das Problem an. Ihm liegen neben den Vogelarten, um die sich der LBV besonders kümmert, auch die im Kreis Haßberge heimischen Fledermäuse am Herzen.

Jäger kontrolliert seit fast 20 Jahren die Quartiere der Fledermäuse, und heuer wurde er mit einer faustdicken Überraschung konfrontiert. An zwei Orten im Steigerwald stellte er gleich bei vier verschiedenen Bechsteinfledermäusen stark verkrüppelte Ohren fest.

Aber was ist der Grund? Parasiten sind es jedenfalls nicht. Jäger schickte die Fotos mit den Tieren an Spezialisten der Universität in Erlangen. Auch die Profis in Sachen Fledermäuse mussten passen, wie bei der Kreisversammlung des Landesbundes in Augsfeld bekannt wurde. Sie können sich keinen Reim darauf machen und tappen bei der Suche nach dem Warum im Dunkeln.

Eine weitere Entwicklung bereitet den Vogelschützern Sorge. Über 400 Brutpaare gab es 1995 bei der größten Graureiher-Kolonie Bayerns in Dippach bei Eltmann. Seither schrumpft die Zahl der Horste von Jahr zu Jahr. 2006 waren es noch 230 Vogelpaare, und in diesem Jahr zählten die Mitglieder der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz gerade einmal 157 Brutplätze. Ähnliche Bestandsrückgänge gibt es beim Uhu sowie bei der Schleiereule.

Hermann Jäger aus Tretzendorf informierte bei der Jahrestagung über die aktuelle Situation. Insbesondere drei strenge Winter in Folge, so der Naturschützer, hätten den Vögeln, die sich nicht im Herbst auf die Reise nach Süden machen, stark zugesetzt. Bedingt durch diese Unbilden des Wetters sei die Mäusepopulation im Feld und im Wald zusammengebrochen; den Federtieren fehle die Nahrung, erläuterte der Experte.


Fettreserven fehlen

So ernähren sich die Graureiher in der kalten Jahreszeit zu etwa 80 Prozent von Mäusen. Eine vergebliche Mäusejagd nur wenige Tage hintereinander genügt, um Reihern oder Eulen den Garaus zu machen – ihnen fehlen die Fettreserven, um länger auszuharren. Für die Eulen sind gerade im Winter Einschlupflöcher in Scheunen besonders wichtig, um an kleine Beutetiere zu gelangen. In einem periodisch vorkommenden, ausgesprochenen Mäusejahr könnten sich die Bestände allerdings schnell erholen, meinte der Vogelkenner bei der Tagung.

Jäger ist der Meinung, dass ein intensiverer Mais- und Rapsanbau, bedingt etwa durch die Haßfurter Biogasanlage, keinen negativen Einfluss auf die Population beispielsweise des Uhus hat. Die Nachtvögel suchen ihre Beute nämlich in Steinbrüchen, im Wald, an Bachläufen oder in Siedlungen und meiden offene Ackerflächen.

Manfred Hußlein aus Zeil wollte wissen, ob Windkraftanlagen für bestimmte Vogelarten gefährlich seien. Die Frage blieb unbeantwortet, weil man bislang lediglich zufällig tote Vögel unter Windrädern fand. Nach dem Kenntnisstand der Ornithologin gibt es noch keine wissenschaftlich fundierte Untersuchung zu diesem Thema.

Die Hoffnung, dass sich der Steinkauz, früher in den alten Streuobstgürteln rund um die Dörfer der Haßberge und des Steigerwalds weit verbreitet, hier wieder niederlässt, hat sich bislang nicht erfüllt. Nur im benachbarten Grabfeld ist er zu finden. Obwohl die LBV-Mitglieder bereits im Vorjahr über 130 Röhren in Obstbäumen von Bundorf bis Königsberg installiert haben, ist der charakteristische Schrei der Käuze in der Dunkelheit im Kreis Haßberge nicht zu hören.

Abergläubisch hat man früher die gellenden „Kuwitt“-Rufe als „Komm mit“ gedeutet – der Steinkauz galt als Todesbote.

Verbunden war die Tagung in Augsfeld mit einer Ehrung. Harald Amon aus Ebern wurde für seine 30-jährige Mitgliedschaft beim LBV ausgezeichnet. Dazu gratulierten ihm Marc Sitkewitz von der Geschäftsstelle des Landesbundes für Vogelschutz in Veitshöchheim sowie Hermann Jäger als Leiter der LBV-Kreisgruppe Haßberge. Sie würdigten Harald Amons Engagement.



Quellenangabe: Fränkischer Tag / Hassberge |  07.11.2011 - Autor: Manfred Wagner / www.infranken.de


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