Historisches Dach wird sturmfest
Historisches Dach wird sturmfest
22.12.2011
Dominikanerbau Im September begann die Sanierung des 600 Jahre alten Dachstuhls. Er wird Anschauungsobjekt für angehende Denkmalpfleger.
Bamberg - Auf einem Schrank in seinem Büro im Staatlichen Bauamt bewahrt Hubert Wagner ein Stück eines Eichenbalkens auf, der rund 600 Jahre alt ist und aus dem Dachstuhl des Dominikanerbaus stammt. Das Holz ist so wurmstichig und morsch, dass man es mit den bloßen Händen zerpflücken könnte. Es veranschaulicht gut den Zustand, in dem sich Teile des größten mittelalterlichen Dachs von Bamberg befinden. Auch Laien erschließt sich bei diesem Anblick der Sanierungsbedarf, den das Bauamt und die Otto-Friedrich-Universität, die die frühere Klosterkirche neben dem Schlenkerla aus Aula nutzt, Jahre lang reklamiert haben.
Nach der Bewilligung der nötigen Millionen durch den Bayerischen Landtag wird seit Spätsommer auf dem Dach gearbeitet. Der erste Bauabschnitt ist über dem Chorraum im Gange, danach kommt das Langhaus an die Reihe. Das 2000 Quadratmeter große Dach ist bis zu 80 Grad steil!
Die Neigung und die Größe des Daches sind selbst für Zimmerer, die auf historische Bauten spezialisiert sind, etwas Besonderes, gibt Rolf Langemann zu verstehen. Er ist der Vorarbeiter eines Teams der thüringischen Firma Denkmalbau Ettersburg. Die Handwerker haben seit Monaten in Bamberg zu tun: Erst sanierten sie im Auftrag der Stadt das ähnlich steile Dach der Kirche St. Elisabeth in der Oberen Sandstraße. Anfangs parallel, inzwischen ausschließlich arbeiten sie auf der ehemaligen Dominikanerkirche.
Über dem Chor ist schon an vielen Stellen marodes Holz ausgewechselt worden. Die neuen Teile heben sich durch ihre helle Farbe deutlich von der historischen Substanz ab. Jedes „Ersatzteil“ messen die Zimmerer an Ort und Stelle aus, schneiden es zu und fügen es ein.
Hubert Wagner, im Staatlichen Bauamt für die Projekte der Universität Bamberg zuständig, ist voll des Lobes über die Handwerker aus Thüringen: „Mit den Zimmerern haben wir einen Glücksgriff gemacht!“ Sie würden die hohe Qualität liefern, die dem Objekt angemessen sei. Außerdem würden sie zügig und oft mit Verstärkung arbeiten. Er hofft, dass auf diese Weise acht Wochen Zeitverzug aufgeholt werden können, die ganz am Anfang durch Probleme mit der Gerüstbaufirma entstanden seien.
Den Umfang des Holzaustausches geben Statiker, Baubiologin und Bauforscher in Abstimmung mit der Denkmalpflege vor. Hubert Wagner und sein Projektleiter Ralf Kürschner heben das sehr gute Einvernehmen aller Beteiligten auf dieser Baustelle hervor. Das sei nicht immer so gut.
Eng eingebunden in die Arbeiten am Dominikanerbau istThomas Eißing, Professor für Bauforschung und Baugeschichte an der Bamberger Hochschule. Er erklärt den sehr hohen Wert des Bauwerks für seine Disziplin: Es handle sich um die einzige in Franken erhaltene frühe Hallenkonstruktion. Sie weise eine für die Bauzeit innovative Konstruktionsweise auf, nämlich einen stehenden Dachstuhl. Bemerkenswert sei auch, dass ausschließlich geflößtes Holz verarbeitet wurde. Das sei zwar auch bei der Oberen Pfarre und der St. Gangolfskirche der Fall. Beim Dominikanerbau habe man es aber mit Sparren ungewöhnlicher Größe zu tun, 18 Meter lang.
Was den Dachstuhl darüber hinaus zu einem spannenden Forschungsobjekt macht, sind die zahlreich ablesbaren Veränderungen und Reparaturen, gute und weniger glückliche, seit dem 15. Jahrhundert. Deshalb ist es schon beschlossene Sache, dass unter dem Dach der Universitäts-Aula ein Lehrpfad für angehende Denkmalpfleger der Otto-Friedrich-Universität installiert wird. Wie hat man damals gearbeitet? Wie macht man es heute? Warum wurde was ausgewechselt? Warum hat man dieses und nicht jenes Holz verwendet? Antworten auf Fragen wie diese sollen die Studierenden bekommen, wenn sie eines Tages im Dachstuhl des Dominikanerbaus unterwegs sind. Den Pfad müsse man sich als hölzernen Steg vorstellen, erläutert Eißing. Er sei zugleich ein Bestandteil des statischen Ertüchtigungskonzeptes.
Zu den anderen Maßnahmen, die das Dach dauerhaft versteifen und für die Stürme der Zukunft wappnen sollen, zählt eine Verschalung. Sie besteht aus diagonal verlegten Brettern direkt unter den Dachlatten, an denen die Biberschwanz-Ziegel befestigt sind. Dem Klimawandel und der zunehmenden Unwettergefahr geschuldet ist die Entscheidung, die Ziegel künftig paarweise zu verklammern und an die Latten zu schrauben. So soll das Risiko minimiert werden, dass sich – wie zuletzt – einzelne lösen und beim Herunterfallen zur Gefahr für die Menschen rund um das Gebäude werden. Kürschner hat ausgerechnet, dass für das Dach 75 000 Stück benötigt werden.
Bevor die Dachdecker kommen, müssen die Zimmerleute fertig sein. Sie gehen morgen in die Weihnachtspause und machen nach Dreikönig weiter. Vorausgesetzt, das Wetter erlaubt es. Frostige Temperaturen wie gestern seien kein Hinderungsgrund, versichert der Vorarbeiter. Man sei es gewöhnt, bei Kälte zu arbeiten. Schnee und Eis könnten der Baustelle freilich eine Zwangspause auferlegen. Dann würde es für Handwerker oder Techniker auf dem Dach zu gefährlich.
Quellenangabe: Fränkischer Tag - Bamberg - 21.12.2011 - Jutta Behr-Groh / Foto Ronald Rinklef
Für die gelisteten Darstellungen trägt der Autor die redaktionelle Verantwortung.
Die Informationen geben ausnahmslos die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme unserer Organisation wieder. - Artenschutz im Steigerwald / Artenschutz in Franken
22.12.2011
Dominikanerbau Im September begann die Sanierung des 600 Jahre alten Dachstuhls. Er wird Anschauungsobjekt für angehende Denkmalpfleger.
Bamberg - Auf einem Schrank in seinem Büro im Staatlichen Bauamt bewahrt Hubert Wagner ein Stück eines Eichenbalkens auf, der rund 600 Jahre alt ist und aus dem Dachstuhl des Dominikanerbaus stammt. Das Holz ist so wurmstichig und morsch, dass man es mit den bloßen Händen zerpflücken könnte. Es veranschaulicht gut den Zustand, in dem sich Teile des größten mittelalterlichen Dachs von Bamberg befinden. Auch Laien erschließt sich bei diesem Anblick der Sanierungsbedarf, den das Bauamt und die Otto-Friedrich-Universität, die die frühere Klosterkirche neben dem Schlenkerla aus Aula nutzt, Jahre lang reklamiert haben.
Nach der Bewilligung der nötigen Millionen durch den Bayerischen Landtag wird seit Spätsommer auf dem Dach gearbeitet. Der erste Bauabschnitt ist über dem Chorraum im Gange, danach kommt das Langhaus an die Reihe. Das 2000 Quadratmeter große Dach ist bis zu 80 Grad steil!
Die Neigung und die Größe des Daches sind selbst für Zimmerer, die auf historische Bauten spezialisiert sind, etwas Besonderes, gibt Rolf Langemann zu verstehen. Er ist der Vorarbeiter eines Teams der thüringischen Firma Denkmalbau Ettersburg. Die Handwerker haben seit Monaten in Bamberg zu tun: Erst sanierten sie im Auftrag der Stadt das ähnlich steile Dach der Kirche St. Elisabeth in der Oberen Sandstraße. Anfangs parallel, inzwischen ausschließlich arbeiten sie auf der ehemaligen Dominikanerkirche.
Über dem Chor ist schon an vielen Stellen marodes Holz ausgewechselt worden. Die neuen Teile heben sich durch ihre helle Farbe deutlich von der historischen Substanz ab. Jedes „Ersatzteil“ messen die Zimmerer an Ort und Stelle aus, schneiden es zu und fügen es ein.
Hubert Wagner, im Staatlichen Bauamt für die Projekte der Universität Bamberg zuständig, ist voll des Lobes über die Handwerker aus Thüringen: „Mit den Zimmerern haben wir einen Glücksgriff gemacht!“ Sie würden die hohe Qualität liefern, die dem Objekt angemessen sei. Außerdem würden sie zügig und oft mit Verstärkung arbeiten. Er hofft, dass auf diese Weise acht Wochen Zeitverzug aufgeholt werden können, die ganz am Anfang durch Probleme mit der Gerüstbaufirma entstanden seien.
Den Umfang des Holzaustausches geben Statiker, Baubiologin und Bauforscher in Abstimmung mit der Denkmalpflege vor. Hubert Wagner und sein Projektleiter Ralf Kürschner heben das sehr gute Einvernehmen aller Beteiligten auf dieser Baustelle hervor. Das sei nicht immer so gut.
Eng eingebunden in die Arbeiten am Dominikanerbau istThomas Eißing, Professor für Bauforschung und Baugeschichte an der Bamberger Hochschule. Er erklärt den sehr hohen Wert des Bauwerks für seine Disziplin: Es handle sich um die einzige in Franken erhaltene frühe Hallenkonstruktion. Sie weise eine für die Bauzeit innovative Konstruktionsweise auf, nämlich einen stehenden Dachstuhl. Bemerkenswert sei auch, dass ausschließlich geflößtes Holz verarbeitet wurde. Das sei zwar auch bei der Oberen Pfarre und der St. Gangolfskirche der Fall. Beim Dominikanerbau habe man es aber mit Sparren ungewöhnlicher Größe zu tun, 18 Meter lang.
Was den Dachstuhl darüber hinaus zu einem spannenden Forschungsobjekt macht, sind die zahlreich ablesbaren Veränderungen und Reparaturen, gute und weniger glückliche, seit dem 15. Jahrhundert. Deshalb ist es schon beschlossene Sache, dass unter dem Dach der Universitäts-Aula ein Lehrpfad für angehende Denkmalpfleger der Otto-Friedrich-Universität installiert wird. Wie hat man damals gearbeitet? Wie macht man es heute? Warum wurde was ausgewechselt? Warum hat man dieses und nicht jenes Holz verwendet? Antworten auf Fragen wie diese sollen die Studierenden bekommen, wenn sie eines Tages im Dachstuhl des Dominikanerbaus unterwegs sind. Den Pfad müsse man sich als hölzernen Steg vorstellen, erläutert Eißing. Er sei zugleich ein Bestandteil des statischen Ertüchtigungskonzeptes.
Zu den anderen Maßnahmen, die das Dach dauerhaft versteifen und für die Stürme der Zukunft wappnen sollen, zählt eine Verschalung. Sie besteht aus diagonal verlegten Brettern direkt unter den Dachlatten, an denen die Biberschwanz-Ziegel befestigt sind. Dem Klimawandel und der zunehmenden Unwettergefahr geschuldet ist die Entscheidung, die Ziegel künftig paarweise zu verklammern und an die Latten zu schrauben. So soll das Risiko minimiert werden, dass sich – wie zuletzt – einzelne lösen und beim Herunterfallen zur Gefahr für die Menschen rund um das Gebäude werden. Kürschner hat ausgerechnet, dass für das Dach 75 000 Stück benötigt werden.
Bevor die Dachdecker kommen, müssen die Zimmerleute fertig sein. Sie gehen morgen in die Weihnachtspause und machen nach Dreikönig weiter. Vorausgesetzt, das Wetter erlaubt es. Frostige Temperaturen wie gestern seien kein Hinderungsgrund, versichert der Vorarbeiter. Man sei es gewöhnt, bei Kälte zu arbeiten. Schnee und Eis könnten der Baustelle freilich eine Zwangspause auferlegen. Dann würde es für Handwerker oder Techniker auf dem Dach zu gefährlich.
Quellenangabe: Fränkischer Tag - Bamberg - 21.12.2011 - Jutta Behr-Groh / Foto Ronald Rinklef
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