Fledermausschutz im Steigerwald

Hier gefiel es den großen Bartfledermäusen. Hinter einem der oberen Fensterläden wurden erstmalig im Steigerwald die Wochenstube der großen Bartfledermaus dokumentiert.

Fledermausschutz im Steigerwald

In diesem Spalt wurde der "Bartnachwuchs" groß gezogen. Was für eine Bereicherung für die Steigerwaldregion - Heimat vieler stark bedrohter Fledermausarten!

Steigerwaldbärte

07 / 2007 - Mutmaßlich erster Nachweis einer Wochenstube der Fledermausart „große Bartfledermaus“ im Steigerwald dokumentiert .



Nein, auch wenn es so klingt, richtig groß ist die Große Bartfledermaus (Myotis brandtii) wirklich nicht, sondern zählt mit einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. 4 cm einer Spannweite von bis zu 24 cm und einem Gewicht von 6 g neben der Mücken-, der Zwerg- und der ähnlichen Kleinen Bartfledermaus (Myotis mystacinus) hierzulande zu den kleinsten Arten.

Während Zwerg- und Kleine Bartfledermäuse als typische Dorffledermäuse in etlichen Dörfern des Steigerwaldes nachts um die Laternen flattern, fehlte bislang der direkte Nachweis einer Wochenstube der Großen Bartfledermaus im Steigerwald.

Kein Wunder, gilt diese laut Roter Liste als „stark gefährdet“, und dies nicht nur Bayern-, sondern auch bundesweit.

Umso erfreuter waren die Fledermausschützer, als ihnen in diesem Sommer der Nachweis dieser ausgesprochen seltenen Art gelang: Gut versteckt hinter aufgeklappten Fensterläden saßen 11 Exemplare dieser Winzlinge.

Die Wochenstube war zwar den Fledermausfreunden schon einige Jahre bekannt, doch hatte man die Tiere bis dato für Zwergfledermäuse gehalten.

Eine Artbestimmung von Tieren, die im oberen Stock hinter Fensterläden verkrochen sind, ist auch für einen Spezialisten ein Problem.

Doch ermöglichte die nette, aufgeschlossene Hausbesitzerin den Fachleuten heuer den Zugang zum Dachbodenfenster, so dass die Tiere vorsichtig mit Hilfe eines kleinen Taschenspiegels aus nächster Nähe betrachtet und mit größter Wahrscheinlichkeit der Art „Große Bartfledermaus“ zugeordnet werden konnten.

Manchmal ist es durchaus sinnvoll, sich Fledermäuse aus der Nähe anzusehen, um eine exakte Artbestimmung zu gewährleisten.

So entpuppt sich mancher Fund (wie in diesem Fall) als kleine Sensation. Unterscheidungskriterien zur häufigeren, Kleinen Bartfledermaus ist nicht die Größe, sondern vielmehr die Fellfärbung, Form und Farbe des Tragus (Ohrdeckel) sowie gewisse Zahnmerkmale und (bei ausgewachsenen Männchen) die Form des Penis (dieses Merkmal ist allerdings in Wochenstuben, die ja bekanntlich aus Weibchen und ihrem Nachwuchs bestehen, nicht nachprüfbar…).

Sehr entzückt waren die Fledermausspezialisten übrigens, als sie feststellten, dass unter der Flughaut einer der Fledermausmamas ein Baby hervorlugte.

Bartfledermäuse bevorzugen als Jagdhabitate in der der Regel eine Kombination zwischen naturnahen Waldstrukturen, Feuchtbereichen und Bruchwaldsektionen.

Myotis brandtii ist in der Lage recht große Strecken (über 10 Kilometer) zwischen ihren Quartieren und den Jagdlebensräumen zurückzulegen.

Interessant, dass die große Bartfledermaus in Europa erst 1958 entdeckt wurde.



Artikel in autorisierter Abstimmung mit allen am Projekt beteiligten Instititionen. Für die hier gelistetetn Darstellungen tragen die jeweiligen Autoren die Verantwortung.