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Kühe und Ochsen als Rasenmäher 27.11.2011
Kühe und Ochsen als Rasenmäher
Kühe und Ochsen als Rasenmäher
27/28.11.2011
Neue Pläne gibt es für das Eberner Bundeswehrübungslände. Im Stadtrat deutet sich ein Schwenk an.
Ebern - Sein Auftritt war wenig aufregend, sachlich und fast unterkühlt gab er seine Ratschläge. Und doch markierte sein Erscheinen am Donnerstagabend im Stadtrat eine Kehrtwende : der Chef der oberen Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken gab das Startsignal für ein Naturschutzgebiet im einstigen Bundeswehrübungsgelände.
Durchaus vorstellbar, dass seine Visionen von weidenden Auerochsen, die von Touristen auf Kutschen begafft werden, bald Realität wird. Zumindest bei Erstem Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) hat der Leitende Regierungsdirektor aus Würzburg schon einen Umdenkprozess ausgelöst.
„Ich denke, dass der Stadtrat bereit und willens ist, nun – nachdem die Normenkontrollklage zurückgenommen wurde – für die Restflächen des Bundeswehrgeländes ein Konzept zu finden, das dem Naturschutz dient, aber auch eine gewisse Dividende im touristischen Bereich abwirft“, gab das Stadtoberhaupt die Denkrichtung vor.
Den Besuch des obersten amtlichen Naturschützers in Unterfranken bezeichnete Herrmann als „Initialzündung, an das vorher aufgeladene Thema jetzt konstruktiv ranzugehen“. Ein verschlüsselter Aufruf zum Friedensschluss mit dem Bund Naturschutz.
Zur Pflege verpflichtet
Daran hatte der Leitende Regierungsdirektor Jörg Steinhoff maßgeblichen Anteil. Sachlich, aber unmissverständlich hatte er die Räte daran erinnert, dass das 262 Hektar große Übungsgelände als FFH-Gebiet ausgewiesen ist. Daher gelte ein Verschlechterungsgebot. Dazu gehöre auch das Mähen der Wiesenflächen. Zuständig sei der Grundeigentümer – die Stadt also. Die Ausrede, „wir haben kein Geld, deshalb machen wir nichts“, wollte Steinhoff nicht gelten lassen.
Er zeigte auch einen Ausweg aus dem finanziellen Dilemma. Sollte das ökologisch wertvolle Übungsgelände zum Naturschutzgebiet erklärt werden, übernehme der Freistaat 90 Prozent aller Pflegekosten. Dass solche Konstellationen funktionieren, belegte Steinhoff anhand eines ähnliches Projektes bei Erlangen, wo Rinder auf den Wiesen weiden und sie so mähen – und zur Touristenattraktion wurden.
Einen Haken hat die Sache aber noch. Der bestehende Bebauungsplan, der auch die in Bau befindliche Photovoltaikanlage einschließt, erweist sich als Hindernis für ein Naturschutzgebiet. „Ein Bebauungsplan entspricht nicht den Förderrichtlinien.“ Deshalb werde derzeit an der Regierung juristisch geprüft, wie man aus diesem Dilemma herauskommt. „Wir wollen der Photovoltaikanlage die Rechtsgrundlage ja nicht entziehen.“
Seinem Bürgermeister wollte CSU-Sprecher Franz Geuß bei der Kehrtwende so schnell nicht folgen. Als ehemaliger Beamter der Standortverwaltung wusste Geuß, dass der Bund die Wiesen früher auch nur von Landwirten mähen ließ, was„ meines Wissens heute auch noch so ist“. Auch fragte sich Geuß, ob „wirklich die ganze Fläche in die Pflege reinkommen muss?“
Ähnlich dachte Jürgen Hennemann (SPD): „Das ist ein Riesengelände mit ganz unterschiedlichen Flächen und Wertigkeiten. Wir werden es nie schaffen, alle Fläche zu mähen.“
Verschlechterung erkennbar
Froh über die klaren Aussagen aus der Naturschutzbehörde war Oliver Kröner (EAL). „Ich stelle eine schleichende Verschlechterung fest, weil seit Jahren nix passiert.“ Auch für die Stadt Ebern gelte der im Grundgesetz verankerte Grundsatz, wonach Eigentum verpflichte.„Ich habe die dringende Bitte, dass die Stadt ihrer Pflegeverpflichtung nachkommt und sich dazu fachliche Beratung und finanzielle Unterstützung holt. “
Aufgrund der Erfahrungen bei Einführung des Naturparkes befällt Franz Geuß beim Gedanken an ein Naturschutzgebiet noch immer Argwohn: „Was wurde uns nicht alles versprochen und dann zeigte sich, dass die Dicke eines Bleistiftstriches auf einem Plan darüber entscheidet, ob ein Haus gebaut werden darf oder nicht.“
Auch Brunhilde Giegold (SPD) warnte vor zu viel Tempo: „Wir möchten hier und heute keine Beschlüsse aus dem Stand heraus fassen.“
Einen Zeitplan hätte Jörg Steinhoff aber doch gerne mit auf den Heimweg genommen. So einige man sich letztlich darauf, dass die Stadtverwaltung beschlussreife Vorschläge für den Stadtrat erarbeiten soll. Im Januar soll die nächste Besprechung stattfinden.
Derweil will Steinhoff innerhalb der Regierung von Unterfranken weitere Prüfungen anstellen lassen, wie das Naturschutzgebiet aussehen könnte. „Wir haben da aktuelle Datensätze. Wir werden ihnen aber nichts überstülpen, sondern die Absprache suchen“, versprach der Oberstleutnant der Reserve.
Dieser Vorgehensweise stimmte der Stadtrat ohne Gegenstimme zu. Jetzt muss er noch ein Fleckchen suchen, wo zusammen mit den Vertretern des Bund Naturschutz das Kriegsbeil begraben wird.
Quellenangabe: Fränkischer Tag | 26.11.2011 - Autor Fotos : Ralf Kestel/ www.infranken.de
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
27/28.11.2011
Neue Pläne gibt es für das Eberner Bundeswehrübungslände. Im Stadtrat deutet sich ein Schwenk an.
Ebern - Sein Auftritt war wenig aufregend, sachlich und fast unterkühlt gab er seine Ratschläge. Und doch markierte sein Erscheinen am Donnerstagabend im Stadtrat eine Kehrtwende : der Chef der oberen Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken gab das Startsignal für ein Naturschutzgebiet im einstigen Bundeswehrübungsgelände.
Durchaus vorstellbar, dass seine Visionen von weidenden Auerochsen, die von Touristen auf Kutschen begafft werden, bald Realität wird. Zumindest bei Erstem Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) hat der Leitende Regierungsdirektor aus Würzburg schon einen Umdenkprozess ausgelöst.
„Ich denke, dass der Stadtrat bereit und willens ist, nun – nachdem die Normenkontrollklage zurückgenommen wurde – für die Restflächen des Bundeswehrgeländes ein Konzept zu finden, das dem Naturschutz dient, aber auch eine gewisse Dividende im touristischen Bereich abwirft“, gab das Stadtoberhaupt die Denkrichtung vor.
Den Besuch des obersten amtlichen Naturschützers in Unterfranken bezeichnete Herrmann als „Initialzündung, an das vorher aufgeladene Thema jetzt konstruktiv ranzugehen“. Ein verschlüsselter Aufruf zum Friedensschluss mit dem Bund Naturschutz.
Zur Pflege verpflichtet
Daran hatte der Leitende Regierungsdirektor Jörg Steinhoff maßgeblichen Anteil. Sachlich, aber unmissverständlich hatte er die Räte daran erinnert, dass das 262 Hektar große Übungsgelände als FFH-Gebiet ausgewiesen ist. Daher gelte ein Verschlechterungsgebot. Dazu gehöre auch das Mähen der Wiesenflächen. Zuständig sei der Grundeigentümer – die Stadt also. Die Ausrede, „wir haben kein Geld, deshalb machen wir nichts“, wollte Steinhoff nicht gelten lassen.
Er zeigte auch einen Ausweg aus dem finanziellen Dilemma. Sollte das ökologisch wertvolle Übungsgelände zum Naturschutzgebiet erklärt werden, übernehme der Freistaat 90 Prozent aller Pflegekosten. Dass solche Konstellationen funktionieren, belegte Steinhoff anhand eines ähnliches Projektes bei Erlangen, wo Rinder auf den Wiesen weiden und sie so mähen – und zur Touristenattraktion wurden.
Einen Haken hat die Sache aber noch. Der bestehende Bebauungsplan, der auch die in Bau befindliche Photovoltaikanlage einschließt, erweist sich als Hindernis für ein Naturschutzgebiet. „Ein Bebauungsplan entspricht nicht den Förderrichtlinien.“ Deshalb werde derzeit an der Regierung juristisch geprüft, wie man aus diesem Dilemma herauskommt. „Wir wollen der Photovoltaikanlage die Rechtsgrundlage ja nicht entziehen.“
Seinem Bürgermeister wollte CSU-Sprecher Franz Geuß bei der Kehrtwende so schnell nicht folgen. Als ehemaliger Beamter der Standortverwaltung wusste Geuß, dass der Bund die Wiesen früher auch nur von Landwirten mähen ließ, was„ meines Wissens heute auch noch so ist“. Auch fragte sich Geuß, ob „wirklich die ganze Fläche in die Pflege reinkommen muss?“
Ähnlich dachte Jürgen Hennemann (SPD): „Das ist ein Riesengelände mit ganz unterschiedlichen Flächen und Wertigkeiten. Wir werden es nie schaffen, alle Fläche zu mähen.“
Verschlechterung erkennbar
Froh über die klaren Aussagen aus der Naturschutzbehörde war Oliver Kröner (EAL). „Ich stelle eine schleichende Verschlechterung fest, weil seit Jahren nix passiert.“ Auch für die Stadt Ebern gelte der im Grundgesetz verankerte Grundsatz, wonach Eigentum verpflichte.„Ich habe die dringende Bitte, dass die Stadt ihrer Pflegeverpflichtung nachkommt und sich dazu fachliche Beratung und finanzielle Unterstützung holt. “
Aufgrund der Erfahrungen bei Einführung des Naturparkes befällt Franz Geuß beim Gedanken an ein Naturschutzgebiet noch immer Argwohn: „Was wurde uns nicht alles versprochen und dann zeigte sich, dass die Dicke eines Bleistiftstriches auf einem Plan darüber entscheidet, ob ein Haus gebaut werden darf oder nicht.“
Auch Brunhilde Giegold (SPD) warnte vor zu viel Tempo: „Wir möchten hier und heute keine Beschlüsse aus dem Stand heraus fassen.“
Einen Zeitplan hätte Jörg Steinhoff aber doch gerne mit auf den Heimweg genommen. So einige man sich letztlich darauf, dass die Stadtverwaltung beschlussreife Vorschläge für den Stadtrat erarbeiten soll. Im Januar soll die nächste Besprechung stattfinden.
Derweil will Steinhoff innerhalb der Regierung von Unterfranken weitere Prüfungen anstellen lassen, wie das Naturschutzgebiet aussehen könnte. „Wir haben da aktuelle Datensätze. Wir werden ihnen aber nichts überstülpen, sondern die Absprache suchen“, versprach der Oberstleutnant der Reserve.
Dieser Vorgehensweise stimmte der Stadtrat ohne Gegenstimme zu. Jetzt muss er noch ein Fleckchen suchen, wo zusammen mit den Vertretern des Bund Naturschutz das Kriegsbeil begraben wird.
Quellenangabe: Fränkischer Tag | 26.11.2011 - Autor Fotos : Ralf Kestel/ www.infranken.de
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
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