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2025-11
Die Gemeine Getreidewanze – eine kleine Geschichte und ein großes Thema
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Die Gemeine Getreidewanze – eine kleine Geschichte und ein großes Thema

  • 17/18.10.2025

An einem warmen Junimorgen liegt ein Weizenfeld still im goldenen Licht. Der Tau glitzert noch auf den Ähren, während die Sonne langsam aufsteigt. Zwischen den Halmen bewegt sich lautlos ein kleines, unscheinbares Tier – flach, rundlich und von bräunlich-grauer Farbe. 

Es ist die Gemeine Getreidewanze, ein Wesen, das auf den ersten Blick harmlos wirkt, aber für Bauern seit Jahrhunderten ein unerwarteter Gegenspieler ist. Was wie eine friedliche Szene wirkt, kann im Laufe des Sommers zu einer ernsten Herausforderung werden. Denn diese kleine Wanze hat eine besondere Vorliebe: den Saft der Getreidekörner.
Artbeschreibung

Die Gemeine Getreidewanze (Eurygaster maura) gehört zur Familie der Schildwanzen (Pentatomidae) und ist in weiten Teilen Europas, Nordafrikas und Westasiens verbreitet. Ihr Körper ist flach, oval und misst etwa 8 bis 10 Millimeter. Die Färbung variiert von hellbraun bis grau, oft mit dunkleren Flecken oder einem zarten Muster, das sie hervorragend an den Boden oder abgestorbene Pflanzenteile anpasst – ein natürlicher Tarnmechanismus gegen Fressfeinde.

Im Frühjahr erwachen die überwinternden erwachsenen Tiere aus ihrer Kältestarre und suchen gezielt Getreidefelder auf. Dort stechen sie mit ihrem Rüssel (Stech-Saugrüssel) in die jungen Pflanzen und später in die Körner. Durch ihr Saugen wird nicht nur der Nährstoffgehalt beeinträchtigt – die Wanze injiziert auch Verdauungsenzyme, die das Klebereiweiß (Gluten) im Korn verändern. Das führt zu schlechteren Backeigenschaften des Mehls, was sie in der Landwirtschaft zu einem gefürchteten Schädling macht.

Die Weibchen legen im Frühsommer ihre Eier an die Blätter oder Halme von Gräsern und Getreide. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Nymphen, die sich über mehrere Häutungen hinweg zu erwachsenen Tieren entwickeln. Im Spätsommer suchen die fertigen Wanzen geschützte Plätze – meist unter Laub oder in Waldrändern – auf, um dort zu überwintern.

Ausblick und Entwicklungsperspektive

Mit dem Klimawandel und den zunehmend milden Wintern könnte sich die Lebensweise der Gemeinen Getreidewanze weiter verändern. Längere Vegetationszeiten und wärmere Frühjahre ermöglichen eine frühere Aktivität und teils höhere Überlebensraten der Populationen. Gleichzeitig führen veränderte Anbaupraktiken und integrierte Pflanzenschutzstrategien dazu, dass sich ihre Ausbreitung regional unterscheidet.

Zukunftsweisend sind Forschungsansätze, die auf biologische Gegenspieler wie parasitische Schlupfwespen oder auf pflanzenbauliche Maßnahmen setzen, um das ökologische Gleichgewicht zu wahren. Denn die Gemeine Getreidewanze ist mehr als nur ein Schädling – sie ist Teil eines komplexen Ökosystems, das von Klima, Landwirtschaft und Biodiversität gleichermaßen geprägt wird.

Vielleicht wird man eines Tages auf die kleine Wanze nicht nur als Plagegeist, sondern auch als Indikator für ökologische Veränderungen blicken – ein winziger Zeuge im großen Wandel unserer Landschaften.




In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch

  •     Getreidewanzen im ökologischen Kontext: Teil eines empfindlichen Gleichgewichts zwischen Landwirtschaft, Klima und natürlicher Feindfauna.
Artenschutz in Franken®  
Die Mauerassel (Oniscus asellus)
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Die Mauerassel – Ein stiller Bewohner im Verborgenen

16/17.10.2025

  • Eine kleine Geschichte aus der Dunkelheit

Zwischen alten Steinen, unter feuchtem Laub und in den Ritzen einer Gartenmauer regt sich leises Leben. Wenn die Nacht hereinbricht und der Boden noch vom Tagesregen glänzt, kriecht eine kleine Gestalt hervor – grau, gepanzert und doch erstaunlich flink. Die Mauerassel beginnt ihre nächtliche Erkundung. Sie sucht nach welkem Laub, morschem Holz und allem, was sich langsam in Erde verwandelt. Unscheinbar und oft übersehen, ist sie doch eine der wichtigsten Helferinnen im natürlichen Kreislauf des Lebens.
Artbeschreibung

Die Mauerassel (Oniscus asellus) gehört zur Familie der Landasseln (Oniscidae) und ist eine der häufigsten Asselarten in Mitteleuropa. Ihr Körper ist flach und länglich, besteht aus sieben Panzersegmenten und kann bis zu 16 Millimeter lang werden. Die Färbung reicht von hellgrau bis dunkelbraun, oft mit einem dezenten Marmorierungsmuster, das ihr in ihrem bevorzugten Lebensraum eine hervorragende Tarnung bietet.

Als ehemaliger Meeresbewohner hat die Mauerassel im Laufe der Evolution die Landanpassung vollzogen, benötigt jedoch weiterhin feuchte Lebensräume. Sie atmet über sogenannte Kiemenblättchen, die nur in einer feuchten Umgebung funktionsfähig bleiben. Daher findet man sie vor allem unter Steinen, Holz, Laub oder in Komposthaufen – Orte, an denen sie Schutz vor Austrocknung und Nahrung zugleich findet.

Ihre Ernährung besteht überwiegend aus abgestorbenem pflanzlichem Material. Damit trägt sie maßgeblich zur Zersetzung organischer Substanz und zur Bildung fruchtbarer Böden bei – eine unverzichtbare Rolle im Stoffkreislauf vieler Ökosysteme.

Perspektive einer Mauerassel – Leben im Wandel

Aus der Sicht der Mauerassel hat sich die Welt in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Wo früher feuchte Waldränder, Hecken und alte Mauern Schutz boten, breiten sich heute versiegelte Flächen, gepflegte Steingärten und künstliche Strukturen aus. Die Zahl der Rückzugsorte sinkt, das Mikroklima wird trockener, und die Suche nach geeigneten Lebensräumen wird zunehmend schwieriger.

Doch die Mauerassel ist anpassungsfähig. In Gärten, Kompostanlagen und begrünten Mauern findet sie neue Nischen, sofern dort Feuchtigkeit und organisches Material vorhanden sind. Jede Laubschicht, jedes morsches Holzstück und jeder Naturstein kann ihr ein kleines Zuhause bieten. Damit wird sie zu einem Symbol für die Bedeutung kleinräumiger Lebensräume und naturbelassener Strukturen – und erinnert uns daran, dass selbst die unscheinbarsten Tiere ihren festen Platz im großen Gefüge der Natur haben.

In der Aufnahme von Bernhard Schmalisch
  • „Typisch erkennbar: der flache, gegliederte Panzer der Mauerassel (Oniscus asellus).“
Artenschutz in Franken®  
Überlebensräume für gefährdete Zauneidechsen
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Überlebensräume für gefährdete Zauneidechsen

15/16.10.2025

  • Im Rahmen einer gezielten landschaftsökologischen Projektmaßnahme wurden innerhalb eines einwöchigen Zeitraums umfangreiche Arbeiten zur Aufwertung einer vormals extensiv genutzten Wiesenfläche durchgeführt. 

Ziel war die Schaffung und nachhaltige Etablierung hochwertiger Habitatstrukturen für die Zauneidechse (Lacerta agilis) sowie für eine Vielzahl weiterer, an strukturreiche Offenlandbiotope gebundener Begleitarten.
Hierzu wurden unterschiedliche Struktur- und Mikrohabitatelemente eingebracht, die sowohl den thermischen als auch den ökologischen Ansprüchen der Zielarten gerecht werden. Dazu zählten unter anderem das Aufschütten von sandigen Offenbodenbereichen als Eiablagehabitate, das Einbringen von Lesesteinhaufen und Totholzstrukturen als Rückzugs- und Sonnenplätze sowie die partielle Reduzierung der Vegetationsdichte, um ein Mosaik aus offenen und halboffenen Bereichen zu schaffen. Diese Maßnahmen dienen nicht nur der unmittelbaren Förderung der Zauneidechse, sondern leisten zugleich einen Beitrag zur Erhöhung der Strukturvielfalt und zur langfristigen Stabilisierung des lokalen Artenspektrums.

Der Abschluss der Maßnahme erfolgte am 04.10.2025 unter denkbar ungünstigen Witterungsbedingungen. Wiederkehrende Starkregenereignisse führten zu zeitweiligen Arbeitspausen und erschwerten die Bodenvorbereitung sowie den Einbau der vorgesehenen Strukturelemente erheblich. Dennoch konnten dank sorgfältiger Planung, flexibler Arbeitsorganisation und dem engagierten Einsatz der Beteiligten sämtliche vorgesehenen Arbeiten erfolgreich umgesetzt werden.

Mit Abschluss der Maßnahme steht nun eine deutlich aufgewertete Fläche zur Verfügung, die künftig einen wertvollen Beitrag zum Biotopverbund sowie zur Erhaltung und Förderung der Zauneidechse und ihrer Begleitfauna leisten wird. Eine Nachkontrolle der Habitatentwicklung ist im weiteren Verlauf vorgesehen, um die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen zu dokumentieren und gegebenenfalls durch pflegerische Nachsteuerungen zu optimieren.




In der Aufnahme
  • Aus einer an Arten armen Wiesenfläche wird ein Überlebensraum für im Bestand gefährdete Reptilienarten. 
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