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„Es gruselt“ und macht nachdenklich 15.01.2012
„Es gruselt“ und macht nachdenklich

„Es gruselt“ und macht nachdenklich
15.01.2012
Der „Zeiler Hexenturm“, das Dokumentationszentrum zur Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert in Zeil, kommt bei den Besuchern an.
Die Konzeption überzeugt. Kleinere Nachbesserungen sind noch geplant.
Zeil - ( Lks. Hassberge ) Tief versunken in die Texte, liest Elvin Ulubas Seite um Seite. Die 32-jährige Studentin sitzt im Eingangsbereich des neuen Informations- und Dokumentationszentrums zur Hexenverfolgung in Zeil. Sie blättert weiter in den Verhörprotokollen, die den Schrecken und das ganze Ausmaß der Verfolgung von Unschuldigen im 17. Jahrhundert in Zeil vor Augen führen. Rund 400 Menschen sind damals zwischen 1616 und 1631 als Hexen denunziert, gefangen genommen, gefoltert und ermordet worden. Das neue Dokumentationszentrum, das am 20. November 2011 eröffnet worden ist, erinnert an das Schicksal der geschundenen Menschen und hält das Gedenken an die vielen Opfer von damals aufrecht.
„Sehr schöne Präsentation“
„Ich könnte hier stundenlang sitzen und die Verhörprotokolle lesen“, sagt Elvin Ulubas. „Das ist Irrsinn“, was damals geschehen ist. Ähnlich sieht es ihr Freund Sebastian Lang, mit dem die aus der Nähe von Bremen stammende Studentin nach Zeil gekommen ist. Der 29-Jährige ist wie seine Freundin fasziniert vom Dokumentationszentrum im ehemaligen Fronhaus und im benachbarten Stadtturm. „Eine sehr schöne Präsentation. Es gruselt mich und regt zum Nachdenken an“, schreibt der junge Mann später in das Buch, das im Obergeschoss des Hauses direkt neben einem Modell der Zeiler Altstadt ausliegt.
Darin sollen die Besucher des Zentrums ihre Meinung kundtun über das Haus, das Konzept der Darstellung und die Geschichte der Hexenverfolgung, die eines der dunkelsten Kapitel in der Historie der Stadt ist. Schuld daran, dass Zeil in diese Lage vor knapp 400 Jahren gekommen ist, sind Bamberger Fürstbischöfe. Sie nutzten das 30 Kilometer entfernt liegende Zeil als ihren „Brennofen“.
Elvin Ulubas hat sich schon immer für diese Epoche in der Geschichte interessiert. Die 32-Jährige und ihr Freund, der aus der Nähe von Amberg in der Oberpfalz kommt, hatten an einer Nachtwächterführung in Bamberg teilgenommen. Dort kam die Hexenverfolgung zur Sprache, und die beiden, die Politikwissenschaften im hessischen Marburg studieren, wollten mehr wissen. Der Bamberger Nachtwächter wies die beiden auf das neue Zentrum in Zeil hin, und am nächsten Tag besichtigten die Studenten den „Zeiler Hexenturm“, wie das Dokumentationszentrum heißt.
Über 750 Besucher
Sebastian Lang und Elvin Ulubas sind zwei von insgesamt über 750 Besuchern, die seit der Eröffnung am 20. November den „Zeiler Hexenturm“ angeschaut haben. Die Zahl 750 nennt Birgit Geißler unserer Zeitung. Sie ist die Leiterin des neuen Zentrums. Die Kunsthistorikerin bestätigt ebenso wie der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD), dass die Stadt mit dem Konzept den richtigen Weg gegangen ist. Es ist kein Museum, sondern ein Dokumentationszentrum.
Die audiovisuellen Einspielungen in drei Räumen kämen selbst bei älteren Besuchern an, hat Birgit Geißler erfahren. Die Resonanz sei gut, freuen sich Birgit Geißler und Thomas Stadelmann darüber, dass die neue Einrichtung in Zeil angenommen wird.
Ganz fertig ist das Zentrum noch nicht. Derzeit fehlt noch das pädagogische Konzept, das für den Besuch von Schulklassen erarbeitet wird. Der Auftrag für dieses Konzept ist an eine Agentur vergeben worden. Die hat, wie Birgit Geißler schilderte, eben mit der Arbeit begonnen.
Ende März/Anfang April soll das Konzept vorliegen. Es soll für alle Altersklassen und für alle Schultypen geeignet sein. Wichtig ist Birgit Geißler, dass die Lehrer die Besichtigung des „Zeiler Hexenturms“ mit den Schülern gründlich vorbereiten und intensiv nachbesprechen.
Exponate?
Baulich fehlen noch Kleinigkeiten: die Hinweistafeln am Stadtturm zum Beispiel. Und im Bereich zwischen Schule und Stadtpfarrkirche sollen auch noch Hinweisschilder aufgestellt werden.
In der Überlegung ist, vielleicht ein Original-Verhörproto-koll aus dem 17.Jahrhundert als Exponat auszustellen. Zwar kann jeder in den gebundenen Abschriften der Verhörproto-kolle lesen, aber authentische Schriften aus der Zeit vor 400 Jahren sind bisher nicht zu sehen.
Auf keinen Fall sollen Folterwerkzeuge ausgestellt werden. „Einzelne fragen schon einmal nach einem Foltergerät“, berichtet Birgit Geißler. Sie hält davon aber nichts. „Wir sind kein Heimatmuseum“, betont sie. Außerdem seien keine Originalteile vorhanden. Und Nachbauten, etwa von Daumenschrauben, sind nach ihrer Einschätzung unseriös.
Das Dokumentationszentrum sei auch so „anschaulich“ und „interessant“, finden die beiden Studenten Sebastian Lang und Elvin Ulubas. Der 29-Jährige hat sich nach dem Rundgang in das Protokoll über das Verhör des Johann Langhans vertieft.
Der ehemalige Bürgermeister in Zeil hat akribisch Buch geführt über die Hexenprozesse in seiner Stadt. 137 Fälle hat er in seinen Tagebüchern aufgeschrieben, die erhalten sind und eine wesentliche Grundlage dafür bilden, dass diese Epoche der Geschichte der Nachwelt erhalten blieb. Der 138. Fall ist sein eigener. Johann Langhans wurde auch als Hexe denunziert, gefoltert und ermordet. Auf erschreckende Weise belege das Verhörprotokoll, sagt der Student Sebastian Lang, wie Johann Langhans „umgedreht wird“ – bis er am Ende wohl alles gestehen würde.
In der Aufnahme: Im Stadtturm: Sebastian Lang und Elvin Ulubas stehen vor dem so genannten Angstloch. Durch diese Öffnung im Boden wurden die Gefangenen einst in das Verlies hinab gelassen – 9,50 Meter ging es in die Tiefe.
Quellenangabe: Fränkischer Tag / 14.01.2012 / Autor - Foto: Klaus Schmitt
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
15.01.2012
Der „Zeiler Hexenturm“, das Dokumentationszentrum zur Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert in Zeil, kommt bei den Besuchern an.
Die Konzeption überzeugt. Kleinere Nachbesserungen sind noch geplant.
Zeil - ( Lks. Hassberge ) Tief versunken in die Texte, liest Elvin Ulubas Seite um Seite. Die 32-jährige Studentin sitzt im Eingangsbereich des neuen Informations- und Dokumentationszentrums zur Hexenverfolgung in Zeil. Sie blättert weiter in den Verhörprotokollen, die den Schrecken und das ganze Ausmaß der Verfolgung von Unschuldigen im 17. Jahrhundert in Zeil vor Augen führen. Rund 400 Menschen sind damals zwischen 1616 und 1631 als Hexen denunziert, gefangen genommen, gefoltert und ermordet worden. Das neue Dokumentationszentrum, das am 20. November 2011 eröffnet worden ist, erinnert an das Schicksal der geschundenen Menschen und hält das Gedenken an die vielen Opfer von damals aufrecht.
„Sehr schöne Präsentation“
„Ich könnte hier stundenlang sitzen und die Verhörprotokolle lesen“, sagt Elvin Ulubas. „Das ist Irrsinn“, was damals geschehen ist. Ähnlich sieht es ihr Freund Sebastian Lang, mit dem die aus der Nähe von Bremen stammende Studentin nach Zeil gekommen ist. Der 29-Jährige ist wie seine Freundin fasziniert vom Dokumentationszentrum im ehemaligen Fronhaus und im benachbarten Stadtturm. „Eine sehr schöne Präsentation. Es gruselt mich und regt zum Nachdenken an“, schreibt der junge Mann später in das Buch, das im Obergeschoss des Hauses direkt neben einem Modell der Zeiler Altstadt ausliegt.
Darin sollen die Besucher des Zentrums ihre Meinung kundtun über das Haus, das Konzept der Darstellung und die Geschichte der Hexenverfolgung, die eines der dunkelsten Kapitel in der Historie der Stadt ist. Schuld daran, dass Zeil in diese Lage vor knapp 400 Jahren gekommen ist, sind Bamberger Fürstbischöfe. Sie nutzten das 30 Kilometer entfernt liegende Zeil als ihren „Brennofen“.
Elvin Ulubas hat sich schon immer für diese Epoche in der Geschichte interessiert. Die 32-Jährige und ihr Freund, der aus der Nähe von Amberg in der Oberpfalz kommt, hatten an einer Nachtwächterführung in Bamberg teilgenommen. Dort kam die Hexenverfolgung zur Sprache, und die beiden, die Politikwissenschaften im hessischen Marburg studieren, wollten mehr wissen. Der Bamberger Nachtwächter wies die beiden auf das neue Zentrum in Zeil hin, und am nächsten Tag besichtigten die Studenten den „Zeiler Hexenturm“, wie das Dokumentationszentrum heißt.
Über 750 Besucher
Sebastian Lang und Elvin Ulubas sind zwei von insgesamt über 750 Besuchern, die seit der Eröffnung am 20. November den „Zeiler Hexenturm“ angeschaut haben. Die Zahl 750 nennt Birgit Geißler unserer Zeitung. Sie ist die Leiterin des neuen Zentrums. Die Kunsthistorikerin bestätigt ebenso wie der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD), dass die Stadt mit dem Konzept den richtigen Weg gegangen ist. Es ist kein Museum, sondern ein Dokumentationszentrum.
Die audiovisuellen Einspielungen in drei Räumen kämen selbst bei älteren Besuchern an, hat Birgit Geißler erfahren. Die Resonanz sei gut, freuen sich Birgit Geißler und Thomas Stadelmann darüber, dass die neue Einrichtung in Zeil angenommen wird.
Ganz fertig ist das Zentrum noch nicht. Derzeit fehlt noch das pädagogische Konzept, das für den Besuch von Schulklassen erarbeitet wird. Der Auftrag für dieses Konzept ist an eine Agentur vergeben worden. Die hat, wie Birgit Geißler schilderte, eben mit der Arbeit begonnen.
Ende März/Anfang April soll das Konzept vorliegen. Es soll für alle Altersklassen und für alle Schultypen geeignet sein. Wichtig ist Birgit Geißler, dass die Lehrer die Besichtigung des „Zeiler Hexenturms“ mit den Schülern gründlich vorbereiten und intensiv nachbesprechen.
Exponate?
Baulich fehlen noch Kleinigkeiten: die Hinweistafeln am Stadtturm zum Beispiel. Und im Bereich zwischen Schule und Stadtpfarrkirche sollen auch noch Hinweisschilder aufgestellt werden.
In der Überlegung ist, vielleicht ein Original-Verhörproto-koll aus dem 17.Jahrhundert als Exponat auszustellen. Zwar kann jeder in den gebundenen Abschriften der Verhörproto-kolle lesen, aber authentische Schriften aus der Zeit vor 400 Jahren sind bisher nicht zu sehen.
Auf keinen Fall sollen Folterwerkzeuge ausgestellt werden. „Einzelne fragen schon einmal nach einem Foltergerät“, berichtet Birgit Geißler. Sie hält davon aber nichts. „Wir sind kein Heimatmuseum“, betont sie. Außerdem seien keine Originalteile vorhanden. Und Nachbauten, etwa von Daumenschrauben, sind nach ihrer Einschätzung unseriös.
Das Dokumentationszentrum sei auch so „anschaulich“ und „interessant“, finden die beiden Studenten Sebastian Lang und Elvin Ulubas. Der 29-Jährige hat sich nach dem Rundgang in das Protokoll über das Verhör des Johann Langhans vertieft.
Der ehemalige Bürgermeister in Zeil hat akribisch Buch geführt über die Hexenprozesse in seiner Stadt. 137 Fälle hat er in seinen Tagebüchern aufgeschrieben, die erhalten sind und eine wesentliche Grundlage dafür bilden, dass diese Epoche der Geschichte der Nachwelt erhalten blieb. Der 138. Fall ist sein eigener. Johann Langhans wurde auch als Hexe denunziert, gefoltert und ermordet. Auf erschreckende Weise belege das Verhörprotokoll, sagt der Student Sebastian Lang, wie Johann Langhans „umgedreht wird“ – bis er am Ende wohl alles gestehen würde.
In der Aufnahme: Im Stadtturm: Sebastian Lang und Elvin Ulubas stehen vor dem so genannten Angstloch. Durch diese Öffnung im Boden wurden die Gefangenen einst in das Verlies hinab gelassen – 9,50 Meter ging es in die Tiefe.
Quellenangabe: Fränkischer Tag / 14.01.2012 / Autor - Foto: Klaus Schmitt
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